Belgrad/Leipzig. Noch vor zehn Tagen sah es so aus, als müssten die Handballerinnen des Sportgymnasiums Leipzig ihre hochwertige Einkleidung für die Schul-WM allein beim Spaziergang im Park tragen. Die Reise nach Belgrad war wegen der Corona-Schutzverordnung bereits abgesagt, als Sachsens Kultusminister Christian Piwarz doch noch persönlich Grünes Licht gab. Nun kehren die Handballerinnen nicht nur als würdige Vertreterinnen des Freistaates aus Serbien zurück, sondern als Weltmeisterinnen.
Dank an Kämpfer Bob Hanning
Das von Lehrer/Trainer Max Berthold betreute Team gewann alle fünf Spiele in sieben Tagen. Am Samstag setzten sich die Leipzigerinnen im Finale gegen körperlich starke Kontrahentinnen aus Ägypten 24:20 (12:11) durch – danach kannte der Jubel keine Grenzen. In der zweiten Hälfte setzten sich die Sächsinnen mit sechs Toren ab und erzwangen die Vorentscheidung. Zuvor hatten sie Serbien, Brasilien und zweimal Rumänien bezwungen. Ein Novum: Auch die Jungs aus Berlin wurden Weltmeister durch den 31:14-Finalsieg gegen Dänemark. Deren Trainer Bob Hanning hatte sich besonders dafür eingesetzt, dass die Reise nach Belgrad nicht Corona zum Opfer fällt.



Max Berthold bedankte sich ausdrücklich bei Bob Hanning, ohne dessen Einsatz die Leipzigerinnen daheim geblieben wären. „Er ist ein Kämpfer. Für den Sport macht er alles“, lobte Berthold den Berliner. Zur Leistung des Leipziger Teams sagte der Sportschullehrer: „Die Mädels waren mental top, haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert. Wir hatten vorher nur eine gemeinsame Einheit, beim HCL spielen sie in drei verschiedenen Teams.“
Auch HCL-Frauen siegen
Das Sportgymnasium Leipzig stand zum dritten Mal im Finale der Handball-Schul-WM. 2002 hatte es in Griechenland zu Silber gereicht. 2004 gab es den ersten Triumph – in Ungarn hieß gegen die Gastgeberinnen 26:25. Im damaligen Team der Jahrgänge 1986 bis 1988 standen die späteren Nationalspielerinnen Jana Krause und Susann Müller. Die aktuelle Siegertruppe ist 17 Jahre jünger. Vor allem Torhüterin Saskia Richter und Spielmacherin Lotta Röpcke wuchsen im Finale über sich hinaus. Wobei Lotta vor allem die Keeperin lobte: „Saskia hat einen super Job gemacht und uns in Abwehr und Angriff viel Kraft gegeben.“ Qualifiziert hatte sich 2019 beim Bundesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ ein älterer Jahrgang, coronabedingt waren die Welttitelkämpfe ein Jahr verschoben worden. Berthold hofft, dass alle Spielerinnen gesund geblieben sind. „Coronatests gab es in Belgrad nicht. Bis auf die Dänen und Deutschen hat kaum jemand Masken getragen.“
Der Triumph ist Ausdruck der Nachwuchsarbeit in Leipzig. Stolz war auch HCL-Coach Fabian Kunze, wenngleich ihm im Zweitligaspiel am Sonntag nur acht Stammspielerinnen zur Verfügung standen. Eine Niederlage in Lintfort hätte nicht verwundert. Doch die Frauen fühlten sich durch die Nachricht aus Belgrad zusätzlich motiviert, agierten in der Deckung so stabil wie lange nicht und wurden von 15 HCL-Fans angetrieben. So gewannen sie verdient 27:25 (14:12). „Das Wochenende ist jetzt perfekt. Heute konnten wir nicht falsch wechseln“, sagte Kunze mit Augenzwinkern.
Die Weltmeisterinnen: Emily Glimm, Jenny Illge, Tabea Wipper, Lara Seidel, Lotta Röpcke, Swantje Müller, Kim Lang, Isabel Ockernahl, Leoni Spott, Saskia Richter, Marlene Berg, Klara Bräse, Ronja Gühlcke, Raschda Bougarn.
Anzeige: Erlebe die Relegation zwischen dem SV Wehen Wiesbaden und Arminia Bielefeld auf WOW und fiebere live mit!