Aus Sicht von Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati ist die Rote Karte gegen Mainz-Trainer Bo Svensson beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Bayern (0:4) "überzogen" gewesen. Gegenüber dem SPORTBUZZER sagt er: "Das mag in der Situation regeltechnisch vertretbar sein. Ein erfahrener Schiedsrichter wie Deniz Aytekin kann das aber anders lösen." Referee Aytekin hatte die Entscheidung am Mittwochabend nach der Partie mit einer Beleidigung begründet. "Er hat lautstark gefragt, ob wir blind sind", sagte Aytekin bei Sky: "Das geht nicht, wir halten viel aus, das ist auch alles in Ordnung. Aber beleidigen lassen wir uns nicht, da ist die Grenze für mich erreicht." Die Schiedsrichter seien "nicht die Mülleimer der Nation, das geht nicht".
Aytekin habe die Aussage Svenssons selbst nicht gehört, erklärte er. Der Hinweis sei vom Vierten Offiziellen Martin Petersen gekommen. Rafati wird deutlich und meint: "Wenn für einen der Besten die Grenze dort erreicht ist, wo hinter seinem Rücken und in fehlender Anwesenheit von Gegnern etwas gesagt wird, dann dürfen sich Schiedsrichter nicht über Akzeptanzprobleme wundern." Der ehemalige Unparteiische sagt, dass "die Autorität in dem Fall nicht untergraben worden ist".
Im Winter-Trainingslager der Elite-Schiedsrichter hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Maßgabe erteilt, künftig gegen Unsportlichkeiten konsequenter vorzugehen. Rot gegen Mainz-Coach Svensson sei in diesem Fall "zu sehr nach dieser Devise und nach Regelbuch" gegeben worden, kritisiert Rafati und fügt an: "Es müsste mehr mit Sinn und Geist zugehen, man könnte auch in dieser Situation mehr moderieren, gerade mit jahrelanger Erfahrung. So ist das für mich der falsche Ansatz."
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