Deutscher Fußball-Bund und Deutsche Fußball Liga müssen vor den anstehenden notwendigen Personalentscheidungen Strukturfragen klären und ihre eigenen Hausaufgaben machen. Die DFL war und ist schlecht auf die Zeit nach dem erfolgreichen Wirken des alleinigen Geschäftsführers Christian Seifert vorbereitet. Hier geht es nicht um die Personalie seiner Nachfolgerin Donata Hopfen, die nach nur knapp einem Jahr die DFL wieder verlässt, jedoch nie wirklich eine richtige Chance hatte. Ihr Scheitern ist neben eigenen Fehlern vor allen Dingen der Struktur geschuldet und der daraus abgeleiteten fehlenden Unterstützung, in erster Linie durch die Installierung eines Co-Geschäftsführers.
Die Zeit der "One-Man/Woman-Show" ist längst vorbei und kann den vielfältigen gestiegenen Anforderungen des heutigen Managements und auch den Anforderungen an Führungsaufgaben nicht mehr gerecht werden. Auch die Herren Hoeneß, Assauer und Calmund hätten es sich sicherlich nicht erträumen lassen, dass Klubs, derer sie jahrzehntlang nahezu allein vorstanden, heute von mehreren Vorständen geführt wird. Die Zeit des "allwissenden Generalisten" ist vorbei. Kompetenzen teilen ist das Gebot der Stunde und hier hätte die DFL frühzeitig zu einer zeitgemäßen Struktur kommen müssen. Dies ist in erster Linie das Versäumnis des Ex-Aufsichtsrats-Vorsitzenden Peter Peters, der diesen Weg zu verantworten hat.
Nach meinem Ausscheiden als 2. Geschäftsführer der DFL im Jahre 2015 wurde auf eine Nachbesetzung verzichtet. Nun stehen wir vor den wichtigsten 18 Monaten des deutschen Fußballs, der aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der großen Themen wie Investoreneinstieg der Liga, 50+1, Ausschreibung des neuen Medienvertrages, Grundlagenvertrag und nicht zuletzt der (nicht nur) sportliche Erfolg der nächsten Europameisterschaft 2024 in unserem eigenen Land. Hier müssen wir nun schnellstmöglich den Hebel umlegen, um die Herzen des Fußballfans und nicht nur deren Geldbeutel zu erreichen.
Auch beim DFB wird es zukünftig von eminent wichtiger Bedeutung sein, die verschiedenen Themen und die Lücke, die Oliver Bierhoff zweifelsohne hinterlässt und die über den Sport hinausgehen, mit einer geeigneten Organisationsform zu begegnen.
Mut und Zuversicht kann man derzeit, allein aus dem vertrauensvollen Umgang von DFB-Präsident Neuendorf und DFL-Chef Watzke schöpfen. Hier scheint die Zeit der Eitelkeiten und des Misstrauens vorbei. Diese Einheit darf nicht aufgrund möglicher unterschiedlicher Personalvorstellungen, der zu besetzenden Ämter gefährdet werden. Denn letztlich verhalten sich Erfolge der Nationalmannschaft und die Entwicklung der DFL wie kommunizierende Röhren – geht es der wichtigsten Mannschaft in unserem Lande gut, hilft dies auch der DFL, leider auch umgekehrt. In Kenntnis der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen der beiden Häuser darf die Attraktivität, in den Fußball zu investieren, nicht weiter leiden. Dies setzt in hohem Maße eine gesellschaftliche Akzeptanz voraus.
EM 2024 löst Zeitdruck bei den Verantwortlichen aus
Wichtig wird es nun sein, nicht in blinden Aktionismus zu verfallen, aber dennoch durch eine kritische Analyse - warum nicht auch durch externe Fachleute - die Vorbereitungen für die anstehenden Personalentscheidungen zu stellen. Da dies nun in Kenntnis des wichtigsten sportlichen Ereignisses, mit der EM im Sommer 2024, unter großem Zeitdruck geschehen muss, erleichtert nicht unbedingt die Aufgabe.
Nun wird es darauf ankommen, dass die beiden Interimsmanager Oliver Leki und Axel Hellmann schnellstmöglich Orientierung eine Priorisierung der Projekte für die DFL-Mitarbeiter in der Zentrale geben. Auch wenn es sich um erfahrene Manager handelt, stehen sie bei der Fülle der Themen, die alle eine gewisse Eilbedürftigkeit haben, vor einer Herkulesaufgabe.
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