Alles geht wie am Fließband: Zwei Trecker tuckern nebeneinander über den Rasen des Rostocker Ostseestadions. Der eine zieht eine Schälmaschine hinter sich her. Der andere einen Hänger, auf dem der Abraum landet. Ist der voll beladen, rauscht das Gespann ab und das nächste geht in Position.
Rasen-Profis machen das Hansa-Grün wieder fit
Beim FC Hansa Rostock hat am Dienstag das große Abgrasen begonnen. Mit Spezialmaschinen wird die Spielfläche in der Arena abgetragen. Sie sieht ziemlich ramponiert aus. An einigen Stellen ist sie noch grün, an vielen braun, oder komplett runtergetrampelt – das Rammstein-Konzert hat Spuren hinterlassen.


Jetzt sind die Rasen-Profis am Werk. „Wir entfernen zunächst auf einer Fläche von 9200 Quadratmetern den Rasen und die Tragschicht. Das wird zwei Tage dauern. In der kommenden Woche beginnen wir mit dem Wiederaufbau“, erklärt Arnd Peiffer. Der Mann gehört zur Geschäftsführung des gleichnamigen Familienunternehmens und weiß alles über Rasen.
Anfrage von der FIFA
Das Know-how der Firma, die am Niederrhein zu Hause ist und bei Schwerin eine Niederlassung besitzt, ist europaweit gefragt. „Unser Rasen liegt auf den meisten Plätzen der Bundesliga, beim FC Barcelona, bei Real Madrid, den drei großen Klubs in Istanbul“, erzählt der 40-Jährige. Sogar die Fifa war schon Kunde. „Im vergangenen Jahr gab es Probleme mit dem Rasen im WM-Stadion von Samara. Wir haben 23 Lkw-Ladungen Rollrasen geliefert. Die Kühltransporter waren neun Tage unterwegs“, erzählt Peiffer.
Diese Spieler wurden in MV geboren, haben aber nie für Hansa Rostock gespielt
Das Problem war danach gelöst. Das Grün gedeiht in Willich am Niederrhein und in Alt Zachun in Mecklenburg. Dort wird es auf 250 beziehungsweise 80 Hektar gezüchtet. Das Rollrasen-Experiment, das Peiffers Großvater Mitte der 70er Jahre auf 2000 Quadratmetern begann, ist zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell geworden. Pro Jahr verkauft die Firma drei Millionen Quadratmeter Rollrasen.
Frischzellenkur für den Untergrund im Ostseestadion
Auch für den FC Hansa Rostock hat sein Unternehmen in der Vergangenheit schon häufiger gearbeitet. Diesmal ist ein bisschen mehr zu tun. „Erneuert wird nicht nur der Rasen, sondern auch die Schicht, die darunterliegt“, erklärt Wilfried Ehrke, Chef-Greenkeeper des Fußball-Drittligisten. Das sei gut, denn der Bereich unterhalb der Wurzeln sei im Laufe der Zeit stark verdichtet. Wasser kann ihn nicht mehr so gut durchdringen. Jetzt gibt es eine Frischzellenkur.
Alles laufe normgerecht gemäß DIN 18035, fachsimpelt Rasen-Experte Peiffer. Der neue Unterbau zeichne sich dadurch aus, dass die Mischung stimme – aus Sand, Boden und Lava. Der Rasen – Marke Peiffer Sports – der am kommenden Montag geliefert und ab Dienstag ausgerollt wird, sei robust, schärfest und regenerierungsfreudig, versichert der Unternehmer.
Rammstein-Konzert-Veranstaltet bezahlt Hansa Rostock den Rasen
Vor allem aber könne man auf dem Geläuf mit Champions-League-Qualität hervorragend Fußball spielen. Dafür wollen Peiffer und seine Mitarbeiter, die im Ostseestadion wirbeln, nichts dem Zufall überlassen. Nach dem Abtragen folgt die Laser-Feinplanung. Der Klub trägt diesmal nicht so sehr auf: Die neue Spielfläche wird nicht ganz so dick sein wie die vorhergehende. Das soll bewirken, dass die Rasenheizung effektiver und sparsamer arbeiten kann.
Die Rasen-Kosten von knapp unter 100 000 Euro darf der FC Hansa an den Veranstalter des Rammstein-Konzerts weiterreichen.
Arnd Peiffer und sein Team haben bis zum Bundesliga-Auftakt und darüber hinaus volle Auftragsbücher. „Wir reisen Rammstein hinterher, haben unter anderem in Dresden, Berlin und Hannover zu tun.“ Wenn alles erledigt ist, kann auch der Rasen-Guru endlich Urlaub machen. „Wir fahren nach Rügen. Der Norden hat es mir angetan“, verrät er.