18. Dezember 2022 / 09:35 Uhr

Der mit den Füßen spricht: Wie Kylian Mbappé das Frankreich-Spiel prägt

Der mit den Füßen spricht: Wie Kylian Mbappé das Frankreich-Spiel prägt

Frank Hellmann
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Kylian Mbappé ist der Superstar des französischen Teams.
Kylian Mbappé ist der Superstar des französischen Teams. © IMAGO/Moritz Müller
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Kylian Mbappé kann mit seinen 23 Jahren bereits zum zweiten Mal Weltmeister werden. Er muss nicht reden und darf im Training auch mal kürzertreten. Der wertvollste Fußballer des Planeten ist er längst – dabei hat man den besten Mbappé offenbar noch gar nicht gesehen.

Prächtige Museen hat Doha einige. Wer sich weniger für die Geschichte von Katar, sondern den Sport interessiert, geht ins Olympic and Sports Museum. Der Ferrari von Michael Schumacher, die Boxhandschuhe von Muhammad Ali oder das Trikot von Pelé sind hier ausgestellt. Und natürlich fehlen die Devotionalien nicht, die mit Paris Saint-Germain in Verbindung stehen. Und mit Kylian Mbappé, der mit 23 Jahren im Finale mit Frankreich gegen Argentinien an diesem Sonntag (16 Uhr, ARD und Magenta TV) zum zweiten Mal Weltmeister werden kann, was ihn auf eine Stufe mit jenem Pelé stellen würde. Sollte er in Doha den Coup wiederholen, würde er wohl noch breiter grinsen als auf dem Abbild am Eingang des WM-Medienzentrums.

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Im Gegensatz zu Antoine Griezmann oder Olivier Giroud ist der Superstar allerdings noch nicht einmal an diesem Ort im Komplex des Al Sadd Sports Club gewesen. Normalerweise muss sich dort der "Man of the Match" äußern – nicht jedoch Mbappé, dessen Trainer Didier Deschamps das zweimalige Fehlen samt Geldstrafen absegnete und verteidigte: "Kylian spricht mit den Füßen. Und er spricht sehr gut mit ihnen." Einmal kam der Wunderstürmer vorbei, um zu erläutern, dass er seine volle Konzentration dafür brauche, den Titel zu holen. Alles andere würde ihn ablenken.

Deschamps stellt extra für Mbappé die Taktik um

Und solange er Taten folgen lässt, meckert der französische Journalismus nicht. "Chaque chose en son temps", sagen sie dann. Alles zu seiner Zeit. Selbst Kollegen wie Giroud sagen ja, dass die Fußballwelt den besten Mbappé noch gar nicht gesehen habe. Dabei lesen sich 65 Länderspiele mit 33 Toren bis jetzt schon sehr, sehr gut. Bei dieser WM steht er bei fünf Treffern und vier Vorlagen – ein Scorerpunkt mehr als Lionel Messi. Zuletzt haben die Engländer und Marokkaner den Unterschiedsspieler fast umzingelt, um Überzahl in seiner Nähe zu erzeugen. Laut Statistik hat sich Mbappé 54-mal für Zuspiele angeboten, aber nur jedes dritte Mal fanden ihn die Mitspieler. In der Halbzeitpause des Halbfinals soll Deschamps gesagt haben: "Gebt Kylian den Ball!" Seine Nummer zehn verarbeitet im letzten Drittel die meisten Bälle und erzielt die meisten Durchbrüche. Der Trainer stellt seine Taktik deswegen schon mal während des Spiels um, damit sein Goldjunge aus verschiedenen Positionen zur Geltung kommen kann.

Mbappé braucht, anders als Messi, am besten etwas Anlauf, um sein Tempo auszuspielen. 35 Stundenkilometer bringt kaum einer zustande. Er ist – anders als Messi – kein Anführer, trabt im Training auch mal hinterher. Wenn Steigerungsläufe anstehen, sprinten die Oldies mit angestrengter Miene, während Mbappé lächelnd ausläuft.

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Kylian Mbappé wird bei PSG aus katarischen Staatsfonds bezahlt

Der Wunderstürmer gilt als bestbezahlter Fußballer der Welt, weil Paris Saint-Germain aus einem katarischen Staatsfonds unfassbare Summen abrief, um seinen Wechsel zu Real Madrid zu verhindern. Das Gesamtpaket soll deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro betragen haben. Der eng mit den WM-Organisatoren verflochtene PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi ging über alle Grenzen, um den "Kalif Mbappé" zu behalten.

Irgendwie passt das zur WM, für deren Vergabe einst im Élysée-Palast die Weichen gestellt wurden. Frankreichs Michel Platini, damals noch UEFA-Chef, stimmte für die Katarer, die als Gegenleistung PSG hochzüchteten. Messi und Mbappé würden sonst nie gemeinsam gegen den FC Bayern antreten, um endlich mal die Champions League zu gewinnen. Der Wettstreit um den Goldpokal ist gleichwohl viel wichtiger. Auch für jedes Sportmuseum.

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