Leipzig. Beim Leipziger Ski-Club ist die Freude groß. „Wir nutzen die Möglichkeit natürlich aus“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Carsten Ebert. Aufgrund der Corona-Beschränkungen kann der Verein nicht wie üblich ins Mittelgebirge fahren, doch die Rundwege um die Leipziger Seen, die hiesigen Parks und Wälder sowie die Strecke entlang am Elsterflutbett eignen sich derzeit zum Langlaufen.
Vorsicht vor Spaziergängern
Ganz optimale Bedingungen gebe es in der Großstadt oder vor ihren Toren aber nicht. Denn offizielle Skilanglaufstrecken sind in Leipzig nicht zu finden, die Loipen dementsprechend auch nicht gespurt. Was viele Hobbysportlerinnen und -sportler selbst schon bemerkt haben, bestätigt Ski-Experte Ebert: „Man muss sich den Weg selbst treten.“ Oder hoffen, dass andere Langläufer Vorarbeit geleistet haben. Wer in Leipzig mit Ski unterwegs ist, müsse darüber hinaus auch mit Spaziergängern auskommen, die auf den selben Strecken unterwegs sind. Auf festgetretenen und nicht gestreuten Wegen fährt es sich momentan am besten. Wo eine Loipe gezogen ist, ist der „LoipenLatscher“ aber nicht weit entfernt.
Eine beliebte Strecke stellte im letzten schneereichen Winter 2010 der Rundweg um den Zwenkauer See dar. Dieser wurde von der dortigen Stadtverwaltung extra maschinell gespurt. In diesem Jahr wird es trotz guter äußerlicher Bedingungen dort allerdings keine präparierte Loipe geben, wie die Stadt Zwenkau auf SPORTBUZZER-Nachfrage mitteilte. Grund hierfür seien befürchtete Menschenmassen, die in Coronazeiten vermieden werden sollen.
Bevor es auf die Loipe geht, stellt sich die Frage nach der Ausrüstung. Um diese in Leipzig zu bekommen, bedarf es ein wenig Glück. Denn beim Ski-Club können Nicht-Mitglieder keine Langlaufski ausleihen. Und bei den seltenen Verleih-Stationen in der Stadt ist die meiste Ausrüstung schon weg. „Das hat vergangene Woche angefangen, mittlerweile sind alle unsere Sets verliehen“, berichtet André Preuß von „All in Sports“ in der Lagerhofstraße. Wer Langlaufski kaufen möchte, könne bei ihm während des Lockdowns online fündig werden.
Skilanglauf im Leutzscher Holz
Auch hiesige Olympiakader schwingen sich auf die Bretter. Doch die erste Trainingseinheit am Dienstag lautete: Auto frei schippen. „Dann bin ich ins Bootshaus nach Burghausen gefahren, habe auf dem Ruderergometer trainiert und war im Kraftraum. Vielleicht passt heute noch eine Skirunde ins Programm“, so Ruder-Olympiasiegerin Annekatrin Thiele (36) über den aktuellen Körperertüchtigungs-Rhythmus.
Zum winterlichen Wochenstart am Montag ging’s für die Weltklasseathletin vom SC DHfK in die Loipe nahe der Wohnung im Rosental. Mit von der Partie war ihre ehemalige Nationalmannschaftskollegin Julia Richter. Das Duo baute am Wackelturm einen Anstieg ein – kleiner Ersatz für das sonstige Wintercamp in St. Moritz. Die Leipzig-Tour führte weiter Richtung Auensee und durchs Leutzscher Holz. Auf dem „Tacho“ standen um die 20 Kilometer. In vergangenen Jahren, so erinnert sich Thiele, liefen rund um den Cospudener See die Bretter heiß.
Im Ruderboot für die Olympiavorbereitung zu sitzen, wäre freilich besser. Doch nach dem abgesagten Trainingslager in Portugal und zugefrorenen heimischen Gewässern heißt es, Alternativen zu finden.
Ähnlich geht es den Kanuten. Olympiasieger Peter Kretschmer war gestern noch auf der Suche nach Brettern und Skischuhen. Doch die Trainingsgruppen von Weltmeisterin Mandy Benzien (Slalom) und Olympiasiegerin Anett Schuck (Rennsport) nutzen die Top-Bedingungen und wurden vom SPORTBUZZER-Fotografen begleitet.
Mit: Kerstin Förster, Frank Schober
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