Immer wieder Ärger um das Handspiel: In der abgelaufenen Bundesliga-Saison gab es vor allem auch wegen der häufigen Anwendung des Videobeweises viele Diskussionen um die richtige Auslegung der Handspiel-Regel. Wann liegt eine unnatürliche Armhaltung vor, wann eine Vergrößerung der Körperfläche? Dr. Jochen Drees, Projektleiter Videobeweis beim DFB, hat gegenüber der Sport Bild nun angekündigt, diese Fragen gemeinsam mit den Klubs der 1. und 2. Bundesliga beantworten zu wollen. "Da bleibt weiterhin ein Interpretationsspielraum für die Schiedsrichter. Wir sind dabei, zusammen mit den Vereinen, eine Vereinbarung zu treffen, um auch hier eine größtmögliche Einheitlichkeit zu erreichen", so Drees.
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Vereine müssen Handspiel-Situationen bewerten - Ergebnisse werden diskutiert
Zwar haben die Regelhüter vom International Football Association Board (IFAB) zur kommenden Saison festgelegt, dass jede Form des Handspiels vor einem Tor oder einer Torvorlage strafbar ist - allerdings bleibt eben weiter Interpretionsspielraum für Schiedsrichter zum Beispiel bei Elfmeter-Entscheidungen.



Drees und sein Team haben deshalb den Vereinen eine DVD mit 40 relevanten Handspiel-Situationen aus der vergangenen Saison geschickt, wie er nun verriet. "Wir haben darum gebeten, diese aus der Erfahrung als Trainer oder Spieler heraus zu bewerten: Was ist ein Handspiel, was nicht? Was ist normal, wann beginnt eine unnatürliche Vergrößerung des Körpers?", erklärt der Projektleiter. Die Rückmeldungen sollen bei den Schiedsrichter-Workshops mit den Klubs vor der Saison diskutiert werden, "um eine verbesserte Vereinheitlichung bei der Bewertung gewisser Handspiel-Situationen von allen Beteiligten zu erreichen", so Drees.
Drees: Deshalb wird der Videobeweis nicht im Stadion auf der Leinwand übertragen
Wenn der Videobeweis - wie zum Beispiel bei Handspiel-Situationen - eingesetzt wird, werden die Fans im Stadion aber weiterhin weitestgehend nicht mitbekommen, um welche Szene es sich genau handelt. Drees hat einer Übertragung der Szenen auf der Videowand in den Stadien vorerst eine Absage erteilt.
Zum einen sei die "Qualität der Videowände in den Stadien und damit die Auflösung der Bilder extrem unterschiedlich", zum anderen gibt es rechtliche Probleme. "Die Videowände gehören den Stadien-Betreibern, nicht dem DFB oder der DFL", sagte Drees. Dennoch hoffe er, dass er und sein Team die Szenen bald abbilden können.
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Müssen Schiedsrichter ihre Entscheidungen zu Handspiel und Co. bald über Lautsprecher erklären?
Eine andere Lösung könnte sein, dass der Schiedsrichter per Stadion-Lautsprecher seine Entscheidung erklärt - ähnlich wie die Referees in der US-Football-Liga NFL. Die amerikanische Fußball-Liga MLS habe laut Drees bereits einen Antrag beim IFAB gestellt, um diese Neuerung testen zu dürfen. Die Bundesliga und Drees würden dann genau hinschauen: "Wenn aufgrund der Testerfahrungen die Diskussion neu geführt werden sollte, sehe ich in Deutschland durchaus das Potenzial für kurze Erklärungen des Schiedsrichters über die Stadion-Lautsprecher", sagte Drees und fügte an: "Das könnte hilfreich sein."
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