Leipzig. Der Rahmen sollte dem Anlass gerecht werden und war bewusst gewählt. Denn eines wurde deutlich auf der ersten Pressekonferenz des 1. FC Lok Leipzig als Präsenzveranstaltung seit Oktober 2020, bei der die Vertragsverlängerung von Trainer und Sportdirektor Almedin Civa bis Sommer 2023 verkündet wurde: Die Wertschätzung innerhalb des Vereins für den bosnischen Coach und dessen Arbeit ist hoch.
Überzeugt von Vision des Vereins
Verständlich, hatte der 48-Jährige doch Lok im vergangenen Sommer als ein niedergeschlagenes Häufchen aufgefunden und innerhalb weniger Wochen eine neue Truppe zu einem konkurrenzfähigen Team geformt. „Somit haben wir weiterhin Kontinuität in unserem Verein“, freut sich Präsident Thomas Löwe.
DURCHKLICKEN: Sie trainierten die Probstheidaer von 1991 bis heute
Platz sechs, obwohl erst zwölf Partien absolviert, ist ein beachtliches Ergebnis, hinzu kommt die Definition realistischer Ziele. „Ich bin überzeugt von den Visionen des Vereins“ so der A-Lizenz-Inhaber, dessen neuer Kontrakt für Liga vier und Liga drei gültig ist. Doch der Schritt in den bezahlten Fußball hat für den zweifachen Familienvater nicht Priorität, sondern vorerst die Entwicklung des Vereins und der Spieler.
Apropos Familie, die in Civas Fall in Berlin lebt: „Ich musste abwägen, ob ich für meine Familie und für Lok 100 Prozent geben kann und würde einen Teufel tun, für meine Familie nur 90 Prozent zu geben. Aber ich kann beides vereinbaren“, so Civa, der zudem die blau-gelbe Anhängerschaft nicht im Stich lassen wolle. „Mitglieder, Fans, Sponsoren haben das verdient, alle waren sehr fair zu mir.“
Bauchgefühl muss entscheiden
In die letzten Gespräche war auch Ex-Bundesligaprofi Torsten Kracht involviert, der als ehrenamtlicher Sportvorstand offiziell begrüßt worden ist und sicherlich auch eine Rolle für die Verlängerung gespielt haben wird. „Er ist ein Riesengewinn, es ist ein Riesenschritt und ein Zeichen an alle im und um den Verein“, spricht Civa von seinem ehemaligen VfB-Teamkollegen (2003) in höchsten Tönen. Kracht hatte das gegenseitige Loblied bereits vorherige Woche im MDR angestimmt. Erneut meint er: „Civa ist im sportlichen Bereich die wichtigste Personalie, er tut Lok gut.“
Wie wichtig der Trainer, Co-Trainer und Sportdirektor in persona ist, wird beim Blick auf die Vertragssituation deutlich. Nur vier der 22 Kaderspieler haben ein Arbeitspapier über den 30. Juni hinaus, bei einer Nicht-Verlängerung Civas wären Verlängerungsgespräche und Argumente zum Verbleib womöglich weitaus schwieriger ausgefallen.



Doch nun kann sich ins Getümmel gestürzt werden. Bis Mitte März soll die Zukunft aller Schützlinge geklärt sein, getreu dem Motto: Nach der Verlängerung ist vor der Verlängerung. Dabei muss auch Bauchgefühl entscheiden, viele Spiele, sich zu beweisen, hatten die Lok-Profis bis dato nicht. Dennoch: In den nächsten Wochen wird weitere Tinte unter Verträgen trocknen, eine Pressekonferenz als Rahmen der Verkündung wird dabei wohl nicht noch einmal ausgerufen.