Mit der Rückkehr von Sébastien Haller nach dessen Hodenkrebserkrankung hat Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic zum Bundesliga-Neustart ein wichtiges Puzzleteil für die Besetzung seiner Offensive hinzugewonnen. Der im vergangenen Sommer für rund 31 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtete Stürmer könnte schon an diesem Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) im Heimauftritt gegen den FC Augsburg sein Pflichtspieldebüt für den BVB geben. Bleibt Haller gesund, wird er Druck auf Youssoufa Moukoko und Anthony Modeste ausüben – für mindestens einen aus diesem Trio wird es dann sportlich eng.
In den knapp drei Wochen seit seiner Rückkehr auf den Trainingsplatz hat Haller einen bemerkenswerten Eindruck hinterlassen. Im Wintertrainingslager im spanischen Marbella absolvierte der 28-Jährige, der einst als Ersatz für den zu Manchester City abgewanderten Erling Haaland eingeplant war, die meisten Einheiten in voller Intensität. Als hätte es keinen Hodentumor, keine Chemotherapie und keine zwei Operationen gegeben, derentwegen er sein Debüt im schwarz-gelben Trikot um knapp ein halbes Jahr hatte verschieben müssen.
Haller-Hattrick im Test gegen FC Basel
Beim 5:1-Testsieg gegen Zweitligist Fortuna Düsseldorf schickte Terzic seine potenzielle Sturmspitze für rund 15 Minuten auf den Rasen. Drei Tage später unterstrich Haller mit einem Hattrick binnen sieben Minuten beim 6:0 im Test gegen den FC Basel seine Frühform. Ist er schon gegen Augsburg dabei? So ganz ließ Terzic sich bei der Pressekonferenz am Freitag nicht locken. "Sébastien hat sich wirklich sehr gut präsentiert und sehr hart gearbeitet", sagte der 40-Jährige: "Ob er von Beginn an spielt oder ob er eingewechselt wird, werden wir unter vier Augen besprechen."
Klar scheint: Haller bringt bei allen berechtigten Warnungen vor möglichen Rückschlägen viele Attribute mit, die der spielfreudigen, mitunter aber wenig durchschlagskräftigen Dortmunder Offensive gerade gegen tief stehende Gegner oft abgehen. Er ist körperlich präsent, hat mit 1,91 Metern Gardemaß und ist abschlussstark.
Neuer BVB-Vertrag für Moukoko
Auch Moukoko wird – bei aller Erleichterung über Hallers Genesung – all das registriert haben. Der 18-Jährige ahnt wohl, dass er gegen einen gesunden und fitten Haller das Nachsehen haben könnte. Im November 2022, mitten im Poker um seine Vertragsverlängerung, sagte der WM-Fahrer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) zu einem möglichen Haller-Comeback: "Man wird sehen, was das für mich bedeutet. Ich möchte wissen, was der Verein ganz genau perspektivisch mit mir vorhat. Ich will mich weiterentwickeln, und ohne Spiele kann ich mich halt nicht weiterentwickeln."
Doch der Jungstar ist nicht ohne Grund auf den WM-Zug aufgesprungen. In der Frühphase seiner Profilaufbahn prallte der damals gerade 16 Jahre alt gewordene Teenager selbst an mittelmäßigen Bundesliga-Verteidigern häufig ab. Nach einer von Verletzungen geprägten Vorsaison wirkt Moukoko inzwischen stabiler und athletischer, kommt häufiger in Abschlusssituationen – und war in dieser Spielzeit bereits entscheidend. Die BVB-Fans werden sich vor allem an seinen Treffer zum 1:0-Sieg im Revierderby gegen Schalke 04 gern erinnern – einer seiner sechs Saisontreffer in 14 Punktspielen. Für Moukoko spricht außerdem seine enge Verbindung zu Terzic, der für ihn nach eigener Aussage "wie ein Vater" sei. Auch ein Grund, warum er seinen Vertrag nun doch bis 2026 verlängert hat.
Bliebe noch der Dritte im Bunde: Der Franzose Modeste war im Sommer die Sofortmaßnahme nach Hallers Diagnose, als Sportdirektor Sebastian Kehl ihn aus Köln loseiste. Doch schnell war erkennbar, dass da zwei unterschiedliche Ideen kollidieren: ein auf Kombinationsspiel geeichtes BVB-Ensemble hier, ein auf Zuspiele in die Spitze lauernder Modeste dort. Trotz Annäherung ergab das in 19 Pflichtspielen lediglich zwei Tore des 34-Jährigen, der bei den Westfalen einen Vertrag bis Saisonende hat. Die nächsten Monate im Duell mit Haller und Moukoko werden weisen müssen, ob die Liaison zwischen Modeste und dem BVB über den 30. Juni hinaus für beide Seiten Sinn ergibt. Auch in dieser Hinsicht könnte Augsburg Hinweise geben.
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