Bundestrainer Hansi Flick hat sich vor den ersten Länderspielen des WM-Jahres in der Debatte um die Vergabe der Endrunde nach Katar klar positioniert und den Weltverband FIFA für die Entscheidung kritisiert: "Es darf nicht immer nur nach dem Geld gehen. Wir hatten zuletzt eine Fußball-WM in Russland, Olympische Winterspiele in Peking, im November kommt die WM in Katar - und immer gab es große Kritik", sagte der Trainer der deutschen Nationalmannschaft in einem Stern-Interview.
Der klare Appell des 57-Jährigen für die Zukunft: "Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben, und dafür noch verbindlichere Kriterien definieren."
Die Weltmeisterschaft in Katar findet vom 18. November bis 21. Dezember statt. Das Gastgeberland steht praktisch seit der Vergabe des Turniers Ende 2010 wegen der Menschenrechtslage und der Situation für ausländische Arbeiter in der Kritik. Berichte über Tausende Todesfälle auf den Baustellen des Emirats sorgen immer wieder für großes Aufsehen. Die Regierung Katars weist die Kritik zurück und verweist auf eine Vielzahl an Reformen.
Flick lehnt Boykott der WM in Katar ab
Auf eine Teilnahme zu verzichten sei für Flick allerdings keine Lösung: "Den Menschen in Katar wäre damit nicht geholfen. Wir wollen teilnehmen und dann Signale setzen. Das halte ich für effektiver." Der Bundestrainer halte Boykotts generell für schwierig. "Die Weltmeisterschaft in Katar würde ja trotzdem gespielt. Es ist jetzt viel wichtiger, dafür zu sorgen, dass die Fortschritte, die es in Katar gibt, nachhaltig sind. Und dass weitere Fortschritte erzielt werden. Zudem ist für viele Sportler eine WM der Karrierehöhepunkt. Der würde ihnen mit einem Boykott genommen."
Indes befürwortete Fick die Entscheidung der FIFA, Russland von der Teilnahme auszuschließen: "Als Symbol finde ich solche Maßnahmen richtig. Ich glaube aber nicht, dass Putin sich davon beeindrucken lässt. Selbst scharfe Wirtschaftssanktionen konnten ihn bislang nicht stoppen. Für die Sportlerinnen und Sportler, die nun ausgeschlossen werden von den Wettbewerben, tut es mir leid. Denn es ist Putins Krieg, nicht ihr Krieg. Aber es gibt derzeit keine andere Option."
Am Montagabend versammelt Flick seinen Kader für den Start ins WM-Jahr mit dem eher lockeren Warm-up gegen Israel am Samstag in Sinsheim und dem ersten echten Prüfstein drei Tage später im Klassiker gegen die Niederlande in Amsterdam.
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