Man kennt es von Hochzeitstagen einer Ehe und der Erschaffung der Welt: Der verflixte 7. Spieltag zeigt, wohin die Reise geht. Die Platzwart-Prophezeiung vor einer Woche an dieser Stelle besagte, dass es für die Roten aus München und Hannover nach ihren Heimspielen in entgegengesetzte Richtungen gehen wird.
Und richtig: Jammertal München, Holy Wood bei 96. Die Bayern? Vier Spiele in Folge sieglos, „vier san vier“, wie man an der Säbener Straße sagt, das erste Quadruple für Kovac, in München spricht man wieder von 1860, wenn es um Fußball geht – Glückwunsch! Und Hannover 96? Gelingt das Triple! Drei Punkte in einem Spiel. Folge: Beide Clubs müssen sich neu positionieren, Ziele neu definieren.
Bei den Bayern heißt es umdenken: Europa League – warum nicht? Larnaka, Genk, Poltawa? Attraktive Traditionsvereine, die sehr lange kein Pflichtspiel gegen die Mannschaft um Sepp Maier bestritten haben und zum Auswärtsspiel umweglos ins Münchener Olympiastadion fahren würden. Das verspricht Spannung. In der Bundesliga steht man stabil in der oberen Tabellenhälfte, ist fünfter BVB-Jäger, vierter Leipzig-Verfolger, dritter Gladbach-Herausforderer und zweiter Werder-Schreck. Hauptstadtclub Hertha? Nur einen Punkt entfernt.




Es könnte also schlimmer kommen, und deshalb haben sich die Bayern aus alter Gewohnheit auf der Wies‘n ein paar Humpen in den Kopf geschüttet, der Uli hatte hinterher einen total roten Kopf, vorher aber auch schon. Der Brazzo hat dem Niko auf die Schulter geklopft und sich dann die Nummer von Zinedine Zidane geben lassen.
Bei den Hannoveranern heißt es ebenfalls umdenken: 1. Bundesliga – warum nicht? Trotz Null-Punkte-Quadruple vor dem Stuttgart-Spiel und begonnener Zweitligaplanung ist man nach dem verdienten 3:1 nur noch acht Punkte, also drei Spieltage, vom FC Bayern München entfernt. Noch nimmt niemand außer Martin Kind das Wort Klassenerhalt in den Mund, auch wenn es unter der Hand allen auf den Nägeln brennt. Der Hannowaiianer Bobby Wood zeigt neuerdings Erstligaambitionen, Nagelbrand-Experte Felipe darf endlich zeigen, was in ihm steckt – dieses Mal sportlich und nicht bakteriell. 90 Minuten verletzungsfrei durchgespielt – die Ärzte stehen trotz eingehender Untersuchung vor einem Rätsel. Eine Kernspinuntersuchung soll Aufschluss geben.
Bilder vom Spiel der 1. Bundesliga zwischen Hannover 96 und dem VfB Stuttgart
Und Stuttgart? Hat unter Weinzierl noch nicht verloren. Was passiert, war klar. Denn für Tayfun Korkut sind Spiele in und mit Hannover immer hohes Risiko. Verliert 96, ist der Job weg. Gewinnt 96, ist der Job auch weg. Am Sonnabend waren es Altin Lala und ein Sky-Reporter, die Korkut den Job gekostet haben. Erst erklärt Lala dem Reporter auf Nachfrage, dass das Tor in Hannover immer im Strafraum steht. Bobby Wood und Ihlas Bebou machen sich Notizen. Dann befindet der Sky-Kommentator in der 2. Halbzeit, dass Bebou in diesem Spiel „blass geblieben ist“. Bebou? Blass geblieben? André Breitenreiter findet, dass Bebou das wissen sollte. Er schreibt einen Zettel, der während des Spiels an den blassen Bebou weitergereicht wird.
In der 91. Minute bekommt Bebou den Ball im Strafraum, guckt hoch und sieht – ein Tor. Lala hatte recht! Bebou trifft und strahlt vor Blässe! 3:1! Lalas Kumpel Steven Cherundolo ist anschließend wieder nach Stuttgart gefahren. Sachen holen.