Der ungarische Nationaltrainer Marco Rossi (56) erhebt schwere Vorwürfe gegen den FSV Mainz 05 im Fall Adam Szalai. Der Stürmer des Bundesligisten war Ende September zwischenzeitlich suspendiert worden. Der Klub gab sportliche Gründe für diesen Schritt an, doch es gab mehrfach Spekulationen um einen Streit des 32-Jährigen mit dem mittlerweile entlassenen Trainer Achim Beierlorzer. Ungarn-Coach Rossi stellt sich nun voll hinter seinen Kapitän. "Die Situation ist seit zwei Monaten sehr hart für Adam", sagt er im exklusiven Gespräch mit dem SPORTBUZZER.
Der Italiener, der seit 2018 als ungarischer Nationaltrainer tätig ist, kann sich eine Spitze in Richtung der 05er ob des Saison-Starts nicht verkneifen. "Ich weiß nicht genau, was zwischen ihm und seinem ehemaligen Trainer vorgefallen ist. Doch auch wenn es für uns schwer ist, die Hintergründe abzuschätzen, sehen wir: Mainz steht nach sechs Spielen ohne einen einzigen Punkt auf dem letzten Platz", betont er und fügt an: "Daher denke ich doch, dass für Adam ein Platz im Team sein sollte."



In Folge der Suspendierung hatte Mainz-Sportdirektor Rouven Schröder betont, dass Szalai beim rheinland-pfälzischen Klub "keine Rolle mehr spielen" wird. Schröder legte ihm einen Wechsel nah, dieser ging aber nicht über die Bühne. Die Mannschaft hatte sich stattdessen mit ihrem Mitspieler solidarisiert und einen Tag lang das Training boykottiert. Nach dem Streik und den Unruhen rund um den schwachen Saison-Start ohne einzigen Zähler musste Beierlorzer gehen.
Doch auch unter dessen Nachfolger, dem ehemaligen Co-Trainer Jan-Moritz Lichte, steht Mainz weiter punktlos am Tabellenende. Szalai blieb derweil hartnäckig. Mit seinem Berater und einem Anwalt klagte er sich zurück ins Teamtraining. Im Kader stand er dennoch seit dem Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal gegen den TSV Havelse (5:1), in dem er sogar ein Tor erzielte, in dieser Bundesliga-Saison noch kein einziges Mal. Dabei hatten der Ex-Coach und Schröder später Fehler in der Kommunikation eingeräumt.
"Beierlorzer macht uns unseren Job schwer"
Beierlorzer war dann Ende Oktober im Fußball-Talk "Sky90" eingeladen - und lederte noch einmal ordentlich gegen Szalai. "Wenn man sich die Leistungswerte anschaut, dann war das einfach zu wenig", sagte sein Ex-Coach über den Ungarn, der einst als Teil der "Bruchweg-Boys" mit André Schürrle und Lewis Holtby eine erfolgreiche Zeit am Rhein erlebt hatte und 2019 von der TSG Hoffenheim an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist. Beierlorzer betonte weiter, Szalai sei "nicht der einfachste Spieler uns gegenüber" gewesen.
Ungarns Trainer Rossi ist mit diesen Aussagen, die natürlich auch den Weg in Szalais Heimatland gefunden hatten, überhaupt nicht einverstanden und findet klare Worte: "Er (Beierlorzer, Anm. d. Red.) macht uns unseren Job mit solchen Aussagen schwer. Adam ist unser Kapitän und daher sehr wichtig für unsere Mannschaft."
Der ehemalige Defensivspieler Rossi, der in der Saison 1996/97 übrigens beim damaligen Zweitligisten Eintracht Frankfurt unter Vertrag stand (15 Einsätze), rät seinem Schützling daher zu einem baldigen Transfer. "Ich hoffe, er kann bald eine Lösung mit seinem Verein finden - oder womöglich besser mit einem anderen Verein", betont er: "Ich denke, er sollte ernsthaft darüber nachdenken, im kommenden Winter-Transferfenster zu einem anderen Klub zu gehen."
Rossi: Szalai "komplett aus dem Rhythmus"
Vor allem vor dem Hintergrund, dass Ungarn am kommenden Donnerstag (20.45 Uhr, DAZN) in den Play-offs für die kommende EM gegen Island um einen Platz in der deutschen Gruppe spielt, ist Rossi erzürnt. "Nun ist es so, dass es für Adam nach so einer langen Zeit ohne Spielpraxis schwer sein wird, gegen Island von Beginn an zu spielen. Er ist komplett aus dem Rhythmus", sagt Ungarns Nationaltrainer.
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