Ariel Maximiliano Abarca Bignon kann vorerst nicht zurück nach Deutschland. Corona macht selbst vor einem bulligen Athleten wie diesem Rugbystürmer aus Chile nicht Halt. In seiner Heimat sind die Fallzahlen weiter hoch und die Probleme immens.
"In den Städten ist es fatal"
Aber der 29-Jährige gehört nicht zu den Leuten, die sich hängen lassen. Er krempelt auf der Farm seiner Eltern die Ärmel hoch und arbeitet weiter an seinem ohnehin schon sehr guten Deutsch und Englisch. „Ich hoffe, dass ich bis zum Saisonbeginn der Bundesliga zurück bin“, sagt der Spieler von Germania List. Das wäre Anfang September und könnte eng werden, weil es keine Flüge gibt. Zudem steht in Südamerika der Winter bevor – er dürfte die Krise noch verschärfen.
Abarca hat noch Glück, er lebt in keinem der Ballungsgebiete. Chillán liegt in der Nähe von Concepción, der zweitgrößten Stadt des nur rund 17,5 Millionen Einwohner zählenden Landes. „In den Städten ist es fatal, aber auf dem Land hat man mehr Freiheit“, sagt Abarca.



Chile hat rund 250 000 Corona-Infizierte und knapp 10 000 neue Fälle täglich (Quelle: Johns-Hopkins-Universität, Stand: 23. Juni). Mit dem nahenden Winter stellen sich die Chilenen ohnehin auf eine Erkältungswelle ein, nun ist die Gefahr doppelt groß, vermutet Abarca: „Das Schlimmste wird noch kommen, wir bereiten uns auf eine harte Zeit vor.“
Laufen und mit Hanteln trainieren, viel mehr kann der Erstereihestürmer sportlich aktuell nicht tun. Anderthalb Stunden pro Tag immerhin. „Ariel ist ein wichtiger Mann für uns“, sagt Germanias Stefan Mau. Zumal Gedankenspiele des Weltverbandes, wegen Corona vorerst ohne Gedränge und Paket zu spielen, vom Tisch sein dürften. In diesen beiden Spielsituationen kommen sich die Kontrahenten besonders nahe, oft geht es drunter und drüber – und das kann minutenlang so gehen.
Bilder vom Spiel in der Rugby-Bundesliga zwischen Hannover 78 und dem SC Germania List
Dass dies auf der Farm nicht passiert, daran arbeitet Abarca kräftig mit. Er erledigt Schreibtischkram, repariert, transportiert, kümmert sich um die Pferde. Was eben gerade anfällt. „Ariel ist einer, der unbedingt will, der nicht nachlässt. Ich kann nur schwärmen von ihm“, sagt Mau.
"Echter Rugbykrieger und wunderbarer Familienmensch"
Seit zwei Monaten ist der Maschinenbauingenieur nun schon in seiner alten Heimat, Deutschland ist seine neue. Er ist mit Zahnärztin Rossana zusammen, einer Deutsch-Chilenin, die hier auf ihn wartet. „Diese Trennung ist eine etwas unglückliche Situation“, sagt Abarca, der eine Stelle in Hannover sucht und schon im Mezzo am Raschplatz gejobbt hat.
Bei Germania setzen sie auf den Chilenen – und das nicht nur, weil Stürmer auf seiner Position rar sind. „Auf dem Platz brettharte Tacklings und ein echter Rugbykrieger, sonst ist Ariel ein wunderbarer Familienmensch“, sagt Mau, „es wäre gut, wenn er rechtzeitig wieder hier ist.“
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