Leipzig. "Der Angriff gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften" heißt es. Wenn es danach geht, haben die „Roten Bullen“ in dieser Saison tatsächlich gute Chancen, am Ende die Meisterschale nach oben zu stemmen. Schließlich stellen die Mannen von Trainer Julian Nagelsmann nach 26 Spielen mit 21 Gegentoren das Maß aller Defensiv-Dinge. Ungewohnt anfällig in der Abwehr präsentiert sich dagegen Spitzenreiter FC Bayern München. Die Münchner kassierten bereits 35 Gegentreffer und damit mehr, als bei den jüngsten acht deutschen Meistertiteln in Folge jeweils am Ende der Spielzeit. Am Samstag treffen beide Teams nun unmittelbar nach Ende der Länderspielpause aufeinander.
Abwehr-Schwäche der Bayern
Die Münchner belegen in der aktuellen Defensiv-Tabelle nur einen Platz im Mittelfeld. Ganze sechs Mal blieb Bayern-Torhüter Manuel Neuer bislang ohne Gegentor. Zum Vergleich: RB-Keeper Peter Gulacsi spielte gleich 13 Mal „zu Null“ - so oft wie keiner der Kontrahenten. Laut Sportmagazin Kicker ist der Ungar in der aktuellen Rangliste der zweitbeste Torhüter der Liga, hinter Manuel Neuer. Außerdem gehören die RB-Verteidiger Willi Orban und Dayot Upamecano, der im Sommer bekanntlich nach München wechselt, zu den stärksten Verteidigern der Saison.
DURCHKLICKEN: Die bisherigen Duelle zwischen RB und Bayern
Ist die Abwehr-Schwäche der Bayern eine Chance für die Konkurrenz? Auf jeden Fall sind die Möglichkeiten in dieser Saison größer denn je, dass am Saisonende erstmals seit 2013 die Meisterschale nicht nach München geht. Durch die zwischenzeitliche Schwächephase der Bayern sind die Leipziger bis auf vier Punkte an den Spitzenreiter herangerückt, zwischendurch waren es auch schon weniger.
Chance auf RB-Titel
Dass es für die Leipziger trotz der meisterhaften Defensive weiter zur Tabellenführung reicht, liegt an der überragenden Offensive der Münchner. Mit ihren 78 Toren spielen sie zumindest offensiv in einer eigenen Liga. Ähnlich treffsicher war der FCB in den vergangenen 20 Jahren nur 2013/14. Der Münchner Erfolgsgarant ist dabei einmal mehr Weltfußballer Robert Lewandowski, der bislang 35 Saisontreffer erzielte und die magische Gerd-Müller-Marke von 40 jagt. Gut möglich, dass der Pole am Samstag nicht mit von der Partie ist. Der Angreifer verletzte sich beim Einsatz mit seiner Nationalelf gegen Andorra, musste verletzt vorzeitig aus dem Camp abreisen. Diagnostiziert wurde "eine Schädigung des Kollateralbandes des rechten Knies". Ausfallzeit: fünf bis zehn Tage.
Bei RB fehlt nach dem Abgang von Timo Werner im vergangenen Sommer ein Torjäger in einer zumindest ähnlichen Kategorie. Statt dessen setzt man am Cottaweg auf das Kollektiv. Die bislang 48 Treffer verteilen sich auf 15 verschiedene Spieler. Mit ihren sechs Toren sind Christopher Nkunku und Marcel Sabitzer aktuell die Leipziger Top-Torjäger.
Die Chance, mit der besten Abwehr der Liga am Ende auch die begehrte Meisterschale in den Händen zu halten, ist auf jeden Fall vorhanden – das zeigt zumindest ein Blick in die jüngere Bundesliga-Historie. Von den letzten zehn Deutschen Meistermannschaften stellten acht am Ende die beste Abwehr. Nur 2011 und 2019 reichte am Ende die zweibeste Defensive für „ganz oben“.