Ihr schönstes Andenken an die Winterspiele in China holte sich Deborah Levi auf der Abschlussparty im Olympischen Dorf. „Ich konnte eine deutsche Mütze mit einer jamaikanischen Mütze tauschen, das war mein Highlight, dass ich das noch geschafft habe“, erzählte die Bob-Anschieberin über die Abschlussparty am Sonntagabend.
Keine 24 Stunden zuvor hatte die Sportlerin des SC Potsdam ihr sportliches Andenken eingefahren. Olympiasiegerin im Bob von Laura Nolte (23), die als jüngste Pilotin der Olympia-Geschichte Gold gewonnen hatte. Bei der Medaillenübergabe war den beiden besten Freundinnen der Unglaube über das Erreichte anzusehen. „Wir standen kurz vor der Siegerehrung vor dem Podium, wussten nicht genau, was gerade abgeht. Dann standen wir auf dem Podium und mussten einfach lachen, weil wir nicht wussten, ist das real oder träumen wir das gerade?“, sagte die 24-Jährige.



Sie hatten den Triumph in herausragender Weise herausgefahren, am Ende lagen sie 0,77 Sekunden vor Pyeongchang-Olympiasiegerin Mariama Jamanka und deren Anschieberin Alexandra Burkhardt. Im dritten Lauf, zum Auftakt des zweiten Wettkampftags, hatten Nolte/Levi in 1:00,70 Minuten einen Fabel-Bahnrekord hingelegt und die Konkurrentinnen geschockt. „Ich saß hinten drin und dachte: ,Okay, wow, läuft, Kurve neun, läuft, wir stehen, Kreisel entspannt, okay, wir kommen gut raus, Kurve 13 perfekt – ich glaube, das reicht’“, erzählte Levi über die Vorentscheidung.
Die kam fast schon mit Ansage. „Am Abend davor kam Francesco Friedrich auf uns zu und meinte: Mädels, der dritte Lauf ist entscheidend. Wenn ihr den gut meistert, dann ist der vierte einfach nur noch Zusatz“, berichtete Levi von dem Tipp vom inzwischen vierfachen Bob-Olympiasieger, der seine beiden Rennen auf der Bahn in Yanqing gewonnen hatte.
Den Zweier-Erfolg fuhr Friedrich im geliehenen Bob von Kim Kalicki und Lisa Buckwitz ein. Für letztere waren es die zweiten Olympischen Spiele, nachdem sie 2018 als Anschieberin von Jamanka Gold gewonnen hatte. In Yanqing wurde das Duo Kalicki/Buckwitz trotz eines guten zweiten Wettkampftages Vierte, auf Bronzemedaillengewinnerin Elana Meyers Taylor (USA) fehlten 0,8 Sekunden. Das sei die „Holzmedaille“, sagte die Sportlerin des SC Potsdam, es sei „eigentlich der undankbarste Platz, ich bin trotzdem sehr zufrieden damit.“
Denn die 27-Jährige war erst kurz vor den Spielen wieder ins Anschieberinnen-Fach gewechselt, war zuvor fast vier Jahre Pilotin. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung, weil ich nicht geglaubt hätte, dass ich es überhaupt schaffe, zu den Olympischen Spielen zu fahren“, sagte Buckwitz. „Für Kim Kalicki ärgert es mich, sie hat auf jeden Fall mehr drin, sie hat halt nicht das gezeigt, was im Training möglich war, da ist sie deutlich besser gefahren. Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, vielleicht, weil es ihre ersten Spiele waren, vielleicht hat einfach der Tag nicht gepasst“, sagte Buckwitz.
Buckwitz: "Es war nicht das Flair, nicht das Feeling"
Ihre zweiten Spiele seien deutlich anders gewesen. „Ich hatte noch einmal einen anderen Blick drauf. Die ersten Spiele waren überwältigend, da prasseln so viele Eindrücke auf einen ein, das hatte ich jetzt nicht“, sagte Buckwitz. Vor allem durch die Corona-Beschränkungen sei alles etwas „gedämpfter“ gewesen, „es war nicht das Flair, nicht das Feeling“, so Buckwitz. In Pyeongchang waren außerdem ihre Eltern dabei, auch das war in diesem Jahr nicht möglich. Trotzdem nehme sie einen „großen Erfahrungsschatz“ mit.
Doch zunächst einmal freue sie sich „mega auf zu Hause, auf normales Essen, meine Familie, meine Freunde, die ich jetzt wirklich alle lange, lange nicht gesehen habe“, sagte Buckwitz. Auch Deborah Levi plant noch einen Urlaub, gemeinsam mit Laura Nolte will sie eventuell nach Bali fliegen, eine sportliche Pause einlegen. Doch Pilotin Nolte hatte gleich nach dem Olympiasieg der beiden schon eine sportliche Ankündigung in Bezug auf die nächsten Jahre gemacht: „Ja, da kommt noch was, wir sind noch nicht fertig.“
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