Beim Hamburger SV dürfte in naher Zukunft wieder Ruhe einkehren - denn der Fall Bakery Jatta steht offenbar vor dem Abschluss. Nach den von der Sport Bild in einem Bericht lancierten, schweren Anschuldigungen gegen den 21-jährigen Gambier, der bei seiner Einreise nach Deutschland seine Identität gefälscht haben soll, ist der Anwalt des Offensivspielers nun mit einem möglicherweise entscheidenden Beweis für die Herkunft Jattas an das Bezirksamt Hamburg-Mitte herangetreten.
Medienberichten zufolge hat Rechtsanwalt Thomas Bliwier demnach Dokumente vorgelegt, die Bakery Jattas Identität beweisen. Dabei soll es sich um eine Kopie der Original-Urkunde aus dem Geburtenregister von Jattas Heimatland Gambia handeln, die belegt, dass Jatta am 6. Juni 1998 in der Stadt Gunjur geboren wurde. Die Daten stimmen mit denen überein, die Jatta bei seiner Vertragsunterschrift vor drei Jahren in Hamburg angegeben hatte. Auch ein Reisepass beweist Jattas Identität - er wurde von deutschen Behörden und dem gambischen Generalkonsulat in Deutschland auf Echtheit überprüft.
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Nürnberg begründet Einspruch gegen Spielwertung: "Gibt keinen vergleichbaren Fall"
Der Druck, der seit der Veröffentlichung der Sport Bild auf Jatta lastete und sich in der Vorwoche auch in Pfiffen gegen den Spieler beim HSV-Sieg in Karlsruhe (4:2) äußerte, dürfte nach diesen Beweisen wieder abnehmen. Die Zweitligisten 1. FC Nürnberg, VfL Bochum und Karlsruher SC hatten zuvor beim DFB wegen der unklaren Identität von Jatta Einspruch gegen die Spielwertungen eingelegt. Nürnberg begründete den Einspruch am Freitag in einer Stellungnahme.



"Für den zugrundeliegenden Sachverhalt gibt es im deutschen Profifußball keinen vergleichbaren Fall oder allgemein anwendbare Handlungsmuster", hieß es in der Mitteilung. "Es geht dem 1. FC Nürnberg allein um die sportjuristische Klärung des Sachverhaltes. Diese sportjuristische Klärung steht den Werten des 1. FC Nürnberg nicht entgegen. Der Club steht weiterhin für außerordentliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und tritt entschlossen für Integration und interkulturelle Verständigung ein."
HSV-Trainer Dieter Hecking hatte am Freitag im SPORTBUZZER nochmals betont, dass der HSV zu Jatta stehe. "Wir stützen den Spieler und werden wie eine Wand zusammen mit unseren Fans hinter ihm stehen. Die Behörden müssen sich um die Thematik kümmern, und ich hoffe, das passiert zeitnah im Interesse aller. Vor allem für den Jungen."
Nürnberg brachte vor dem DFB einen Kronzeugen in Stellung
Der 1. FC Nürnberg strengte in den vergangenen Wochen offenbar eigene Anstrengungen an, um Jattas vermeintliche Identitätsfälschung zu belegen. Die Kernfrage: Ist Jatta legal in Deutschland oder hat er zur Einreise seine Identität gefälscht? Dieser Vorwurf steht im Raum, seit die Sport Bild den Bericht veröffentlicht hatte. Darin wird dem Gambiervorgeworfen, eigentlich Bakary Daffeh zu heißen und rund zwei Jahre älter zu sein.
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Nürnberg soll dem DFB einen Kronzeugen genannt haben, der Jatta schwer belasten würde. Dabei soll es sich um Seydou Sané handeln. Der 54-Jährige ist Präsident des senegalesischen Erstliga-Klubs Casa Sports, bei dem Bakary Daffeh 2014 und 2015 gespielt hat. Sané könne offenbar Beweise vorlegen, wonach es sich bei Bakery Jatta, der 2015 aus Gambia nach Deutschland geflohen war und seit 2016 beim HSV spielt, *in Wahrheit um Bakary Daffeh handle.* Ob der Einspruch der Nürnberger, Bochumer und Karlsruher angesichts der neuen Beweise weiterhin Gültigkeit hat, darf bezweifelt werden.