Kroatien 22:21 besiegt. Deutschlands Handballer stehen im WM-Halbfinale. Sie haben sich durch die Partie durchgekämpft, das Aus von Spielmacher Martin Strobel weggesteckt, auch den schwarzen Tag der Flügelzange Uwe Gensheimer/Patrick Groetzki. Die sportliche Vorgabe des deutschen Handballbundes (DHB) ist bereits erfüllt. "Wir haben die erste und nicht erst die zweite Tür genommen", sagte Bundestrainer Christian Prokop: "Darauf bin ich unheimlich stolz." In der Köln-Arena feierten die Fans noch eine Stunde nach dem Abpfiff ihre neuen Handball-Helden, da stand Bob Hanning immer noch in den Katakomben.
Der DHB-Vizepräsident über...
… die Angst, dass das Spiel am Ende noch verloren geht: Nein, weil ich wusste, dass wir cleverer geworden sind. Wir haben vorne viel zu viele Bälle ausgelassen, auch ein Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki steht so ein Spiel zu. Dafür waren andere da. Wir haben die Krise gut überstanden am Anfang mit den sehr harten Zeitstrafen, mit der Situation, dass es vorn nicht läuft, mit der Situation Druck im Kessel. Das war richtig großes Kino. Jetzt sind wir so nah dran an der Medaille, jetzt holen wir sie auch.
… die Abwehr: Wir haben die beste Abwehr der Welt gebraucht und wir hatten mit Hendrik Pekeler vorn die beste Abwehr der Welt. Er war Weltklasse. Und vorn hatten wir Jannik Kohlbacher. Er hat dafür gesorgt, dass Peke und Bam Bam nicht Angriff spielen mussten. Diese Abwehr brauchen wir jetzt noch zweimal.
Pressestimmen: Handball-WM - Deutschland nach Zittersieg gegen Kroatien im Halbfinale
… Matchwinner Fabian Wiede: Wir waren vorher einen Kaffee trinken. Er hat Riesen-Rückenprobleme gehabt, musste deshalb mehr Bälle verteilen. Er darf mehr Fehler machen als jeder Spieler in dieser Mannschaft, weil er mehr als jeder Spieler in dieser Mannschaft finale Pässe spielt. Heute war die Bilanz zwischen allen Themen, als werfen, passen und final passen eine glatte Eins und deshalb haben wir das Spiel gewonnen.
… zum Werdegang von Fabian Wiede: Immer wenn es um etwas geht, ist auf den Jungen Verlass. Er hat bei allen vier Jugend-Meisterschaften der Füchse, beim Weltpokalsieg, DHB-Pokalsieg und auch bei der Europameisterschaft 2016 abgeliefert. Er hat sich von einem Individualisten - es war meine lebensgrößte Herausforderung - zu einem Teamspieler und Leader entwickelt. Er hat immer zurückgezahlt, schuldet uns gar nichts.



… wer nach der Strobel-Verletzung nachnominiert wird: Es gibt drei Möglichkeiten, die aber mit Christian Prokop noch nicht abgesprochen sind. Du kannst Franz Semper wieder reinnehmen. Da hast du am wenigsten Unruhe, gehst mit Wiede komplett auf die Mitte. Es gibt die Möglichkeit, klassisch zu denken mit dem Leipziger Niclas Pieczkowski, der ein Spiel lenken kann wie Martin Strobel. Oder man nutzt die Durchschlagskraft eines Tim Suton mit der Wucht der Jugend. Das wird sich in den nächsten 48 Stunden entscheiden.
. . . was der Halbfinaleinzug bedeutet: Das Halbfinale ist unbezahlbar. Wir waren mal in der Weltspitze drin, dann sehr schnell weg. Beides im übrigen zurecht. Dann waren wir bei dieser WM wieder dran, jetzt sind wir drin. Punkt eins. Dann kommen die Diskussionen mit dem Fernsehvertrag über fünf Jahre und der Ausvermarktung. Beides top. Und: Wir sind entweder für die Olympischen Spiele direkt qualifiziert oder wir haben ein Anrecht, um uns für ein Qualifikationsturnier zu bewerben, weil wir unter den Top vier sind. Und das werden wir tun. Denn wir haben immer noch das große Ziel Olympia 2020 (Goldmedaille als Zielvorgabe, d. Red.).
Das machen die Handball-Weltmeister von 2007 heute
. . . Diskussionen um Bundestrainer Christian Prokop: Ich habe gelesen, dass er sich komplett verwandelt hat. Nur: Das ist der Christian, den ich kenne. Das hat man ja nicht umsonst gemacht. Da steckt ja kein Freundschaftsdienst dahinter, einen Bundestrainer zu holen. Ich habe immer gesagt, du kannst von einer Sache leben oder für eine Sache leben. Wenn du Verein machst, lebst du von. Wenn du Verband machst, musst du führen. Und wir waren von der Entwicklung überzeugt. Das ist das, was er kann, was er macht. Alle haben eingezahlt in den Topf. Jetzt sind wir da, wo ich konzeptionell hinwollte.
… die Stimmung zum Halbfinale in Hamburg: Da werden es nur 13.000, nicht 19.250 Fans sein. Die Zuschauer werden auch mehr durchmischt sein. Das wird kein reines Heimspiel, nicht die Atmosphäre wie in Köln und Berlin sein. Aber das Hamburger Publikum kann sich bemühen, für drei pro Personen zu schreien und dann sind wir wieder da, wo wir hinwollen.