Nach der Trennung des FC Bayern München von Torwart-Trainer Toni Tapalovic hat Nationaltorhüter Manuel Neuer den deutschen Rekordmeister verbal hart attackiert. "Er (Tapalovic, Anm. d. red) hat ja nicht elfeinhalb Jahre nur für mich gearbeitet, sondern für alle", sagte Neuer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung und kritisierte den Klub für die Entscheidung, den Torwart-Coach freizustellen, deutlich: "Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe wirklich schon einiges erlebt."
Die Münchner hatten Tapalovic, den jahrelangen Vertrauensmann des noch lange verletzt fehlenden Neuer, Ende Januar von seinen Aufgaben entbunden. Als Grund führte Sportvorstand Hasan Salihamidzic "insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit" an. "Eine für mich nachvollziehbare Begründung gab es nicht. Es wurden Dinge gesagt, die ich nicht teile. Aber ich habe keine Argumente gehört, die ausschließen, dass man miteinander hätte sprechen und die Dinge hätte klären können", so die deutliche Neuer-Kritik in Richtung der Verantwortlichen: "Was jetzt passiert ist, das ist noch mal eine ganz andere Hausnummer. Alle in unserer Torwart-Gruppe hat es zerrissen, da sind Leute in Tränen ausgebrochen."
Letztendlich sei Neuer zwar "kalt und brutal erwischt worden", müsse die Entscheidung des Klubs aber akzeptieren. Dass er damit persönlich getroffen werden sollte, glaubt der Schlussmann nicht. "Ich bin ganz ehrlich: Ich habe an alles gedacht. Auch was meine eigene Zukunft im Verein angeht. Aber die Verantwortlichen haben mir zugesichert, dass das nicht so ist. Ich habe meine Meinung gesagt – dass ich die Argumente nicht teilen kann – und ich hatte den Eindruck, das ist gut angekommen."
Der Vertrag von Neuer beim FC Bayern läuft nun noch bis 2024. Was im Anschluss passiert, ist aktuell ungeklärt – zumal mit Yann Sommer ein weiterer Konkurrent im Winter hinzukam. Klar ist für den 36-Jährigen, "dass ich mich mit Julian (Nagelsmann) austausche und mit ihm professionell arbeite. Wir haben offen gesprochen, er weiß, wie ich dazu stehe. Ich schütze unser Hab und Gut und werde mich niemals querstellen. Weil ich Teamplayer bin und als Kapitän eine besondere Verantwortung habe."
Aktuell überwiege jedoch die "große Enttäuschung." So stellte der Torhüter interne Grundsätze des Vereins infrage. "Wir wollen als Bayern München anders – eine Familie – sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade: für den Verein, für Tapa, für den Staff, für alle Torhüter und somit natürlich auch für mich."
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