24. Juni 2021 / 17:00 Uhr

Brisantes Aufstiegsspiel zur Nordsachsenliga: TSV Rackwitz und SV Spröda auf Augenhöhe

Brisantes Aufstiegsspiel zur Nordsachsenliga: TSV Rackwitz und SV Spröda auf Augenhöhe

Johannes David
Leipziger Volkszeitung
Symbolbild Fußball
Die beiden Mannschaften treffen sich auf halber Strecke an neutraler Stelle in Selben. © Thomas Manthey
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Techniker, Rebellen und ein 49-jähriger Torjäger: Das Aufstiegsspiel zwischen dem TSV Rackwitz und dem SV Spröda hat einiges zu bieten. Beide Teams wollen diese Chance nutzen und am Sonntag gewinnen.

Rackwitz/Spröda. Manchmal eröffnet das Leben eine Chance, die es eigentlich gar nicht gibt. Am Sonntag etwa spielen der TSV Rackwitz und der SV Spröda völlig unverhofft um den Aufstieg in die Fußball-Nordsachsenliga. Vorlaufzeit: kaum mehr als eine Woche. Frisch-Auf Doberschütz-Mockrehna hatte kurzfristig seine Mannschaft aus dem hiesigen Oberhaus zurückgezogen. Nun muss ein Nachrücker her.

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Spürbarer Aufschwung

Die beiden Kandidaten treffen sich passenderweise auf halber Strecke an neutraler Stelle in Selben, Anstoß 14 Uhr. So unerwartet die Partie kam, völlig unvorbereitet sind die Mannschaften nicht, seit Mai stehen sie wieder im Training. „Wir sind es locker angegangen, haben mehr auf Technik und Übungen mit dem Ball gesetzt. Läuferisch haben wir nicht viel gemacht, aber das wird Spröda wahrscheinlich ähnlich gehen“, mutmaßt Trainer Jens Losse und ahnt: „Ein fußballerisches Schmankerl wird es nicht.“ Aber dazu taugen Entscheidungsspiele egal unter welchen Voraussetzungen ohnehin selten.

Dafür steckt naturgemäß umso mehr Brisanz in der Partie. „Alle sind heiß und ausgehungert“, sagt SVS-Präsident Olaf Goldstein und meint das auch auf die Schlachtenbummler bezogen. „Ich denke, dass viele Zuschauer kommen werden. Bei uns haben wir schon alle rebellisch gemacht, das wird in Rackwitz nicht anders sein.“ Nicht wenige Fans also wollen aus dem „rebellischen“ 270 Einwohner-Dorf Spröda anreisen, das sich anschickt, die höchste Spielklasse im Landkreis zu entern. Da war der SVS im Gegensatz zum TSV noch nie und wäre der kleinste Ort in der Nordsachsenliga.

Beide Teams erlebten in der jüngeren Vergangenheit einen spürbaren Aufschwung und führten in der nach nur sieben Spielen abgebrochenen Mini-Spielzeit 2020/21 das Kreisliga-Tableau an. Das jüngste Aufeinandertreffen datiert vom 19. September 2020 und endete 3:0 pro Rackwitz. „Unter den jetzigen Voraussetzungen bedeutet das alles nichts“, sagt Jens Losse. Goldstein pflichtet ihm aus der Ferne bei und ergänzt. „Damals waren wir schlecht besetzt, am Sonntag sind alle dabei.“ Auch der ewige Bomber Silvio Huke.

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Eine Chance, die es gar nicht gibt

Den Routinier hielten auch seine inzwischen 49 Jahre nicht davon ab, in den sieben Partien der abgebrochenen Serie 2020/21 viermal zu netzen. „Ein ganz Verrückter“, nennt ihn der Vereinschef. „Wir haben ihn schon dreimal verabschiedet, aber er kam immer wieder zurück. Jetzt möchte er noch mit seinem Sohn zusammenspielen und dann soll wirklich Schluss sein.“ Das geht aber erst ab der neuen Saison. Dann womöglich in der Nordsachsenliga? „Wenn es sich ergibt, freuen wir uns. Aber wir wollen auch niemanden unter Druck setzen“, sagt Olaf Goldstein.

Und schließlich steht da ja auch noch ein nicht ganz unambitionierter Gegner auf der anderen Seite des Platzes. „Der Aufstieg war unser langfristiges Ziel, natürlich würden wir ihn auch gerne gleich mitnehmen. Trotzdem sollten wir ruhig und sachlich bleiben und nicht überdrehen“, mahnt Losse. Gleichwohl hat der künftige Kader wohl schon Nordsachsenliga-Qualität. Zehn neue Leute hat der Coach nach Rackwitz gelotst. Problem: Die dürfen am Sonntag noch nicht auflaufen, sind erst ab 1. Juli spielberechtigt.

Die große Frage lautet: Wer kann spontan, quasi aus dem Nichts, Leistung abrufen. Wobei der TSV immerhin noch am Dienstagabend einen Test gegen die SG Zschortau auf die Beine stellte und dem Nordsachsenligisten knapp mit 0:1 unterlag. Spröda vermochte so fix keinen Testspielpartner zu finden, steckt aber ebenfalls seit Mai wieder im Training. Der kleine Verein könnte Großes schaffen. Erst 2019 kehrte der SVS als Meister der 1. Kreisklasse West überhaupt in die Kreisliga zurück. Ein weiterer Aufstieg jetzt wäre gewissermaßen ein Durchmarsch mit einem Jahr Verspätung. Man muss nur die Chance nutzen, die es eigentlich gar nicht gibt.

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