96 in Stuttgart – das war aus Hannover-Sicht etwas Licht, mehr Schatten. Das 1:2 zum Auftakt ist trotzdem keine Katastrophe, aber es muss sich noch was tun für den Traum vom Wiederaufstieg. Wir fassen die 96-Erkenntnisse des Zweitliga-Starts zusammen und sagen, was noch besser werden muss.
Kreativität: Davon hat 96 viel zu wenig, da hilft wohl nur der Transfermarkt. Genki Haraguchi, der überraschend von Beginn an spielte, brachte kaum Impulse. Wieder mal. Der Japaner empfahl sich nicht für weitere Startelfeinsätze, bleibt trotz eigentlich hoher Qualität ein leeres 96-Versprechen. Linton Maina und Florent Muslija hatten über die Außen gute Momente, den nötigen Zug in den Sechzehner brachten aber auch sie nicht. 96 würde gut daran tun, in der Schaltzentrale noch nachzulegen. Das würde auch den guten Edgar Prib entlasten.
Kadertiefe: Ein neuer Kreativer würde bei der Kadertiefe helfen, auch sonst gibt’s Bedarf. Mit Verlaub: Wenn Miiko Albornoz und Julian Korb die letzten Wechselpatronen für einen offensiven Schlussspurt sind, stimmt was nicht. 96 will außerdem einen Innenverteidiger, beobachtet den Markt für Linksaußen. Das Problem: Es fehlt an Geld – noch. Walace steht vorm Abgang, könnte bis zu 8 Millionen Euro bringen. Wäre gut: Mit dieser Ablöse könnte Sportdirektor Jan Schlaudraff auf allen Planstellen nachlegen.
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Weydandt wirkte etwas verloren
Torgefahr: Wer in der 2. Liga oben mitspielen will, braucht einen richtig guten Knipser. Beim letzten Aufstieg hatte 96 gleich zwei mit Niclas Füllkrug und Martin Harnik. Nachfolger bitte vortreten! Dabei geht es auch um Effektivität. Ausgerechnet Stuttgart zeigte, wie wichtig das ist. Sturmstar Mario Gomez machte mit seiner ersten Ballberührung ein Tor, der VfB aus zweieinhalb Chancen in der ersten Halbzeit zwei Treffer. Das reichte.
96 war erst ineffektiv, hatte in der zweiten Hälfte dann keine Chancen mehr. Hendrik Weydandt war als Sturmspitze allein auf weiter Flur, wirkte mitunter etwas verloren. Die beste Chance verspielte er wegen einer unsauberen Ballannahme, dafür erzwang er Stuttgarts Eigentor durch energisches Nachsetzen. Marvin Ducksch wurde in der zweiten Hälfte eingewechselt, hatte aber keine Möglichkeiten. Auch wegen der Unterzahl. Bei Kiel war der 25-Jährige einst Ballermann, ganz fit ist er noch nicht. Er könnte für 96 zum X-Faktor werden, gegen Stuttgart war er Nicht-Faktor.
Die besten Torschützen von Hannover 96 seit 2000 (jeweils für jeweilige Saison).
Schlimme Auswärtsbilanz
Auswärtsangst: Die Serie ist fast schon beängstigend, auch wenn Mirko Slomka wenig dafür kann. Seit 30 Ligaspielen hat Hannover nicht mehr in der Fremde gewonnen, den bisher letzte Sieg gab es am 21. Oktober 2017 (2:1 in Augsburg). Da ist vielleicht auch ein bisschen psychologisches Fingerspitzengefühl gefragt. Seit dem Auswärtssieg hat 96 drei Cheftrainer gesehen. In Stuttgart klappte es wieder nicht. Die nächste Chance: am 17. August (13 Uhr) bei Wehen Wiesbaden. Der Drittliga-Aufsteiger schaffte es erst über den Umweg Relegation hoch. Irgendwann muss die 96-Negativserie ja mal reißen ...



Das ist der komplette Kader von Hannover 96 in der Saison 2019/20
Was schon passte: 96 hat durchaus ordentliche Ansätze gezeigt. Der Zusammenhalt, der dem Team in der Vorsaison zeitweise abhanden gekommen war, scheint zu stimmen. Und: „Die ersten 25 Minuten waren gut. Da haben wir gut attackiert, sehr schön nach vorn verteidigt, haben viele Bälle geklaut und hatten die klareren Möglichkeiten“, fand Slomka. Darauf muss 96 aufbauen.