Die Bilanz
Den Auftritt vom 22. September können die VfLer als Mutmacher nehmen. Aber nur, wenn die Mannschaft geschlossen auftritt, kämpft und an sich glaubt. Das war zuletzt jedoch gegen Frankfurt (1:3), im Pokal-Viertelfinale auf Schalke (0:1) und am vergangenen Wochenende beim 1:3 in Bremen nicht der Fall. In Hannover gab’s ein glückliches 1:0 und beim 1:1 gegen Stuttgart wie so oft in dieser Saison ein Spiel mit zwei Gesichtern. Das müssen die Wolfsburger gegen Bayern unbedingt ablegen. „Man muss die Lust erhöhen, de Team Mut zu machen. Bayern will selbst den Ball am Fuß haben und wenn sie ihn verlieren, kommt sofort das Pressing. Daraus muss man sich lösen. Man muss mit einer positiven Einstellung reingehen“, weiß Coach Martin Schmidt. So wie in der Hinrunde, als der VfL im ersten Auswärtsspiel des Schweizers als Wolfsburg-Trainer in der Allianz-Arena antreten musste, zwischenzeitlich mit 0:2 zurücklag, aber nicht aufsteckte und sich durch Tore von Arnold und Daniel Didavi zu einem Unentschieden kämpfte. Und es gibt weitere Beispiele, in denen die Wolfsburger gegen den FCB nicht schlecht aussahen: Unvergessen ist natürlich das deutliche 5:1 in der Meistersaison mit dem Hacken-Traumtor von Grafite. Aber auch das 4:1 vor drei Jahren war eine Demonstration von Stärke. Und: In der ersten Bundesliga-Saison musste der VfL in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen die Bayern ran – und zeigte durch Willen und die richtige Mentalität, zu was ein Underdog in der Lage ist. Nach der Verlängerung stand es 3:3, im Elfmeterschießen setzte sich dann aber Bayern durch.



Das Personal
Die Abwehrsorgen beim VfL werden nicht kleiner: Nach den Verletzungen von John Anthony Brooks (Fuß- und Knieprobleme), Felix Uduokhai (Kniereizung), Marcel Tisserand (Sehnenriss im Oberschenkel) und Yannick Gerhardt (Syndesmose-Teilriss) fehlt den Wolfsburgern jetzt auch noch Kapitän Paul Verhaegh wegen eines grippalen Infekts. Zudem bezifferte Schmidt die Ausfallzeiten von Gerhardt und Tisserand. „Für Yannick ist die Saison wohl vorbei“, bedauert der Schweizer. „Marcel wird wohl sechs bis sieben Wochen fehlen. Wir hoffen, dass er Ende April oder Anfang Mai wieder dabei ist.“ Besser sieht es hingegen bei Ignacio Camacho aus. „Das sind die paar tollen Momente, wenn man sieht, dass Cama wieder auf dem Rasen steht. Für Samstag und das Mainz-Spiel wird es aber noch nicht reichen“, sagt der VfL-Coach. Im März sollen der Spanier sowie Jakub Blaszczykowski zurückkehren. Der Pole kann die Belastung nach seinen Rückenproblemen langsam immer mehr steigern. Auf Bayern-Seite fehlt der langzeitverletzte Nationaltorhüter Manuel Neuer sowie Arturo Vidal, der eine Gelbsperre absetzen muss. Thiago ist rechtzeitig fit geworden und steht in der Startelf.
Das sind die nächsten Gegner für den VfL Wolfsburg:
Der Stimmungs-Boykott
Stimmungs-Boykott beim Heimspiel des VfL heute gegen die Bayern: Viele Fans wollen in den ersten 19:45 Minuten (in Anlehnung an das Gründungsjahr 1945) draußen bleiben – als Zeichen des Protests gegen die sportliche Entwicklung. Aktionen dieser Art hat in der Fußball-Bundesliga schon häufiger gegeben. Extrem ungewöhnlich aber ist: Der Klub selbst informierte am Freitag auf seiner Homepage über den Ablauf des Boykott. Anders gesagt: Der VfL erklärt, wie der Protest gegen den VfL funktionieren soll! Zur Erklärung dafür heißt es auf der Homepage: „Der VfL Wolfsburg kann die Beweggründe für die von der aktiven Fanszene veranstalteten Protestaktion beim Heimspiel gegen den FC Bayern München ... nachvollziehen. Der VfL begrüßt es, dass die aktive Fanszene zugesagt hat, bei der Regelung der Abläufe konstruktiv mit Verein und dem Fanprojekt Wolfsburg zusammenzuarbeiten.“
Und so gesehen ergibt es durchaus Sinn, dass der VfL selbst Hinweise zum 19-Minuten-45-Sekunden-Boykott gibt – denn er will Chaos auf den Rängen vermeiden. Beonders wichtig: Wer beim Protest nicht mitmachen möchte, soll unbehelligt ins Stadion kommen können – darauf legt der VfL wert. "Der Aufenthalt in den Flucht- und Rettungswegen, insbesondere den Treppenaufgängen und der Promenade, ist nicht gestattet“, heißt es weiter. Bedeutet: Es könnte passieren, dass einige Fans deutlich länger als geplant vor der VW-Arena ausharren müssen. VfL-Fanbeauftragter und Ex-Wolfsburg-Profi Holger Ballwanz sagt jedoch: „Es ist alles abgesprochen. Da mache ich mir keine Sorgen.“
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