13. Januar 2023 / 19:34 Uhr

Geglänzt, gezittert, gewonnen: Deutsche Handballer bezwingen Katar zum WM-Start - Entwarnung bei Wolff

Geglänzt, gezittert, gewonnen: Deutsche Handballer bezwingen Katar zum WM-Start - Entwarnung bei Wolff

Jens Kürbis
Lübecker Nachrichten
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft um Patrick Groetzki (rechts) holte zum WM-Start einen Sieg.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft um Patrick Groetzki (rechts) holte zum WM-Start einen Sieg. © IMAGO/Mateusz Birecki (Montage)
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Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist erfolgreich in die Weltmeisterschaft in Polen und Schweden gestartet. Die DHB-Auswahl setzte sich am Freitagabend zum Auftakt gegen Asienmeister Katar durch. Bereits am Sonntag geht es mit dem zweiten Gruppenspiel gegen Serbien weiter. Torhüter Andreas Wolff musste angeschlagen raus, wird aber wohl rechtzeitig wieder fit.

"Oh, wie ist das schön!" Die gut 1500 deutschen Fans feierten auf den Rängen, auf dem Spielfeld fielen sich die Spieler in die Arme. Und Bundestrainer Alfred Gislason atmete tief durch. Deutschlands Handballer haben einen erfolgreichen WM-Einstand gefeiert, besiegten Asienmeister Katar mit 31:27 (18:13). Nach famosem Start war es ein Zittersieg. "Wir haben in der ersten Halbzeit sehr gut angegriffen, die Abwehr stand gut. Aber wir haben das Level nicht halten können, kassieren dumme Tore, bringen Katar mit zu vielen einfachen Fehlern wieder ins Spiel", bemängelte Gislason. Auch Juri Knorr, mit acht Treffern bester Werfer und als "Man of the Match" geehrt, war nicht rundum zufrieden: "Wir schaffen es nicht, das Spiel in die richtige Richtung zu lenken, so dass wir noch einmal zittern mussten." Am Sonntag ist Serbien der nächste Vorrundengegner (18 Uhr, ARD).

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Nach sieben medaillenlosen Turnieren soll nun der Durchbruch glücken. Noch vor dem Abflug hatten Kapitän Johannes Golla, Torhüter Andreas Wolff und Rückraum-Routinier Kai Häfner die dazu passende Frage geklärt: die der Prämien. "Für den Titel gibt es 400 000 Euro für die Mannschaft. Prämien werden bis Platz acht gezahlt", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Für Silber gibt es für die Spieler 300 000 Euro, für Bronze 200 000 Euro, für Platz vier 100 000 Euro. Der achte Platz wird mit 40 000 Euro prämiert. Als "kernige Typen" wollen sich die Handballer in den WM-Tagen präsentieren, als nahbar und authentisch, um so Werbung für ihren Sport zu betreiben. DHB-Sportvorstand Axel Kromer: "Wir wollen beim morgendlichen Brötchenkauf beim Bäcker ein Thema sein."

Der Start vor 2500 Zuschauern in der nicht mal zu einem Viertel gefüllten Spodek-Arena machte Appetit. Knorr lebte seine Kreativität aus, spielte tolle Pässe auf Golla am Kreis, zeigte Durchbrüche, Tempowechsel. Der 22-Jährige präsentierte sein Repertoire. Julian Köster zündete erste Rückraum-Raketen. Und auf Halbrechts zeigte Häfner wie wertvoll er ist – mit Überblick, Toren und Anspielen.

Auch die Abwehr verdiente sich ihren Namen. Dahinter löste Wolff sein Versprechen ein, dass er lockerer, entspannter sei. Dabei dürfte er sorgenvoll aufs Tagesgeschäft blicken. Sein polnischer Arbeitgeber aus Kielce steckt nach dem Rückzug des Sponsors in finanziellen Nöten. Gegen Katar waren Wolffs Paraden immer wieder Ausgangspunkt für Tempogegenstöße, meist über Rechtsaußen Patrick Groetzki. Das spiegelte sich im Ergebnis wider. Nach der ersten Führung (3:2/5.) enteilte das deutsche Team auf 14:7.

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Doch wieder folgte dem Auf das Ab. Vorn mehrten sich die Fehler, hinten fehlte der Zugriff. Katar kam zurück. Jetzt zeigte der zweite Anzug (Luca Witzke, Philipp Weber, Simon Ernst in der Defensive), dass er passen kann. Und als Lukas Mertens zum 18:13-Pausenstand traf, war wieder alles gut.

Ein Intermezzo, denn die Katarer wurden wieder stärker. Zudem ließen die Deutschen Chancen liegen. Das Plus schmolz, war nach 51 Minuten (26:25) fast aufgebraucht. Sollte der Asienmeister nach 2015 und 2017 erneut zum deutschen WM-Schreck werden? Nein. Denn Weber, Jannik Kohlbacher und Knorr behielten den Überblick. "Juri hat ein tolles Spiel gezeigt, nicht fehlerlos, aber mit tollen Assists und wichtigen Toren", lobte Gislason. Als Mertens 105 Sekunden vor dem Abpfiff zum 30:26 traf, war das Spiel entschieden.

Wermutstropfen kurz vor Schluss: Wolff humpelte vom Feld. Gislason erklärte: "Andis Wade hat zugemacht. Jetzt müssen die Physios ran." Wenig später gab der DHB Entwarnung. Wolf habe sich eine leichte Zerrung in der linken Wade zugezogen, teilte der Verband nach einer umgehend durchgeführten Ultraschalluntersuchung bei dem 31-Jährigen mit. Wolff werde nun intensiv behandelt, seinem Einsatz im zweiten Vorrundenspiel gegen Serbien am Sonntag stehe derzeit nichts im Wege.