Es ist nicht nur ein Marathon, es ist ein Ultra-Marathon über 80 Kilometer – und diesmal war er sogar noch zwölf Kilometer länger: Die Brocken-Challenge von Göttingen auf den Gipfel des Harzes fand diesmal wegen geltender Corona-Beschränkungen in umgekehrter Richtung statt, wobei von Schierke aus erst noch zwölf Kilometer auf den Brocken bewältigt werden mussten. Mit dabei war bei der 18. Auflage des Wohltätigkeitslaufs zum fünften Mal Martin Hunger, ehemaliger Mittelfeldspieler des Fußball-Bezirksligisten SG Lenglern. Der 35-Jährige lief „auf den ersten 30 bis 40 Kilometern durch ordentlich viel Schnee“.

Hunger war einer von 145 Läufern, die in Schierke starteten, und einer von 131 Teilnehmern, die der Ausrichter, der Verein Ausdauersport für Menschlichkeit (ASFM), im Ziel im Göttinger Wald begrüßen konnte. Eine Laufstrecke von 92 Kilometern bewältigen, ohne mittendrin zu verzweifeln – Hunger, der im Patientenmanagement des Weender Krankenhauses tätig ist, hat da sein ganz eigenes Rezept: „Man muss in kleinen Etappen denken: zwölf Kilometer auf den Brocken, dann zwölf Kilometer bis zum Verpflegungspunkt und so weiter. Wenn man zu Beginn an die 92 Kilometer denkt, will man ja gleich aufgeben.“
Für Hunger ist das Laufen mentale Erholung
Hunger beendete vor fünf Jahren seine Fußballer-Laufbahn, um sich seinem Hobby, dem Laufen, zu widmen. „Es macht mir einfach Spaß“, sagt er. „Man kann zu jeder Jahreszeit laufen und sich immer neue Ziele setzen. Ich habe gemerkt, dass es meiner inneren Ausgeglichenheit gut tut und für mich eine regelrechte mentale Erholung ist.“
Spendensumme beläuft sich auf 28.000 Euro
An der 18. Auflage des Wohltätigkeits-Ultramarathons Brocken-Challenge, veranstaltet vom Verein Ausdauersport für Menschlichkeit (ASFM), nahmen diesmal 145 Athleten teil, von denen nach absolvierten 92 Kilometern 131 im Ziel im Göttinger Wald ankamen. Gestartet worden war im Dunkeln in Schierke, der Brocken wurde bei Sonnenaufgang erklommen. Bei frühlingshaftem Wetter führte die Strecke über Barbis weiter nach Göttingen. Den Sieg sicherte sich der Bad Lauterbacher Oliver Helmboldt in 8:12 Stunden vor Marcel Leuze (8:13). Dritter wurde Marcel Neumann (8:42). Bei den Damen hatte Sarah Mangler (Düsseldorf) in 10:01 Stunden die Nase vorn vor Susann Lehmann (10:25) und Claudia Lederer (10:37).
Die Streckenänderung, den Corona-Beschränkungen auf dem Brocken geschuldet, sei gut angenommen worden, teilt der ASFM mit. Im nächsten Jahr soll nach Möglichkeit aber wieder von Göttingen aus in den Harz gelaufen werden. Die Spendensumme beläuft sich in diesem Jahr auf 28.000 Euro, das Geld geht an das Hospiz an der Lutter, die Gesellschaft zur Förderung des Nationalparks Harz, die christliche Drogentherapie-Einrichtung Neues Land, die Evangelische Jugendhilfe Obernjesa und das intensivpädagogische Projekt Hof Wetenborn.
Der 35-Jährige läuft für den Ausrichterverein ASFM und bekam es wie seine Konkurrenten zu Beginn mit mehr Niederschlag, als erwartet, zu tun: „Bis auf 500 bis 600 Meter Höhe liefen wir durch Schnee. Da wurden natürlich die Beine schwer“, berichtet Hunger. Dieses Gefühl ist dem erprobten Marathonläufer jedoch wohl bekannt. „Irgendwann entscheidet der Kopf“, sagt er. „So ein Ultramarathon ist eine extreme Kopfsache. Am Ende bist du ordentlich platt, und die Oberschenkel tun so weh, dass du eigentlich nicht mehr laufen willst. Da geht es nur noch um mentale Stärke.“
Brocken-Challenge 2022: 92 Kilometer von Schierke nach Göttingen
Geholfen haben ihm diesmal seine Freunde aus Fußballzeiten: Begleitet wurde er von Stefan Bopp über 30 Kilometer von Barbis nach Landolfshausen und später über zwölf Kilometer von Jan-Paul Kleinschmidt und Torsten Falkowski. „Ich hatte fast die halbe Strecke Support. Dafür bin ich den Jungs endlos dankbar, denn die haben mich richtig gepusht.“



Am Ende wurde Hunger in 9:05 Stunden Fünfter. Drei Plätze vor ihm auf dem zweiten Rang landete in 8:13 Stunden Marcel Leuze, dessen Name auf der aktuellen Kaderliste der SG Lenglern steht. Allerdings handelt es sich, fast nicht zu glauben, lediglich um einen Namensvetter des Freistoßspezialisten. „Als ich davon erfahren habe, habe ich erst mal nach ihm gegoogelt“, sagt der Fußballer Leuze. „Und dann ist er auch noch fast gleich alt: Mein Geburtsjahr ist 1988, seins ist 1986. Tatsache ist: Ich bin nicht mitgelaufen.“ Hunger aber schon – und das voraussichtlich nicht zum letzten Mal.
Anzeige: Erlebe die gesamte Bundesliga mit WOW und DAZN zum Vorteilspreis