12. Februar 2023 / 10:25 Uhr

Konstant inkonstant: Wie Borussia Mönchengladbach um Europa und gegen den Ausverkauf kämpft

Konstant inkonstant: Wie Borussia Mönchengladbach um Europa und gegen den Ausverkauf kämpft

Heiko Ostendorp
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Borussia Mönchengladbach schafft es noch nicht, ein konstantes Bild abzugeben.
Borussia Mönchengladbach schafft es noch nicht, ein konstantes Bild abzugeben. © Getty Images (Montage)
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Borussia Mönchengladbach läuft den eigenen Ansprüchen derzeit hinterher. Gegen Hertha BSC steht das Team von Trainer Daniel Farke am Sonntag erneut unter Druck. Es geht um Europa - wohl nur im Falle einer Qualifikation für das internationale Geschäft kann ein Ausverkauf im Sommer vermieden werden.

Beim Blick auf die folgenden drei Partien in der Bundesliga kam bei so manchem Anhänger von Borussia Mönchengladbach der Sarkasmus durch: "Ist doch klar: Wir gewinnen nicht gegen Schalke und Hertha und hauen dann die Bayern aus dem Stadion", so die viel verbreitete Meinung unter den Fans des unsteten Klubs vom Niederrhein vor gut einer Woche. Tatsächlich reichte es am vergangenen Samstag nur zu einem 0:0 gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Gelsenkirchen, am Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) folgt nun im Berliner Olympiastadion die nächste Gelegenheit für einen Sieg gegen ein Kellerkind (Hertha ist 17.), bevor am Karnevalssamstag Spitzenreiter Bayern München im Borussia-Park gastiert.

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Kurioserweise hat keine andere Mannschaft in der Bundesliga in den vergangenen Jahren eine bessere Bilanz gegen den Rekordmeister als die Borussia. Unvergessen ist auch das 5:0-Schützenfest im Pokal vor gut 16 Monaten. Seitdem hat sich ein Trend der jüngeren Vergangenheit fortgesetzt: An guten Tagen ist Gladbach durchaus in der Lage, gegen jedes Team zu bestehen, an schlechten Tagen reicht es nicht mal gegen deutlich schwächere Kontrahenten – die einzige Konstante ist die Inkonstanz.

"Wir haben bei den Siegen gegen Dortmund, Leipzig oder im Derby gegen Köln gezeigt, zu was wir in der Lage sind", sagt Mittelfeldspieler Julian Weigl im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Leider hatten wir aber auch immer wieder Ausrutscher nach unten." Und so spiegeln Platz zehn und 26 Punkte genau wieder, wo die ambitionierte Borussia derzeit angekommen ist: im grauen Mittelmaß.

Farke-Fazit sorgt für Unruhe

Doch die große Frage, die Spieler wie Verantwortliche und natürlich den Trainer beschäftigt, lautet: Ist die Mannschaft einfach nicht besser und sind die Erwartungshaltungen nach vier Champions-League-Teilnahmen in den letzten zehn Jahren zu groß geworden? "Der Abstand zu Schalke ist gewahrt, wir zementieren unsere Position im Mittelfeld, aber es ist natürlich Luft nach oben", analysierte Trainer Daniel Farke die Lage nach dem enttäuschenden Remis gegen den S04. Dass der Chefcoach tatsächlich hervorhob, dass man den Abstand zum Schlusslicht gewahrt habe, kam im kritischen Klubumfeld gar nicht gut an.

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Kein Wunder, schließlich weckt der aktuelle Kader (noch) deutlich höhere Ansprüche, gespickt mit aktuellen und ehemaligen deutschen Nationalspielern wie Jonas Hofmann, Julian Weigl, Florian Neuhaus, Christoph Kramer und Lars Stindl, mit einem Topstürmer wie Vizeweltmeister Marcus Thuram, mit umworbenen Stars wie Ramy Bensebaini, Manu Koné und Alassane Pléa. Doch sollte es am Saisonende erneut nicht zu mehr reichen, als in den letzten beiden Spielzeiten (Platz zehn und neun) und das internationale Geschäft verpasst werden, droht im Sommer ein Ausverkauf.

Bensebaini und Thuram vor Abschied

Die Verträge von Bensebaini und Thuram laufen aus – Angebote zur Verlängerung wurden von beiden bislang abgelehnt, Interessenten für die ablösefreien Profis gibt es ohne Ende. Genau wie für Koné (Vertrag bis 2025), dessen Marktwert aktuell bei 25 Millionen Euro liegt, wobei bereits im Winter eine deutlich höhere Ablöse möglich gewesen wäre – Newcastle United soll 35 Millionen Euro geboten haben –, doch Gladbach sagte: "No!" – "Weil wir Manu noch nicht verkaufen wollen", so Sportdirektor Roland Virkus, der allerdings weiß, dass er das Geld für sein Tafelsilber zum Kaderumbau benötigen wird, sollte es mit Europa wieder nicht klappen.

Immerhin gaben die Ergebnisse des Pokal-Achtelfinals (Gladbach schied in der zweiten Runde gegen Zweitligist Darmstadt 98 aus) ein wenig Anlass zur Hoffnung: Sechs der acht Viertelfinalisten belegen in der Liga aktuell die internationalen Plätze. Sollte einer dieser Klubs am 3. Juni auch den goldenen Pott holen, würde der siebte Rang für die Play-offs zur Conference League reichen. Zwar sagt Virkus: "Unser klares Ziel war, eine stabile Saison zu spielen. Keiner von uns hat vom internationalen Geschäft gesprochen." Doch zur grauen Maus will auch Borussias Boss sicher nicht verkommen.

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