Das Wichtigste klärt Franck Evina vorab. Er spricht sich keineswegs wie sein Vornamensvetter Ribéry aus, vielmehr englisch: „Fränk“. Gut gelaunt und freundlich absolvierte Holstein Kiels Neuzugang gestern in Begleitung seines Beraters Hermann Hummels, Vater von Nationalspieler Mats, seinen ersten Tag im Storchennest. Medizincheck, Unterschrift, Fotos und Gespräche mit den Pressevertretern am Rande der ersten KSV-Trainingseinheit des Jahres, die zugleich die letzte vor dem heutigen Abflug ins Trainingslager war. Für eineinhalb Jahre kommt Evina auf Leihbasis vom FC Bayern zum Zweitligisten von der Förde.
Es ist ein Transfer, der perfekt ins Beuteschema der Störche passt: jung, hochtalentiert, Deutsch sprechend. Und: taktisch mit den Ideen des Trainers vertraut. Franck Evina, 18 Jahre alter Offensivspieler, wurde unter Tim Walter 2017 erst Deutscher U17-Meister und avancierte dann auch in Walters Regionalliga-Team zum Stammspieler. Nun also die Wiedervereinigung mit dem alten Förderer. „Das hat schon eine große Rolle gespielt“, sagte Evina mit Blick auf Tim Walter. „Ich liebe diese aggressive Spielweise. Hier hat er wieder dieselbe Spielphilosophie wie in München durchgebracht.“
Mit dem Spielsystem ist der gebürtige Kameruner, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, also bestens vertraut. Und auch Walter weiß, was er an seinem Neuen hat. „Ich kenne ihn durch und durch“, sagte der Störche-Coach. „Er ist schnell, hat eine brutale Wucht und will immer besser werden. Er hat das Potenzial, um noch weiter nach vorne zu kommen.“ Bis Sommer 2020 hat Evina, der zum Ende der vergangenen Saison unter Trainer Jupp Heynckes in der Bundesliga debütierte, gegen Eintracht Frankfurt und den 1. FC Köln insgesamt 110 Spielminuten sammelte, nun im Holstein-Trikot dazu Gelegenheit.
Die bekam er in der laufenden Saison im Bundesliga-Kader der Bayern unter Neu-Trainer Niko Kovac nicht mehr. Der im Mai 2018 mit einem Profivertrag ausgestattete Flügelstürmer hatte mit dem ewigen Duo Ribéry und Robben sowie dem von seiner Leihstation Hoffenheim an die Isar zurückgekehrten Serge Gnabry auf der Außenbahn zu große Konkurrenz, kam lediglich in der Regionalliga Bayern regelmäßig zum Zug. Die Leihe ist nun – für alle Seiten – eine große Chance.
Evina reist direkt mit ins Wintertrainingslager. Allerdings wird er dort noch nicht sofort ins Teamtraining einsteigen können: Nach einem im Dezember erlittenen Muskelfaserriss reicht es zunächst nur für ein individuelles Programm im spanischen Oliva, wohin der Störche-Tross heute um 6.30 Uhr in der Früh startet. Über Hamburg und Zürich geht es mit dem Flieger nach Valencia, von dort weiter nach Süden in den 80 Kilometer entfernten Zielort.
Im „Oliva Nova Beach & Golf Resort“ beherbergt, wird die KSV bis zum 14. Januar an den Grundlagen für die ausstehenden 16 Saisonspiele sowie die Aufgabe im DFB-Pokal arbeiten. „Wir haben extra ein paar Tage mehr, um uns noch mehr aneinander zu gewöhnen. Es wird ein anstrengendes, aber hoffentlich spaßiges Trainingslager“, sagte Walter. Arbeit und Freude – es ist das Rezept, das den Offensivfußball der Störche bisher ausgezeichnet hat. Und diesen nun weiter verfeinern soll.
Weiter verfeinern wollen Walter und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth auch den Kader: Evina wird wohl nicht der einzige Neuzugang bleiben, wie beide durchblicken ließen. „Wir halten die Augen und Ohren offen“, sagte Walter. Zudem bekommen drei Nachwuchshoffnungen in Spanien die Chance, sich zu beweisen: Aus der U23 reisen Julius Alt (20 Jahre, Mittelfeld) und Barne Pernot (19 Jahre, Mittelfeld) mit nach Oliva. Aus der U19 kommt der 18 Jahre alte Flügelstürmer Justin Njinmah mit.
Das Trio nahm am Donnerstagnachmittag schon am Training der Profis teil, das allerdings in der Kieler „Kältekammer“ bei Temperaturen um den Gefrierpunkt mit einem Schrumpfkader über die Bühne ging. Mathias Honsak, Atakan Karazor, Jannik Dehm, Jonas Meffert, David Kinsombi, Janni Serra – sie alle mussten sich noch dem obligatorischen Laktattest unterziehen, werden aber Freitag im Flieger sitzen. Mit neuem Hunger nach der kurzen Pause, mit der Aussicht auf Spaß und Arbeit. Und mit Franck Evina.
Der Saisonverlauf von Holstein Kiel in der Zweitliga-Spielzeit 2018/19.







Diese Spieler haben Holstein Kiel in der Vergangenheit geprägt: