Der Deutsche Schwimm-Verband hat nach zwei Jahren Leerlauf wieder einen Präsidenten. Auf die bereits 2018 zurückgetretene Gabi Dörries folgt nun der Freiburger Marco Troll. Er will den Breiten- und Freizeitsport im rund 580 000 Mitglieder starken Dachverband stärken. Troll war der einzige Kandidat, er erhielt bei der Online-Mitgliederversammlung rund 76 Prozent der Stimmen.
DSV-Vize Uwe Brinkmann aus Hannover stellte sich nicht zur Wahl, er hatte schon vor Wochen angekündigt, keine weiteren Aufgaben mehr übernehmen zu wollen. „Damit hat der Wasserball im Präsidium eine Stimme weniger, das ist Fakt. Jetzt müssen wir abwarten, was das am Ende für uns heißt“, sagte Karsten Seehafer, Trainer und Mäzen von Meister Waspo 98 Hannover.



Brinkmann, Ex-Nationalspieler und Bundestrainer, gehörte seit 2017 dem Präsidium an. Er führte den DSV mit Leistungssportdirektor Thomas Kurschilgen und Wolfgang Hein, dem Präsident des Landesschwimmverbands Niedersachsen, der ebenfalls nicht weiter zur Verfügung stand.
Nach dem Rücktritt von Dörries (ihren Antrag auf Beitragserhöhung blockten damals die mitgliederstärksten Verbände ab), was viele Athleten als Rückschlag für den Leistungssport werteten, brachte das Trio Brinkmann, Kurschilgen und Hein den DSV in ruhigeres Fahrwasser, vor allem finanziell. „Brinkmann hat erfolgreich die typischen Aufgaben eines Sanierers übernommen und dazu eine neue Struktur geschaffen“, so formuliert Seehafer das. Er sagt aber auch: „Ob diese Strukturen jetzt unter der neuen Führung tragen, bleibt abzuwarten.“
Seidensticker fordert: "Vereine müssen gestärkt werden"
Nicht überall stießen die Maßnahmen des Präsidiums auf Gegenliebe, zumal in einem Verband, der an internem Streit und Intrigen nie arm war. Einige Landesverbände fühlten sich sozusagen nicht mit ins Boot geholt. Für Troll, Polizeibeamter aus Freiburg und Präsident des Badischen Schwimm-Verbandes, seien der Breitensport und die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zu kurz gekommen.
Brinkmann wiederum zeigte sich unzufrieden in puncto Zusammenarbeit mit einigen Landesverbänden. „Wir haben im September ein Strategiepapier mit einer deutlichen Weiterentwicklung über den Leistungssport hinaus und einer stärkeren hauptamtlichen Ausrichtung vorgelegt und in zwei von vier geplanten Regionalkonferenzen mit Landesverbänden diskutiert“, sagte er. Dabei hätten sich Präsidenten von Landesverbänden der gemeinsamen Diskussion verweigert. „Dadurch ergab sich für mich die Notwendigkeit, eine persönliche Entscheidung zu treffen“, so Brinkmann.
Waspo-Präsident Bernd Seidensticker sieht den neuen Vorstand vor einer schwierigen Aufgabe: „Die müssen das Schiff jetzt in der Corona-Krise wieder zum Fahren bekommen, die Chance muss man ihnen geben.“ Für Seidensticker ist der Dachverband zu dominant gewesen, „die Vereine müssen gestärkt werden“. In den nächsten zwei Jahren wird es wegen der Pandemie mächtig krachen, erwartet Seidensticker: „Viele Vereine und Verbände ächzen jetzt schon. Es muss Hilfe von außen geben, sonst werden einige untergehen.“