Es war klar, dass Fragen wie diese kommen würden. Und doch mochte Edin Terzic sie irgendwann nicht mehr hören. Als es ihm zu bunt wurde, senkte der Trainer von Borussia Dortmund bei der Pressekonferenz zum abschließenden Bundesliga-Spiel gegen Mainz 05 (Samstag, 15.30 Uhr, Sky) den Blick, atmete tief durch und fuhr sich unruhig mit der rechten Hand durchs Gesicht. Gerade erst hatte er die Medienvertreter gebeten, über Gegner Mainz zu sprechen, und dann das: Eine Journalistin erinnerte an BVB-Urgestein Kevin Großkreutz, der sich nach dem Dortmunder Meistertitel 2011 eine Glatze rasieren lassen hatte, und wollte wissen, ob die aktuellen BVB-Profis am Samstag im Falle des Titelgewinns ähnliches planen.
Terzic lächelte gequält und fragte: "Ist das jetzt wirklich dein Ernst? Ich habe vor 30 Sekunden etwas gesagt, und jetzt reden wir schon wieder über den nächsten Konjunktiv. Ich habe keine Lust, über den Konjunktiv zu reden, sondern über das, wo wir heute sind und warum wir heute hier sind. Das ist, weil es eine Spieltags-PK gibt vor dem wichtigen letzten Saisonspiel gegen Mainz 05. Deswegen lasst uns über das reden. Was die Jungs im Anschluss machen, ist mir sowas von egal. Wichtig ist für mich, was die Jungs in den 90 Minuten auf dem Platz machen."
BVB kämpft um neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte
Tatsächlich aber dürfte es auch den BVB-Coach nicht überrascht haben, dass viele Fragen sich eben nicht um die Mainzer drehten. Sondern um die große Chance für seine Mannschaft und ihn selbst, die Meisterschaft mit einem Sieg am Samstag nach zehn Titeln in Folge für den FC Bayern wieder nach Dortmund zu holen. Der 40-Jährige hat offenbar aber seine eigene Art entwickelt, mit der Aufregung rund um sein Team und seine Person umzugehen. "Wir haben uns in eine Situation gespielt, die sehr viel Euphorie ausgelöst hat. Trotzdem: Auch wenn es eine besondere Woche ist, ist der Schlüssel, dass man nichts Besonderes tut."
Die Botschaft von Terzic ist klar: bloß keine Ablenkung zulassen, alles wie immer machen. Nichts soll die starke Form, die die Dortmunder Aufholjagd im Laufe der Rückrunde und den erneuten Sprung an die Tabellenspitze am vergangenen Sonntag nach dem 3:0-Erfolg beim FC Augsburg überhaupt erst möglich machte, in Gefahr bringen. "Es gilt, am Samstag alles rauszuhauen. Da wird eine große Portion Emotion dabei sein. Das ist das, was wir wollen", gab der Trainer zu, um schnell wieder sachlich zu werden: "Es wäre schön, wenn ihr jetzt nicht mehr über mich redet, sondern über die Mainzer."
Terzic betont: "Wir sind noch nicht fertig"
Das passierte dann auch. Am Ende war dann aber doch wieder er selbst das Thema. Er, der das DFB-Pokalfinale 2012, in dem der BVB das erste und einzige Double seiner Vereinsgeschichte perfekt machte, noch als BVB-Fan auf der Tribüne im Berliner Olympiastadion erlebt hatte. Elf Jahre später kann er "seinen" Verein als Cheftrainer zum Meister machen.
Auf den Einwurf, dass die Partie am Samstag wohl das bislang wichtigste Spiel seiner Trainerkarriere sei, ließ sich Terzic doch ein wenig locken. "Ob es das wichtigste Spiel ist, kann ich nicht beurteilen. Es ist aber bis jetzt wahrscheinlich das schönste, das auf mich wartet." Wenig später wiederholte er einen Satz, den er in Augsburg schon so ähnlich formuliert hat: "Wir sind noch nicht fertig. Aber wir sind bereit. Wir sind bereit, den letzten Schritt zu gehen - als Mannschaft, als Verein, als Stadt." Das Dortmunder Stadion wird am Samstag ausverkauft sein, mehr als 300.000 Tickets hätte der Klub nach eigenen Angaben verkaufen können. Mit einem Sieg gegen Mainz macht sich der BVB zum neunten Mal zum Meister. Patzen die Bayern parallel in Köln, könnte sich die Borussia gar eine Niederlage erlauben.
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