Rostock. Pavel Dotchev ist bei Hansa ab sofort nur noch Trainer auf Abruf. Während sich die Vereinsführung zu den seit Tagen kursierenden Trennungsgerüchten bedeckt hielt, machte der Bulgare gestern sein bevorstehendes Aus in Rostock selbst öffentlich und teilte mit, dass sein am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. „Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber überrascht hat mich das nicht“, sagte Dotchev am Tag vor dem heutigen Trainingsauftakt.
Vorstandsboss Marien über Dotchevs Vorstoß „verstimmt"
Mit der Vereinsführung hatte der 53-Jährige seinen Vorstoß nicht abgesprochen, was für deutlichen Unmut in der Chefetage des Fußball-Drittligisten sorgte. Der Vorstandsvorsitzende Robert Marien zeigte sich „verstimmt“ und erklärte, warum Dotchev im Mai gehen muss: „Wir brauchen einen Trainer, von dem alle – also drei Vorstände und sieben Aufsichtsräte – überzeugt sind, dass man mit ihm den nächsten Schritt machen kann.“
Genau das trauen die Verantwortlichen Dotchev nicht mehr zu. Bei einem Krisentreffen am 27. Dezember, fünf Tage nach der 0:2-Heimpleite gegen Energie Cottbus, entschieden Aufsichtsrat und Vorstand nach kontroversen Diskussionen am Ende einstimmig, dass Dotchevs bis zum 30. Juni datierter Vertrag nicht verlängert wird. Auch eine sofortige Trennung soll im Raum gestanden haben. Tags darauf setzte Sportvorstand Markus Thiele den in Paderborn wohnenden Trainer per Telefon über die Entscheidung in Kenntnis.
Der riskante Plan der Hansa-Führung: Dotchev soll bleiben und die Saison noch zu einem möglichst guten Ende führen. „Es ist unser Ziel, dass wir trotzdem eine erfolgreiche Rückrunde spielen. Dass das schwer wird, ist klar“, sagt Marien, der das ursprüngliche Saisonziel nach der enttäuschenden Hinrunde zu den Akten gelegt hat: „Es ist utopisch, jetzt noch vom Aufstieg zu reden.“ Der Abstand des Tabellenachten auf einen direkten Aufstiegsplatz beträgt nach 20 Spielen zwölf Punkte, Relegationsrang drei ist zehn Punkte entfernt.


„Ich habe der Mannschaft und den Fans gegenüber die Verpflichtung, meine Arbeit weiter mit voller Überzeugung zu machen“, sagt Dotchev, der gestern aus Paderborn nach Rostock zurückgekehrt ist und fortan unter erschwerten Rahmenbedingungen arbeitet. Die neue Situation mache „die Aufgabe nicht leichter, aber wir sind Profis und müssen das Beste daraus machen. Schade, aber so ist das Geschäft!“, meint der Coach, der mit Markus Thiele nicht harmoniert.
Härtel und Doll sind Kandidaten
Für den Sportchef hat die Suche nach einem Nachfolger begonnen. Ein heißer Kandidat auf seiner ein gutes halbes Dutzend Namen umfassenden Liste ist nach OZ-Informationen Jens Härtel, der den 1. FC Magdeburg von der Regionalliga bis in die 2. Bundesliga führte und dort Mitte November entlassen wurde. Der 49-Jährige wäre somit verfügbar und dem Vernehmen nach auch an dem Job in Rostock interessiert. Ebenfalls im Gespräch ist der frühere HSV-Trainer, Ex-Nationalspieler und gebürtige Mecklenburger Thomas Doll. Der 52-jährige Wahl-Hamburger arbeitete zuletzt äußerst erfolgreich bei Ferencvaros Budapest, war dort aber im August völlig überraschend vor die Tür gesetzt worden.
Noch leitet aber Pavel Dotchev die sportlichen Geschicke bei Hansa. Nach elf Tagen Pause bittet der Coach seine Spieler am Donnerstagvormittag (11 Uhr) zum ersten Training im neuen Jahr. Möglich, dass ein neues Gesicht mit dabei ist: Die Gespräche mit einem Linksverteidiger aus der 2. Bundesliga standen gestern kurz vor dem Abschluss. Am Dienstag startet Hansa in ein zehntägiges Trainingslager in die Türkei.