Arnsdorf. Mit unterschiedlichen Gemütslagen blicken die Arnsdorfer Brüder Kevin und Leon Orgis auf ihre Saison in der Motorrad-Europameisterschaft zurück. Während der 19-jährige Leon in der Superstock-Klasse zuletzt sein Können noch einmal aufblitzen ließ und Gesamtdritter wurde, kehrte Kevin (20) nach einem Sturz mit Schmerzen und einem gebrochenen Arm vom letzten Rennwochenende aus Valencia zurück.
Dort war für ihn bereits nach dem freien Training Schluss, sodass in der Gesamtwertung am Ende Platz 22 mit sechs Punkten zu Buche stand. „Mittlerweile habe ich kaum noch Schmerzen, aber es wird trotzdem noch ein paar Wochen dauern, bis ich den Arm wieder voll belasten kann“, sagt der ältere der beiden Brüder, der in der Moto2-Europameisterschaft eher auf ein verkorkstes Jahr zurückblickt.


„Es ist zwar die stärkste Klasse, in der ich je gestartet bin, aber um ehrlich zu sein hätten wir uns alle doch bessere Ergebnisse erwartet“, sagt er. „Wir hatten mit vielen Problemen zu kämpfen, sowohl am Motorrad als auch an mir.“ In einigen Bereichen habe er dennoch Fortschritte gemacht, meint er: „Besonders auf der Bremse im Kurveneingang. Einzig im Kurvenausgang haben wir noch sehr mit dem Grip am Hinterrad zu kämpfen, was bei Motorrädern mit solch einer Leistung sehr entscheidend ist.“

Dennoch wartet auf ihn noch viel Arbeit im kommenden Jahr. „Durch die verkürzte Saison haben wir nur wenige Erfahrungen gesammelt.“ Da er das letzte Rennwochenende in Valencia vorzeitig beenden musste, konnte er auf der Strecke gar nicht mit einem ehemaligen Weltmeisterschaftspiloten wetteifern. Der Schweizer Dominique Aegerter, der 2014 auf dem Sachsenring sein erstes WM-Rennen gewonnen hatte, war in der Europameisterschaft als Gaststarter dabei. „Natürlich versuche ich, solchen Piloten hinterherzufahren und mir die ein oder andere Sache abzuschauen“, sagt Kevin Orgis. „Domi war leider nur an diesem Wochenende als Gaststarter dabei, sodass ich letztlich nicht viel Gelegenheit dafür hatte.“
Leon lockt die Moto2-Klasse
Für Leon Orgis lief es in der Superstock-Klasse, die eine eigene Wertung innerhalb der Europameisterschaft hat, deutlich besser. Er wurde am Ende Dritter in der Gesamtwertung und kam mit neun Punkten in der Moto2 auf Platz 19. „Ich bin sehr zufrieden mit mir“, sagt er. „Die vielen Rennen hintereinander waren etwas komplett Neues für mich. Ich habe mich das Jahr über auch immens gesteigert, was die Rundenzeiten betrifft.“ Vor allem aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit und der wenigen Tests hätten er und sein Team die Situation bestens gemeistert.
„Wir konnten uns Stück für Stück steigern, allerdings ohne über das Limit des Motorrads zu gehen.“ Daran will er sich in der kommenden Saison herantasten, wenn möglich in der Moto2-Klasse. „Sie lockt mich auf jeden Fall. Es steht zwar noch nichts fest, aber ich bin der Meinung, dass ich mich nächstes Jahr dort stark weiterentwickeln kann und mein volles Potenzial zeigen könnte“, sagt der 19-Jährige, der in einem Chemnitzer Energieunternehmen eine Ausbildung absolviert. Sollte es die Pandemielage in diesem Jahr noch zulassen und der Winter einige wärmere Tage bereithalten, wollen die beiden in ihrer Freizeit noch mit der Supermoto-Maschine fahren. „Ansonsten heißt es, sich fit zu halten“, sagt Leon Orgis. Beim Fußball wird er das aber nicht mehr tun. „Durch das zu starke Verletzungsrisiko habe ich mich entschieden, mit dem Kicken bei der SG Striegistal vorerst aufzuhören.“
Sein älterer Bruder, der an der TU Chemnitz ein Kraftfahrzeug-Studium macht, wird voraussichtlich in der Moto2-Klasse bleiben. „So ist der Plan. Allerdings ist es noch etwas zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können, da die finanzielle Grundlage stehen muss.“ Schon bei den Wintertests in Spanien wollen die beiden Brüder im kommenden Jahr wieder angreifen.
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