Chemnitz/Leipzig. Nach den umkämpften 94 Minuten auf dem glatten, teils schneebedeckten Geläuf im Chemnitzer Stadion an der Gellertstraße und dem bitteren 0:1-Endresultat der BSG Chemie gegen Gastgeber Chemnitzer FC entbrannten auf der Bank der Leutzscher Diskussionen: Hätte nicht eine der zahlreichen Gelegenheiten, die sich in der zweiten Halbzeit für die so ersatzgeschwächten Gäste ergaben, reingemusst?
Ben Keßler, Anes Osmanoski, Anton Kanther und Paul Horschig fielen einige vielversprechende Situationen ein. So wie das großartige Solo des eingewechselten Denis Jäpel, der aber, statt abzuspielen, selber abschließen wollte und keine Kraft mehr zum konzentrierten Schuss hatte (92.). Oder Simran Dhaliwal, der frei vor Torwart Isa Dogan zum Schuss kam, aber den Ball nicht an ihm vorbeibrachte (82.). Oder Anton Kanther, der nach dem genialen Zuspiel von Denis Mast aus spitzem Winkel an Dogan scheiterte (72.). „Das hätte doch reichen können“, stöhnte der diesmal als Außenverteidiger aufgestellte Keßler erschöpft. Er hatte wie seine Kollegen Schwerstarbeit zu leisten, denn Angriff auf Angriff rollte auf das Tor der Chemiker. „Wir wollten zwar abwartend agieren anfangs, aber so tief reinstellen dann doch nicht“, stellte Trainer Miro Jagatic klar. Vor allem in Hälfte eins brandete ein Angriff nach dem anderen auf das von Benny Bellot hervorragend gehütete Tor. Zwei, drei Mal konnte sich der Keeper auszeichnen, so gegen Bickel, Campulka und Freiberger. In Hälfte zwei wurden die Gäste aktiver, setzten ihrerseits das eine oder andere Zeichen, als Tom Müller und Florian Kirstein Schüsse auf das Tor von Dogan abgaben. Dann schien sich der CFC festgefahren zu haben, die Beine auf dem glatten Geläuf schienen immer schwerer zu werden. Unablässig vom 800 Fans umfassenden imposanten Gästeblock angefeuert (stark die Geste zu Spielbeginn, als ein riesiges Banner "Peace for the People of Ukraine" gezeigt wurde), schien das letzte Aufgebot der Grün-Weißen dem Punktgewinn nahe.
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Doch wie es so ist im Fußball: Chemnitz wechselte den blutjungen Max Roscher ein, der wenige Minuten später mit einer schnellen Körperdrehung Benny Schmidt austanzte und sofort abzog – der Ball rollte ins Tor, es stand 1:0 (80.). Nun drehte Chemie auf, hatte die erwähnten Chancen, konnte aber den Ausgleich nicht mehr erzwingen. Entsprechend enttäuscht zeigte sich Denis Mast: „Ein geiles Spiel, ein geiler Support unserer Fans, die das hier zum Heimspiel gemacht haben. Mit ein bisschen Glück nehmen wir den Punkt mit.“ Auch Jagatic ärgerte sich, sah aber vor allem das Positive: „Wir müssen uns für diesen Auftritt nicht schämen. Wir waren ja froh, dass wir überhaupt noch Spieler auf der Bank hatten!“ Was er meinte: Fast ein Dutzend verletzter und erkrankter Spieler fehlten. Fünf Mann saßen auf der Bank, allerdings hatten sowohl Andy Wendschuch als auch Tom Gründling nur zwei Mal trainiert seit ihren langwierigen Verletzungen, taugten also wie auch der eben wieder ins Training eingestiegene Denis Jäpel (Leiste) kaum als ernsthafte Alternative.
Eine andere Hauptrolle spielte der diesmal als Co-Trainer agierende Daniel Heinze (Christian Sobottka blieb erkrankt daheim). Er, der beim letzten Auftritt der Leutzscher in Chemnitz im Jahr 2009 (noch als FC Sachsen unterlag man 1:2) dabei war, spielte in der Halbzeitpause die Co-Losfee bei der Auslosung zum Viertelfinale des Sächsischen Landespokales. Das Los Bautzen sah er entsprechend realistisch: „Sicher nicht das leichteste, aber auf alle Fälle wollen wir eine Runde weiter.“
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