18. Dezember 2022 / 18:55 Uhr

Elfmeter-Drama im WM-Finale: Lionel Messi führt Argentinien gegen Frankreich zum Titel

Elfmeter-Drama im WM-Finale: Lionel Messi führt Argentinien gegen Frankreich zum Titel

Redaktion Sportbuzzer
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Die argentinische Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal seit 1986 den WM-Titel gesichert.
Die argentinische Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal seit 1986 den WM-Titel gesichert. © IMAGO/Pixsell / Getty Images (Montage)
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In einem dramatischen Finale hat Lionel Messi die argentinische Nationalmannschaft zum WM-Titel geführt. Im Elfmeterschießen gegen Frankreich bewies die Albiceleste die besseren Nerven. Der Equipe Tricolore reichten auch drei Tore von Kylian Mbappé nicht zum Sieg.

Lionel Messi ist am Ziel seiner Träume! In einem dramatischen Finale führte der 35-Jährige die argentinische Nationalmannschaft mit einem 7:5 (3:3, 2:2, 2:0) nach Elfmeterschießen gegen Frankreich zum Titel und komplettierte damit die beeindruckende Trophäensammlung seiner Karriere. Gut acht Jahre nach der bitteren Endspiel-Niederlage gegen die deutsche Nationalmannschaft nahm der sechsmalige Weltfußballer dieses Mal den WM-Pokal mit nach Hause. Held im Elfmeterschießen war Torhüter Emiliano Martinez, der den Versuch von Bayern-Profi Kingsley Coman abwehrte. Zudem schoss Aurelien Tchouameni am Tor vorbei.

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In der 23. Minute brachte Messi sein Team per Foulelfmeter in Führung. Das 2:0 für die Albiceleste besorgte Angel di Maria noch vor der Pause (36.). Frankreich glich in der Schlussphase durch einen Doppelpack von Kylian Mbappé (80., Foulelfmeter und 82.) aus. Messi erzielte in der Verlängerung das 3:2 (109.), ehe auch Frankreich noch eine Antwort parat hatte. Mbappé schoss per Handelfmeter seinen dritten Final-Treffer (118.).

Für Argentinien war es nach 1978 und 1986 der dritte WM-Titel der Geschichte. Die Franzosen verpassten es derweil, als erste Mannschaft seit Brasilien 1962 die Trophäe erfolgreich zu verteidigen. Für die Equipe Tricolore bleibt es damit bei den WM-Siegen 1998 und 2018. Offen ist, wie es nun mit Nationaltrainer Didier Deschamps weitergehen wird. Der Vertrag des 54-Jährigen läuft Ende Dezember aus. Der Verband würde ihn wohl gern halten, Deschamps hatte seine Zukunft zuletzt stets offengelassen.

Im 90.000 Zuschauende fassenden Lusail Iconic Stadium konnten beide Coaches von Beginn an ihre vermeintlich beste Elf ins Rennen schicken. Nachdem die Franzosen in den vergangenen Tagen von einer Erkältungswelle geplagt worden waren, standen am Sonntag alle Spieler zur Verfügung - somit auch der Münchner Bundesliga-Profi Dayot Upamecano sowie Mittelfeld-Organisator Adrien Rabiot, die beim 2:0 im Halbfinale gegen Marokko noch gefehlt hatten. Für das Duo rotierten Ibrahima Konaté und Youssouf Fofana aus der Startformation.

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Bei Argentinien gab es im Vergleich zum 3:0 in der Vorschlussrunde gegen Kroatien eine Änderung. Routinier di Maria, der aufgrund körperlicher Probleme zuletzt im Gruppenspiel gegen Polen (2:0) begonnen hatte, meldete sich fit und nahm nominell den Platz von Leandro Paredes in der Startelf ein. Mit Beginn der Partie gab es gleich zwei WM-Rekorde: Messi bestritt sein insgesamt 26. Endrunden-Spiel und hat nun eine Partie mehr als Lothar Matthäus auf dem Konto, mit dem er sich die Bestmarke zuvor teilen musste. Mit Manuel Neuer wurde ein zweiter Deutscher seinen Rekord los. Frankreich-Torhüter Hugo Lloris stand zum 20. Mal bei einer WM zwischen den Pfosten und schnappte sich somit die alleinige Torhüter-Bestmarke.

Mit der Hereinnahme von di Maria und der daraus resultierenden Umstellung auf ein 4-3-3 schien Argentiniens Coach Lionel Scaloni seinen französischen Kollegen mindestens ein wenig überrascht zu haben. So erspielten sich die Südamerikaner von Beginn an Feldvorteile, während der Titelverteidiger überraschend nervös und fahrig agierte. Alexis Mac Allister setzte nach fünf Minuten den ersten Warnschuss, Lloris fing den unplatzierten Ball jedoch ohne Probleme. Nach gut einer Viertelstunde schickte di Maria den Ball aus guter Position in Katars Abendhimmel (17.). Frankreich brachte mit seiner hochgelobten Offensive um Mbappé hingegen kaum etwas zu Stande, auch weil Argentinien den Gegner ständig defensiv beschäftigte.

Kurz vor der Führung der "Albiceleste" hatte sich di Marias Einsatz dann endgültig gelohnt: Der 34-Jährige ließ den früheren Dortmunder Ousmane Dembélé auf dem linken Flügel stehen, beim Versuch, dem Gegenspieler hinterherzuhetzen, brachte Frankreichs Außenstürmer di Maria zu Fall und Schiedsrichter Szymon Marciniak aus Polen entschied auf Elfmeter. Messi schnappte sich den Ball und verwandelte in Katar seinen vierten Strafstoß aus dem Spiel heraus. Zudem wurde er zum ersten Spieler der WM-Geschichte, der während eines Turniers in der Vorrunde, im Achtel-, Viertel-, Halbfinale und Endspiel traf.

Frankreichs Suche nach einer Antwort blieb erfolglos, stattdessen legte Argentinien nach. Bei einem Konter kam der Ball über Nahuel Molina, Messi und Mac Allister zu di Maria, der aus kurzer Distanz zum 2:0 abschloss. Deschamps reagierte und sorgte für ein WM-Novum: Noch nie in der Geschichte der WM-Endspiele hatte eine Mannschaft noch im ersten Durchgang zweimal gewechselt. Doch die Franzosen sahen sich am Sonntag zum Handeln gezwungen. Für Dembélé und Olivier Giroud kamen die beiden Bundesliga-Profis Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt) und Marcus Thuram (Borussia Mönchengladbach) in die Partie (41.). Der Anschluss sollte aber auch nach diesen Umstellungen vorerst nicht gelingen.

Denn: Auch mit Beginn des zweiten Abschnitts wartete man zunächst vergeblich auf ein entschlossenes Aufbäumen des Titelverteidigers. Stattdessen kamen Rodrigo de Paul (49.), Julian Alvarez (59.) und Messi (60.) vielversprechend zum Abschluss. In der 71. Minute brachte Mbappé seinen ersten Ball in Richtung des Tores, jagte die Kugel aber über den Kasten. Als die Partie mehr und mehr entschieden zu sein schien, wurde es plötzlich turbulent. Nach einem Foul von Nicolas Otamendi an Kolo Muani gab es Strafstoß für die Equipe Tricolore. Mbappé verwandelte und schien damit für einen Ruck in der Mannschaft zu sorgen. Kurz darauf glich der Superstar auf Zuspiel von Thuram aus. In der Folge war Frankreich plötzlich am Drücker.

Bis zum Ende der regulären Spielzeit sprang aber für keines der beiden Teams noch Zählbares heraus. In der Verlängerung ging es dann vornehmlich um die Vermeidung möglicherweise entscheidender Fehler. Argentinien hatte durch den eingewechselten Lautaro Martinez die besseren Chancen (105. und 105.+1), Messi zum zweiten Mal im Endspiel zuschlug. Lloris konnte einen Schuss von Martinez nur nach vorn abprallen lassen, und der Routinier staubte ab. Die Entscheidung? Nein! Nach einem Handspiel von Gonzalo Montiel gab es erneut Strafstoß für Frankreich. Mbappé vollstreckte.