Als eines der größten Fußballwunder in der deutschen Europapokal-Geschichte geschah, waren die meisten Spieler des heutigen Kaders von Borussia Dortmund noch nicht mal auf der Welt. Bayer 05 Uerdingen drehte am 19. März 1986 im Viertelfinale des Pokals der Pokalsieger ein 0:2 im Hinspiel bei Dynamo Dresden trotz eines weiteren 1:3-Rückstandes nach 58 Minuten des Rückspiels noch in ein 7:3 um. Dieses Resultat würde dem BVB auch reichen, wenn er heute (21 Uhr, live im SPORTBUZZER-Ticker) ins Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Tottenham Hotspur geht.
Nach dem ernüchternden 0:3 vor drei Wochen in London hofft der zuletzt schwächelnde Tabellenführer der Bundesliga trotz der großen Hypothek weiterhin auf ein Fußballwunder. „In diesem Stadion wurden schon einige Spiele absolviert, in denen Geschichte geschrieben wurde. Wir sind in der Lage, das Unmögliche zu schaffen“, sagte Kapitän Marco Reus vor dem Abschlusstraining am Montag. „Das Wichtigste ist, dass wir daran glauben. Und ich habe den Eindruck, dass die ganze Mannschaft daran glaubt.“
Das sind die größten Wunder der Champions League
Irre BVB-Partie gegen Malaga
Tatsächlich gelangen den Schwarz-Gelben im heimischen Signal-Iduna-Park auch in der jüngeren Vergangenheit auf internationaler Bühne einige Spiele, die bis heute unvergessen sind – vor allem in der Champions-League-Saison 2012/2013. Im Viertelfinalrückspiel gegen den FC Malaga benötigte der BVB einen Heimsieg zum Weiterkommen, kassierte in der 82. Minute aber das 1:2. Doch die damalige Truppe von Trainer Jürgen Klopp gab sich nicht auf und schaffte durch zwei Treffer von Reus und Felipe Santana in der Nachspielzeit doch noch den Halbfinaleinzug – und dort kam es noch besser. Im Hinspiel fegte Dortmund Real Madrid mit 4:1 aus dem Stadion – Robert Lewandowski erzielte dabei alle vier Treffer.


Allerdings hat der BVB aktuell keinen Knipser wie den Polen in den Reihen und auch die letzten Auftritte machen eigentlich wenig Hoffnung vor dem Duell mit dem Tabellendritten der englischen Premier League. Dass seiner Mannschaft in den vergangenen sieben Spielen nur ein Sieg gelang und sie in der Bundesliga den Neun-Punkte-Vorsprung auf den Verfolger FC Bayern inzwischen verspielt hat, wertete Kapitän Reus allerdings nicht als zusätzliches Handicap: „Wir befinden uns – im Bezug auf die Bundesliga – noch immer in einer Ausgangsposition, die okay ist. Es ist wichtig, dass wir weiter positiv bleiben. Wenn wir wieder mehr unsere Mentalität zeigen wie in der Hinrunde, kommen wir da auch raus.“
Trainer Lucien Favre sah die Ausgangslage vor dem Rückspiel ähnlich wie sein Schlüsselspieler Reus: „Es ist schwer, aber alles ist möglich. Dafür müssen wir sehr, sehr clever spielen und unnötige Fehler vermeiden. Dass wir Tore schießen können, wissen wir.“
Hoffnung für den BVB: Deutsche Fußballwunder im Europapokal
Vier Heimspiele mit je drei Treffern - aber auch Gegentor
Tatsächlich gelangen den Dortmundern in den jüngsten vier Heimspielen gegen Hannover 96 (5:1), die TSG Hoffenheim (3:3), Werder Bremen (3:3 nach regulärer Spielzeit im DFB-Pokal) und Bayer 04 Leverkusen (3:2) immer mindestens drei Treffer – allerdings nie, ohne dabei auch ein Gegentor zu kassieren. Reus: „Wenn wir gegen Tottenham einen bekommen, wird es ganz schwierig. Deshalb müssen wir versuchen, die Balance zu finden zwischen Offensive und Defensive.“
Dass es auch in der Königsklasse Sensationen gibt, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: In den knapp 27 Jahren seit der Einführung der Champions League gelang es immerhin drei Mannschaften, eine Hinspielniederlage mit drei oder mehr Toren Differenz noch wettzumachen. Zuletzt war es die AS Rom gegen Barcelona (nach 1:4 im Hinspiel) in der Vorsaison. Im Jahr davor gelang es den Katalanen, Paris Saint-Germain nach einem 0:4 im Hinspiel noch auszuschalten. Wunder gibt es eben doch immer wieder.