Erstes schnelles Interview auf dem Platz, 96 hat wieder nicht gewonnen. Der Sky-Reporter fragt Horst Heldt mit Blick auf die erste Hälfte gegen Hoffenheim, ob die angekündigte Wiedergutmachung nach der Nürnberg-Niederlage gelungen sei. Der 96-Manager giftet zurück, man müsse schon das ganze Spiel betrachten. „Waren Sie zwischendurch eine rauchen, oder was?“, blafft er den Reporter auf dessen sachliche Feststellung an.
„Das löst eine Blockade im Kopf aus“
Nicht die einzige Szene, die den Schluss nahelegt, dass bei 96 die Nerven blankliegen. Offensichtlich ist auch die allgemeine Verunsicherung, die nach dem Tor zum 0:1 die 96-Spieler erfasste. „Das löst eine Blockade im Kopf aus“, erklärte André Breitenreiter mit Verweis auf seine Profikarriere. Die Mannschaft habe da „ein Stück weit verunsichert“ gewirkt.
Heldt, eine halbe Stunde nach Spielschluss wieder freundlicher gestimmt, gesteht „ein gewisses Durcheinander“ ein: „Das bringt einen ins Wanken, wenn du kein wirkliches Erfolgserlebnis hast.“ Nichts geht nun mal über Siege, und die fehlen.
Die Roten in Noten: So waren die 96-Profis gegen Hoffeheim in Form:
"Fussball ist Ergebnissport": Tiefpunkt in Nürnberg
Die vogelwilde Phase hätten die Hoffenheimer mit weit mehr Toren bestrafen können. Erst als 96 nach dem Treffer zum 0:2 nichts mehr zu verlieren hatte, „hat die Mannschaft alle Bremsen gelöst“, lobte Breitenreiter. Der Ausgleich wäre möglich gewesen. Er fiel aber nicht, sondern 96 kassierte noch das 1:3.
„Fußball ist ein Ergebnissport“, stellt Heldt fest. Und das Ergebnis nach fünf Spielen ist mangelhaft. Außer Lob von Gegnertrainern wie Ralf Rangnick und Julian Nagelsmann gab’s nur zwei Punkte – der Fehlstart ist perfekt. Aus den guten Leistungen in Bremen (1:1) und gegen Dortmund (0:0) und teilweise auch in Leipzig (2:3) hat die Mannschaft keine Energie gezogen. Tiefpunkt war die Niederlage (0:2) in Nürnberg. Wen will 96 schlagen, wenn nicht den Aufsteiger und Abstiegskandidaten?
Der 96-Saisonstart in Zahlen im Vergleich zur Saison 2017/18
Was kann der Trainer ändern?
Saisonübergreifend hat 96 von den letzten 17 Spielen nur zwei gewonnen. In den letzten drei Partien schluckte die Mannschaft acht Gegentore – das ist vor allem der Wert, über den Breitenreiter nachdenken wird. „Wie können wir vermeiden, dass wir so leichtfertig Tore bekommen?“, stellt Heldt die entscheidende Frage. Taktisch und individuell mit Spielern könne daran gearbeitet werden.
In der aktuellen Form ist 96 ein Abstiegskandidat. Schon am Sonntag folgt in Frankfurt die nächste schwere Aufgabe – da bleiben nicht viele Möglichkeiten der Reaktion. „Wir sind uns der Situation bewusst“, sagt der Trainer, „aber wir lassen uns nicht verrückt machen.“
Sané-Abgang ist nicht zu kompensieren
Was kann der Trainer personell ändern? Einzelkritik vermeidet Breitenreiter in der Öffentlichkeit. Viele Spieler scheinen jedoch mit sich selbst beschäftigt. Waldemar Anton etwa ist mit seinen 22 Jahren als Kapitän gefordert, überlegt aber nebenbei noch, ob er für Deutschland oder Russland spielen soll. Anton wirkt überfordert, ihm fehlt Salif Sané an der Seite.
Kevin Wimmer hat Sanés Platz eingenommen, kann ihn aber nicht ansatzweise ersetzen. Das war zwar vorher klar, aber der Österreicher sucht noch sehr seine Form. Wimmer sucht auch nicht die Zweikämpfe, dazu fehlt ihm Tempo. Felipe könnte eine Alternative sein.


So habt ihr die 96-Spieler gegen die TSG 1899 Hoffenheim bewertet:
96 sieht gut aus, holt aber keine Punkte
Was kann Breitenreiter taktisch ändern? 96 hat sich spielerisch verbessert, auch gegen Hoffenheim hatte das Team 57 Prozent Ballbesitz, in Leipzig waren es 62 Prozent. Das sieht gut aus, bringt aber keine Punkte. Es fragt sich, ob die Mannschaft so die nötigen Punkte gegen den Abstieg holen kann. Wieder stabiler, kompakter defensiv stehen und versuchen, schnell umzuschalten – das könnte der Weg sein.
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