In diesen Tagen kocht wieder hoch, was wir in den vergangenen Jahrzehnten immer mal wieder erlebten: Ausgelöst von Überlegungen einer Arbeitsgruppe der Deutschen Fußball Liga wird über die mögliche Einführung einer Gehaltsobergrenze im Profibereich diskutiert. Ganz ehrlich: Die Idee ist ja löblich, aber für mich ist das nicht mehr als eine Scheindebatte. Natürlich haben sich durch die Corona-Krise die wirtschaftlichen Umstände bei vielen Vereinen verändert, ein einheitliches Vorgehen aller Klubs wird es in dieser Frage aber nie geben. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen, zu konträr folglich die Interessen. Hinzu kommt die Frage, ob ein solches Modell überhaupt mit europäischem Recht vereinbar wäre. Auch hier streiten sich die Gelehrten. Die Folge: Es wird alles so bleiben, wie es ist.
Dabei würde es auch losgelöst von einer etwaigen Salary Cap durchaus Möglichkeiten geben, wie die Vereine ihre Kostenstruktur senken könnten. Der wohl wichtigste Punkte: Durchschnittsspieler müssen ihren Fähigkeiten entsprechend bezahlt werden. Mit welcher Berechtigung verdienen einige dieser Profis heutzutage fünf oder sechs Millionen Euro im Jahr? Die Menschen kommen für die Stars in die Stadien (wenn sie es denn wieder dürfen) oder kaufen die Trikots von Ausnahmekönnern. Natürlich braucht jede Mannschaft auch Akteure, die solide arbeiten und weniger im Fokus stehen. Derart unmoralische Vergütungen werden von dieser Tatsache aber nicht gerechtfertigt.



Ein weiteres Problem: Die Profis wurden seit dem Bosman-Urteil vor gut 25 Jahren immer mächtiger. David Alaba ist da ein gutes Beispiel. Der FC Bayern ist mit seinem Angebot bis an die Schmerzgrenze gegangen und doch erfolglos geblieben. Nun wird der Österreicher, zweifellos ein absoluter Top-Spieler, einem anderen Verein seine Gehaltsvorstellungen diktieren – und am Ende Erfolg haben. Man könnte jetzt argumentieren, dass man genau deshalb eine Salary Cap brauche. Klar, auf dem Papier klingt das gut. Aber: Wenn ein Verein einen Spieler will, wird er immer alles tun, um diesen zu bekommen. Man denke doch nur an das Financial Fairplay, das ebenfalls zu mehr Chancengleichheit und wirtschaftlicher Vernunft führen sollte. Am Ende ist diese Regelung nur ein zahnloser Tiger. Bestes Beispiel: Die einst beschlossene Champions-League-Sperre für Manchester City, die vom CAS anschließend kassiert wurde.
Auch der Blick in die USA, wo Gehaltsobergrenzen seit Jahren fester Bestandteil des Profisports sind, lässt für mich nicht den Schluss zu, dass dieses Modell auf den Fußball übertragbar wäre. In Nordamerika ist das System etabliert und akzeptiert. Es gibt keine rechtlichen Hürden zu überwinden. Die Strukturen in den Ligen sind mit denen von UEFA, FIFA oder den Landesverbänden nicht vergleichbar. Für den Fußball hierzulande bedeutet das: Die Vereine und Verbände können sich nur selbst regulieren – und müssten dann etwaige Konsequenzen mit Blick auf ihre sportliche Wettbewerbsfähigkeit akzeptieren. Der Versuch, eine übergeordnete Instanz zu installieren, wird scheitern.