Es ist noch nicht lange her, dass Oliver Glasner während eines Abstechers nach Wolfsburg über das Schützenfest im Allerpark lief, fast unerkannt. „Der eine oder andere hat mich schon angesprochen, der eine oder andere hat auch ein Foto gemacht – aber es war eher ruhig“, erzählt der neue VfL-Trainer. So ruhig, dass er sich um seine drei Kinder kümmern konnte. Mit dieser Ruhe ist es nun bald vorbei, denn Glasner wird beim Wolfsburger Fußball-Bundesligisten im Blickpunkt stehen.
Um 14:06 Uhr betrat der 44-Jährige am Freitag den Medienraum der VW-Arena und machte bei seiner Vorstellung einen ruhigen und besonnen Eindruck. Glasner ist kein Lautsprecher, sondern kommt bodenständig daher. „Ich gehe das hier mit großer Freude und Energie an“, sagte der Ex-Trainer des Linzer ASK, dem die Vorfreude auf das Abenteuer Wolfsburg anzumerken war.
Trainer aus Österreich in der deutschen Bundesliga
Während der VfL unter Glasner-Vorgänger Bruno Labbadia auf Ballbesitz-Fußball ausgerichtet war, wird der Klub unter dem neuen Coach für Umschalt-Fußball stehen - samt Tempo. „Wir wollen für einen sehr aktiven Spielstil stehen – wenn wir den Ball haben, wollen wir ihn schnell zum Tor bringen, wenn ihn der Gegner hat, dann wollen wir ihn möglichst schnell in unsere Reihen bringen“, sagt Glasner und sieht gute Voraussetzungen dafür: „Die Mannschaft war in der vergangenen Saison physisch auf einem Top-Niveau. Jetzt geht es darum, sich hier kennenzulernen, aufeinander abzustimmen und eine gemeinsame Idee zu entwickeln.“ Die Betonung lag dabei auf gemeinsam. Denn: „Ich bin keiner, der stur ist und sagt, so muss das ausschauen.“ Nein, Glasner spricht viel mit den Spielern und lässt deren Ideen und Vorschläge mit einfließen, wenn es darum geht, einen Schlachtplan für eine Partie zu entwickeln.
Kommunikation, das betonte er mehrmals, sei ihm wichtig. Auch in seinem Trainerteam. Vom LASK bringt Wolfsburgs neuer Chef seinen Co-Trainer Michael Angerschmid mit, beide haben bereits in den vergangenen vier Jahren miteinander gearbeitet. Als weiterer Glasner-Assistent ist Thomas Sageder dabei. Der 35-Jährige war schon beim SV Ried Co-Trainer unter Glasner und zuletzt Chefcoach bei Blau-Weiß Linz in der 2. Liga Österreichs. Dazu noch Athletiktrainer Michael "Magic Mike" Berktold. Auf Glasners Wunsch wurde eine Wand im VfL-Center, die die Trainer-Kabine und die der Co-Trainer trennt, entfernt. „Ich bin ein absoluter Teamplayer“, betont der neue VfL-Coach. „Nicht ich alleine, nicht die Spieler alleine, sondern wir alle zusammen können erfolgreich sein.“ Dafür brauche es eben eine gute Kommunikation sowie einen „offenen und ehrlichen Umgang“.
Den will er vorleben und den erwartet er auch von Wout Weghorst und Co. in der neuen Saison. „Neben dem Erfolg, den wir natürlich mit dem VfL haben wollen, ist es mir wichtig, dass die Spieler gern zum Training kommen, dass wir eine gute Zeit miteinander haben und dass wir uns gemeinsam weiterentwickeln – auf und neben dem Platz.“



Am Sonntag (10 Uhr) legen sein Team und er nun mit der Vorbereitung los. Es werde auch höchste Zeit, sagte Glasner: „Ich habe schon fast Entzugserscheinungen. Es ist jetzt die fünfte Woche ohne Fußball für mich, in Österreich gibt es so eine lange Pause nicht.“ Jedes Mal, als er in den vergangenen Tagen aus seinem Büro auf den Platz geschaut habe, „oder ich auf dem Platz war, wollte ich eigentlich die Fußballschuhe anziehen und die Jungs dazuholen.“ Am Sonntag wird es dann so weit sein...
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