Im Halbfinale der Weltmeisterschaft in Katar wird Marokko versuchen, seinen Triumphzug fortzusetzen. Als erste Mannschaft vom afrikanischen Kontinent und gleichzeitig als erstes Team aus einem arabisch geprägten Land in einem WM-Halbfinale haben die "Löwen vom Atlas" schon jetzt Historisches geleistet. Ein Erfolg in der Runde der letzten Vier gegen Titelverteidiger Frankreich am Mittwoch (20 Uhr, ZDF und Magenta TV) wäre der nächste Sensations-Coup der Mannschaft von Erfolgstrainer Walid Regragui - was allein schon ein Blick auf die Marktwerte zeigt.
Der vom Fachportal transfermarkt.de geschätzte Gesamtmarktwert des aktuellen marokkanischen Aufgebotes beträgt 241,1 Millionen Euro. Die 26 Spieler im französischen Kader von Weltmeister-Trainer Didier Deschamps sind in der Addition hingegen 1,03 Milliarden wert, also im Vergleich zu den Marokkanern mehr als das Vierfache. Allein Superstar Kylian Mbappé von Frankreichs Nobelklub Paris Saint-Germain hat einen Marktwert von geschätzten 160 Millionen Euro. Weiteres Beispiel: Real-Madrid-Star Aurélien Tchouameni, der "Les Bleus" im WM-Viertelfinale gegen England (2:1) mit 1:0 in Führung geschossen hatte, kommt auf einen Marktwert von 80 Millionen Euro. Allein dieses Duo ist also fast genauso viel wert wie der gesamte Kader Marokkos.
Allerdings: Die Werte wurden letztmals Ende Oktober oder Anfang November aktualisiert, sie stammen also noch von vor der WM. Wertvollster Marokko-Profi bislang ist der Ex-Dortmunder Achraf Hakimi, der mittlerweile bei PSG mit Mbappé zusammenspielt (65 Millionen Euro). Auch Noussair Mazraoui (25 Millionen Euro), der nach seinem Wechsel von Ajax Amsterdam beim FC Bayern noch auf den großen Durchbruch wartet, gehört zu den bekannteren Namen in Marokkos Kader. Nach dem Durchmarsch der Marokkaner in Katar ist aber davon auszugehen, dass die Zahlen bei vielen Profis der Nordafrikaner spätestens nach dem Turnier in die Höhe schießen werden. Der SPORTBUZZER, das Sportportal des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND), nennt einige Kandidaten, die auf dem Transfermarkt einen Schub erhalten werden.
Bono
Der marokkanische Keeper ist zwar immerhin schon 31 Jahre alt, hat sich aber dennoch bei der Wüsten-Endrunde arg in den Vordergrund gespielt. Sein Marktwert beträgt aktuell 15 Millionen Euro, in Katar absolvierte er vier von fünf Partien. In der Vorrunde gegen Belgien (2:0) war der Schlussmann kurzfristig ausgefallen. Nach dem Viertelfinale gegen Portugal (1:0) wurde er als Spieler des Spiels ausgezeichnet. Bono steht noch bis 2025 beim FC Sevilla unter Vertrag und ist dort Stammtorwart. Die Andalusier waren in der laufenden Saison Champions-League-Gruppengegner von Borussia Dortmund (1:4/1:1), mussten als Gruppendritter hinter Manchester City und dem BVB aber in die Europa League absteigen.
Nayef Aguerd
Der Wert des Innenverteidigers vom Premier-League-Klub West Ham United wurde Anfang November auf 25 Millionen Euro taxiert. Bei der WM stand er in den ersten vier Begegnungen auf dem Platz, ehe er im Viertelfinale gegen Portugal verletzungsbedingt fehlte. Kurios: Zwar ist Aguerd einer der Stabilisatoren in der Auswahl von Regragui, im dritten Vorrundenspiel gegen Kanada (2:1) unterlief ihm per Eigentor aber der bislang einzige Gegentreffer seines Teams im laufenden Turnier. Bei West Ham spielt der 26-Jährige erst seit dem vergangenen Sommer, er kam dort bislang auch erst zu einem Liga-Einsatz, was sicher auch mit einer langwierigen Sprunggelenksverletzung zu tun hatte. Gut möglich daher, dass der Teamkollege des deutschen Nationalspielers Thilo Kehrer bei den Londonern erst noch richtig durchstartet. Angesichts des in England üblicherweise besonders aufgeheizten Transfermarktes, wo meist höhere Summen umgesetzt werden als in anderen Ländern, scheint es aber auch denkbar, dass WM-Held Aguerd schon bald Begehrlichkeiten bei anderen Klubs weckt.
Azzedine Ounahi
Für Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften beim DFB, ist Ounahi "das Sinnbild dieser Mannschaft, weil er Fähigkeiten in der Defensive und Offensive verbindet". Der 22 Jahre alte zentrale Mittelfeldspieler verdient sein Geld seit 2021 beim französischen Erstligisten Angers SCO, der aktuell Tabellenletzter der Ligue 1 ist. Möglich also, dass nach den Leistungen bei der WM andere Vereine mit sportlich größerer Perspektive auf Ounahi aufmerksam werden. Sein Debüt im Nationalteam gab er erst Anfang des Jahres, in Katar absolvierte er alle fünf Partien der Marokkaner von Beginn an.
Abdelhamid Sabiri
Einer für die Bundesliga? Sabiri wurde bei deutschen Klubs ausgebildet und sammelte beim 1. FC Nürnberg und beim SC Paderborn bereits Erfahrung in der 2. Liga und in der Bundesliga. Der in der Offensive vielseitig einsetzbare 26-Jährige steht seit dieser Saison in Italiens Serie A bei Sampdoria Genua unter Vertrag, wo er regelmäßig zum Einsatz kommt. Vor der WM lag sein Marktwert bei drei Millionen Euro, beim Turnier stehen für ihn vier Spiele zu Buche. Beim 2:0 gegen Belgien in der Vorrunde bereitete er den Treffer zum 1:0 vor. Im Achtelfinale gegen Spanien (3:0 nach Elfmeterschießen) musste Sabiri jedoch in der 38. Minute angeschlagen ausgewechselt werden.
Youssef En-Nesyri
Wie Torwart Bono steht auch En-Nesyri in Spanien beim FC Sevilla unter Vertrag (bis 2025). Seine stärkste Saison erlebte er dort 2020/2021, als er in allen 38 Liga-Partien zum Einsatz kam und 18 Mal traf. In der laufenden Spielzeit ist er für die Andalusier in zehn Punktspielen noch ohne Treffer, in der Champions League kommt er bei vier Einsätzen auf immerhin zwei Tore. Rund läuft es dafür bei der WM. Im Angriffszentrum ist der 25-Jährige gesetzt, bestritt alle fünf Begegnungen von Beginn an und erzielte zwei Treffer: Den zum 1:0-Erfolg im Viertelfinale gegen Portugal und einen beim 2:1 gegen Kanada in der Gruppenphase. Es wäre nicht überraschend, sollten finanzkräftigere Klubs in Spanien oder England auf En-Nesyri aufmerksam werden. Auch ein Transfer in die französische Ligue 1 scheint nicht undenkbar - da dürfte die Integration leicht fallen, denn die meisten Marokkaner sprechen oder verstehen Französisch.
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