Schweres Beben bei Hansa Rostock: Der Fußball-Drittligist steht ab sofort ohne Trainer und Sportchef da. Der angezählte Pavel Dotchev und völlig überraschend auch Vorstandsmitglied Markus Thiele wurden am Donnerstagmorgen mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden. Kurios: Hansa wollte den Rauswurf von Dotchev und Thiele zunächst nicht bestätigen. „Das hat statuarische Gründe“, sagte Pressesprecherin Marit Scholz mit Blick auf die Vereinssatzung. Im Klartext heißt das: Der Aufsichtsrat muss den Personalentscheidungen formal zustimmen, bevor sie offiziell verkündet werden können.
Wie und mit wem es nun bei Hansa sportlich weitergeht, ist gut drei Wochen vor dem ersten Liga-Spiel (27. Januar in Braunschweig) völlig offen. Der ehemalige Magdeburger Erfolgscoach Jens Härtel gilt als Favorit von Vorstandschef Robert Marien, der das sportliche Führungsduo am Morgen über die Entscheidung informierte. Vor dem Training setzte der 37-Jährige die Mannschaft in der Kabine über das sofortige Aus der beiden in Kenntnis. „Natürlich waren wir alle sehr überrascht, wir wussten von nichts“, sagte Kapitän Oliver Hüsing und fügte hinzu: „Es ist immer schade, wenn verantwortliche Personen, mit denen man eineinhalb Jahre sehr gut zusammengearbeitet hat, plötzlich nicht mehr da sind. Das ist für alle eine Niederlage.“
Am Donnerstagabend äußerten sich auch die Verantwortlichen des FC Hansa zu den Geschehnissen. Vorstandsboss Robert Marien sprach davon, dass dem Verein die Entscheidung sowohl menschlich, als auch sportlich nicht leichtgefallen sei. In seinem Statement ließ er verlauten, dass sich das Duo Dotchev/Thiele trotz vieler intensiver Gespräche nicht mehr als Einheit verstand und agierte. Dadurch sah sich der Verein gezwungen, „im sportlichen Bereich einen personellen Neuanfang zu vollziehen."
Die erste Übungseinheit des neuen Jahres leiteten vor rund 100 überraschten Zaungästen Dotchev-Assistent Uwe Ehlers und U-19-Coach Wladimir Liyuti, der die Fußballlehrer-Lizenz besitzt. „Für uns als Mannschaft geht es jetzt darum, dass wir unser Programm trotzdem vernünftig abspulen und uns bestmöglich vorbereiten – das ist unser Job, dafür sind wir hier angestellt“, sagte Hüsing. Am kommenden Dienstag startet die Mannschaft in ein zehntägiges Trainingslager in die Türkei – wohl ohne einen neuen Cheftrainer.


Am Mittwoch hatte Pavel Dotchev öffentlich mitgeteilt, dass sein zum Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Wenig später bestätigte dies auch Vereinschef Marien und beteuerte gleichzeitig, dass Dotchev in der Rückrunde Hansa-Trainer bleiben solle. Thiele, dessen Verhältnis zum Cheftrainer seit langem als schwer zerrüttet gilt, stehe indes nicht zur Disposition. Bei Gesprächen mit den Protagonisten, an denen nach OZ-Informationen auch der Aufsichtsrat beteiligt war, spitzten sich am Mittwoch die Konflikte zu. Am Ende wurde Dotchev und Thiele das Vertrauen entzogen.