So ein Wasserball liegt nicht besonders gut in der Hand. Er ist einfach arg groß, etwa wie ein Fußball. Und mindestens ebenso hart aufgepumpt, das macht die Handhabung nicht eben leichter. Wirklich elegante Spieler gibt es daher nicht wie Sand am Meer, Waspo 98 aber hat einen an Land gezogen. Einen italienischen Ex-Weltmeister obendrein: Alex Giorgetti.
Den ersten Titel im Visier
Er will mit dem deutschen Meister im Supercup den ersten Titel in dieser Saison holen. „Alex kann alles. Er ist eben perfekt ausgebildet“, lobt Karsten Seehafer. „Ich hab diesen spektakulären Sport einfach im Blut“, sagt der 30-Jährige, der von CC Neapel gekommen ist.



Dass er womöglich zu heißblütig sein könnte, hatte Seehafer im ersten Champions-League-Spiel befürchtet. Giorgetti hatte beim 11:11 in Zagreb einen Schlag ins Gesicht erhalten. Der Übeltäter aber kam ungestraft davon und erzielte im Gegenzug ein Tor.
Giorgetti bleibt souverän
Der Coach wechselte den Spielmacher vorsichtshalber aus, er befürchtete einen unbedachten Kommentar des Italieners gegenüber dem Unparteiischen. Das wäre ihm aber nie passiert, bekräftigt der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele von 2012: „Wasserball ist der einzige Sport, in dem der Schiedsrichter ein Spiel problemlos drehen kann. Da kannst du nichts machen, musst eben zur Not auch gegen ihn gewinnen.“
Bilder vom Spiel der Wasserball-Champions League zwischen Waspo 98 Hannover und Olympiakos Piräus
Es sei alles Kopfsache, unterstreicht Giorgetti, der mit 1,85 Meter und 84 Kilogramm ohnehin kein Schlachtschiff ist. „Ich bin eben kein Riese wie die Deutschen oder die Ungarn“, sagt der Strahlemann lächelnd, „ich muss das anders lösen. Mit Technik, Tempo und Energie.“
"Hat er Respekt oder gar Angst?"
Giorgetti hat zudem viele Tricks und Kniffe drauf. Zu Beginn sucht er nicht nur Blickkontakt mit seinem Gegner. Er greift ihn sich auch. Einmal locker, einmal fester. „An der Reaktion kann ich feststellen, was er draufhat. Hat er Respekt oder gar Angst? Will er kämpfen?“, erklärt Giorgetti. Darauf stelle er sich sofort ein. „Einem Mann wie ihm kannst du nichts vormachen. Er ist der beste Italiener, der je in Deutschland gespielt hat“, lobt Waspo-Chef Bernd Seidensticker.

Nach Hannover zu wechseln hatte Giorgetti eigentlich nicht vor. Eher nach Ungarn. Mama Katalina stammt von dort, Papa Lucio ist Italiener. Giorgetti ist in Budapest geboren, ein Teil seiner Familie lebt am Plattensee. „Ungarn ist der Tempel des Wasserballs“, sagt er lachend.
Brugljan lotst Giorgetti nach Hannover
Bei einem Turnier sprach er jedoch mit Waspos Weltklassespieler Darko Brguljan (Montenegro), der ihm Hannover empfahl. Waspo ist als Ausrichter automatisch für das Final-8-Turnier der Champions League qualifiziert. „Und auf höchstem Niveau will ich gern spielen“, betont Giorgetti. Neapel hatte die Gruppenphase der Königsklasse wiederholt verpasst.
"Wir haben jetzt unseren Edel-Italiener"
Beim ersten Gespräch mit Seehafer und Seidensticker am Maschsee – bei strahlendem Sonnenschein im Juni – war Giorgetti überzeugt: „Es ist eine grüne Stadt. Sie liegt zwar nicht am Meer, aber das ist okay.“ Im neuen Jahr soll zudem Freundin Nicole aus den USA nach Hannover ziehen, dann dürfte der ohnehin stets froh gestimmte Giorgetti noch zufriedener sein. „Alex passt wunderbar zu uns, hat eine ganz andere Philosophie und Spielkultur“, sagt Seidensticker und frohlockt: „Wir haben jetzt unseren Edel-Italiener.“