Leipzig. Sachsen gibt sich – mal wieder – neue Corona-Regeln. Und die dürften, nach Wochen und Monaten des Wartens, Aushaltens, Ärgerns und Schimpfens den Nöten der Amateursportlerinnen und -sportler im Freistaat abhelfen. Denn mit dem In-Kraft-Treten der neuen Schutz-Verordnung (läuft bis 30. Juni), die Sozialministerin Petra Köpping am Dienstag in Dresden vorstellte, wird ab kommenden Montag alles wieder möglich sein, was so lange vermisst wurde. Gleichzeitig versucht die Landesregierung, mit den neuen Regelungen zahlreiche Probleme abzumildern. Aber der Reihe nach.
Unter Inzidenz von 35 quasi alles möglich
Grundsätzlich gilt künftig: Außensportanlagen und Außenbereich sind gleichgestellt. Die zuletzt kritisierte Unterscheidung, die zu einer Testpflicht auf dem Vereinsgelände führte, beispielsweise aber Kicken im Park ohne eine solche erlaubte, entfällt somit. Zudem werden Sport- wie Kulturveranstaltungen behandelt. Dieses Ungleichgewicht hatte in Leipzig vor allem Handball-Bundesligist SC DHfK zu schaffen gemacht.



Bei einer Sieben-Tages-Inzidenz unter 50 an fünf aufeinanderfolgenden Tagen, dürfen ab Montag Schwimmhallen wieder öffnen, und zwar für alle. Voraussetzung sind ein Hygienekonzept, ein negativer Coronatest (Geimpfte und Genesene mit entsprechender Bescheinigung) sowie die Kontakterfassung. Sinkt die Inzidenz unter 35 entfallen die Teilnahmebegrenzungen, die bis zu diesem Punkt noch vorgesehen sind, sowie sämtliche Testpflichten. Das ist in Leipzig der Fall. Einzige Ausnahme: Sportveranstaltungen mit Publikum, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Postschwimmverein schreibt an Ministerin
Bei den Wassersportlern in der Messestadt dürfte die Freude über diese Nachricht geradezu riesig sein. Sie hatten erst am Wochenende mit einer Protestaktion auf sich aufmerksam gemacht. Im Nachgang der Berichterstattung über den Protest erreichten den SPORTBUZZER mehrere Leserbriefe, in denen Betroffene ihre Lage noch einmal eindrücklich schilderten. „Immer, wenn ich Onlinetraining für die Jugend angeboten habe, wurde mir die Frage gestellt: ‚Wann dürfen wir wieder ins Wasser?‘ Diese Fragen konnte ich stets mit: ‚Ich kann es euch nicht sagen.‘ beantworten. Den Gesichtsausdruck der Sportlerinnen und Sportler kann man sich nicht vorstellen. Freude sieht anders aus. Sie warten seit dem 2. November 2020 auf eine Rückkehr ins Wasser“, schrieb beispielsweise Lorenzo Fucke.
Noch deutlicher wurde der Postschwimmverein Leipzig, der sich vor der entscheidenden Sitzung des Sächsischen Kabinetts schriftlich direkt an Ministerin Köpping wandte. „Schwimmhallen sind keine Freizeiteinrichtungen! Schwimmhallen sind […] Sportanlagen. Mit Ihrer Politik verhindern Sie jede Nachwuchsarbeit im Schwimmsport. Sie zerstören die Grundlagen, die unsere Trainer und Übungsleiter im Ehrenamt über Jahre hinweg mit viel Erfolg aufgebaut haben und Sie schädigen den Schwimmsport.“
Sportbäder Leipzig sind überrascht
Tatsächlich waren die Schwimmhallen in Sachsen 2020 und 2021 insgesamt fast zwölf Monate geschlossen. In anderen Bundesländern durfte Otto-Normal-Verbraucher zwar auch nicht ins Wasser, die Vereinsmitglieder aber sehr wohl. Im Leistungsvergleich stellt das einen klaren Nachteil dar. Ein weiterer Aspekt: Allein beim PSV warten nach Vereinsangaben 205 Kinder auf den Start der Schwimmlernkurse. „Übernehmen Sie die Verantwortung, wenn Kinder ertrinken, weil sie nicht oder nicht richtig schwimmen können?“ fragte der Vorstand des Vereins in seinem Brief Richtung Petra Köpping.

Die Ministerin hat dieses und andere Schreiben offensichtlich ernst genommen. Die Regelungen geben einen Start am Montag her. Ob es den allerdings tatsächlich geben wird, ist unklar. Denn die Verantwortlichen der Sportbäder Leipzig sind plötzlich überrascht von der positiven Entwicklung. „Mit voller Power loslegen werden wir am Montag wohl noch nicht“, so Geschäftsführer Martin Gräfe auf SPORTBUZZER-Anfrage. „Wir planen, die Schwimmhallen stufenweise zu öffnen. Zuerst für das Schulschwimmen, dann für die Vereine, und erst danach für die Öffentlichkeit.“ Man wolle sich zunächst intern abstimmen. Diese Aussage ist bemerkenswert. Denn es war Gräfe, der am Samstag im Rahmen der Proteste gesagt hatte: „Wir sind mit unserer Wasserfläche für den Neustart bereit. Wir sind wie die Stadt Leipzig nicht der Verhinderer oder Bremser.“
(Mit: Robin Knies)
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