Stadtrivale FC St. Pauli gibt dem Hamburger SV Rückendeckung in der Causa Bakery Jatta. Drei Wochen vor dem Zweitliga-Derby gegen den HSV am 16. September soll sich der FC St. Pauli nach Informationen der Hamburger Morgenpost entschieden haben, keinen Einspruch gegen die Spielwertung einzulegen. „Der menschliche Umgang in der Berichterstattung im Fall Bakery Jatta befremdet uns sehr. Zu einem laufenden Verfahren können wir nichts sagen“, teilte Vereinspräsident Oke Göttlich der Zeitung mit.
Weil die Sport Bild über Zweifel an der Identität Jattas berichtet und der DFB sowie das Bezirksamt Hamburg-Mitte die Berechtigung von Spielerlaubnis und Aufenthaltsgenehmigung untersuchen, haben der 1. FC Nürnberg (0:4) und der VfL Bochum (0:1) Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt. Der Karlsruher SC erwägt das auch. Jatta war 2015 als Flüchtling aus Gambia nach Deutschland gekommen und spielt seit 2016 für den HSV.
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Vor dem HSV-Spiel gegen den Karlsruher SC äußerte sich KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer bei Sky über einen möglichen Einspruch gegen die Wertung des Spiels. "Ich wünsche mir für den HSV und den Spieler, das alles im Sand verläuft und das sich das nicht bewahrheitet", erklärte Kreuzer, der bis 2014 selbst für den HSV gearbeitet hatte. "Wir müssen das Ergebnis abwarten und dann beraten, was wir tun." Sollte in der nächsten Woche "die Bombe hochgehen", dann müsse man gewappnet sein. Kreuzer: "Am Ende des Tages steigen wir wegen genau dieser zwei Punkte ab."
Sportrechtler: Fall muss ohne "Überlagerung mit moralischen Kategorien" diskutiert werden
Sportrechtler Christof Wieschemann rät dem HSV, Jatta vorerst nicht einzusetzen. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte er, es sei angesichts eines denkbaren Regelverstoßes alles andere als unfair, wenn Vereine sich auf die Regeln berufen und Einspruch einlegen. Der Fall solle „ohne die Überlagerung mit moralischen Kategorien oder Verständnis für Fluchtgründe“ diskutiert werden.



Der Leitfaden des DFB zum Umgang mit Flüchtlingen besagt: „Für Verein und Verbände besteht jedoch kein Grund, behördliche Dokumente (z.B. Aufenthaltstitel) in Zweifel zu ziehen oder die dortigen Angaben selbst zu überprüfen.“ Die Broschüre habe allerdings „keine Satzungsqualität“, sagte der in Bochum ansässige Wieschemann.
HSV-Boss Boldt: Klub steht "weiterhin voll und ganz hinter Bakery Jatta"
Nach dem 1. FC Nürnberg hatte auch Bochum zuletzt einen Einspruch gegen die Spielwertung einlegt. HSV-Sportvorstand Jonas Boldt hat dafür kein Verständnis. "An unserer Haltung und unserer Position hat sich durch Bochums Einspruch nichts geändert. Wir stehen weiterhin voll und ganz hinter unserem Spieler und Mitmenschen Bakery Jatta. Mit seiner Aussage vor dem DFB-Kontrollausschuss hat er dazu beigetragen, schnellstmöglich für Klarheit in der Angelegenheit zu sorgen“, so der 37-Jährige. Zuletzt hatte er Jatta zur Anhörung nach Frankfurt begleitet.
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Boldt weiter: "Wir sehen weiterhin keinen Grund dafür, ihn aufgrund von Verdächtigungen nicht einzusetzen. Ich wiederhole mich, aber wir sprechen hier über Einsprüche aufgrund von Spekulationen und Vermutungen, bei denen andere in der Beweispflicht sind. Das ist doch absurd! Wo soll das hinführen?Dann hagelt es bald in allen möglichen Ligen jede Menge Einsprüche gegen Spielwertungen."