Großzschepa. „Die Entscheidung war alternativlos, zuletzt waren nur noch zwei aktive Spieler bei uns angemeldet. Im Laufe der vergangenen Monate haben sich immer mehr unserer Kicker dem Falkenhainer SV angeschlossen, mit dem wir in einer Spielgemeinschaft in das Spieljahr gestartet waren.“ Sektionsleiter Thomas Fleischhammer erläutert die Hintergründe des Rückzugs seiner Sparte, welche allerdings nicht mit einer unwiderruflichen Auflösung zu verwechseln sei: „Der 1927 gegründete Verein besteht schließlich unverändert weiter, die Kegler sind ja äußerst agil. Rein theoretisch könnten auch die Fußballer sofort wieder los legen, sobald genügend Personal vorhanden ist. Es gibt Beispiele aus der Region, wo das genau so geschehen ist. Ich bin jedoch realistisch, dass dies nicht einfach wird. Es fehlt halt an zuverlässigen jungen Leuten gerade hier auf dem Lande, das war zu früheren Zeiten eben völlig anders.“
Fleischhammer muss es wissen, immerhin betreute er beinahe 20 Jahre lang den Nachwuchs im knapp 500 Einwohner zählenden Lossataler Ortsteil. „Doch nach einer Weile hat man bereits gemerkt, dass es weniger Jugendmannschaften gab und die Auswärtstouren länger wurden. Irgendwann sind wir dann schon bis Kohren-Sahlis gefahren, was einer halben Weltreise gleichkam.“ Dass einige Zeit später der eigene Männerkader so rasant schrumpfte, kam fast wie der Blitz aus heiterem Himmel. Noch in der Saison 2019/2020 waren die Blau-Gelben in der Kreisliga B – wo sie erst 2018 den Titel errungen und auf den Wiederaufstieg verzichtet hatten – eigenständig unterwegs.



Nach einer federführenden Kooperation mit Kühren II reichte es dann nur noch zu einem Falkenhainer Anhängsel – die Folgen sind mittlerweile bekannt. Dabei waren die Großzschepaer Herren einst sportlich äußerst erfolgreich, man darf sogar von goldenen neunziger Jahren sprechen. Die Ehrentafel verzeichnet zwei Vizemeisterschaften (1993 in der Wurzener A-Liga mit lediglich zwei Punkten Rückstand auf Champion Wurzen II und 1995 in der neu geschaffenen Muldental-Liga bei nur einem Zähler Abstand zum Ersten Brandis) sowie drei Pokalsiege. 1992 wurde Bennewitz mit 2:1 bezwungen, 1994 gelang ein 1:0-Sieg gegen Machern und 1995 behielt man gegen Thallwitz/Nischwitz II mit demselben Ergebnis die Oberhand. Jörg Baum als ehemaliger Trainer des Wurzener TZ (DDR-Leistungszentrum) lockte damals etliche talentierte Spieler in die Provinz zum TSV, welcher nach der Wende aus der BSG Traktor hervorgegangen war und zeitweise zwei Männerteams ins Rennen schicken konnte. Engagierte Sportfreunde wie der inzwischen verstorbene Joachim Liebmann oder der im Dorf aufgewachsene Harald Große spannten sich vor den Karren und wurden Gallionsfiguren des Großzschepaer Fußballs.
Um den es nun deutlich ruhiger geworden ist, auch der Sportplatz am Ortsrand an der Alten Wurzener Straße ist inzwischen in eine Art Dornröschenschlaf verfallen. Dennoch lassen die Verantwortlichen von Blau-Gelb das Gelände keinesfalls verwildern, wie Fleischhammer betont: „Wir halten es in Schuss, pflegen es in Eigenregie weiter, demnächst ist wieder ein Arbeitseinsatz geplant. Wer weiß, für was es in Zukunft noch benötigt wird...“
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