Einem Top-Gegner Paroli geboten, phasenweise für gute Laune in der ausverkauften Düsseldorfer Arena gesorgt und einen annehmbaren Start ins WM-Jahr hingelegt: Im ersten Spiel 2018 holte die deutsche Nationalmannschaft im Test gegen Spanien ein 1:1. Was wichtiger war, hatte zuvor Thomas Schneider, Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, erklärt: „Erkenntnisse darüber zu gewinnen, an welchen Sachen wir arbeiten müssen.“ Übersetzt: üben für die WM.
Deutschland gegen Spanien in der Einzelkritik
„Beide Mannschaften haben noch Luft nach oben und können mehr. Aber man legt ja nicht immer gleich alle Karten auf den Tisch. Die Fans können aber zufrieden sein, denke ich“, sagte Löw nach der Partie. „Es waren tolle 70 bis 80 Minuten. Ein vernünftiges 1:1 für beide Mannschaften“, erklärte auch Marc-André ter Stegen. In Abwesenheit von Stammkeeper Manuel Neuer stand der Mann vom FC Barcelona wieder im Tor. Die Schlagzeilen dominierte Neuer zunächst trotzdem. Ein halbes Jahr nach seinem erneuten Mittelfußbruch sagte er: „Ich bin das erste Mal bei einhundert Prozent gelaufen.“ Aber eben auch: „Es ist wirklich wichtig, dass dem Fuß nichts mehr passiert. Sonst könnte es wirklich um die Karriere gehen.“ Eine erstaunlich offene Aussage vom Bayern-Torhüter.
Held des Abends war Thomas Müller, der Deutschland mit seinem Traumschuss in der 35. Minute das Remis sicherte. Damit hält Müller eine beeindruckende Serie: Wenn er trifft, verliert Deutschland nie! Es war bereits das 28. Länderspiel, in dem der 28-Jährige traf. Seinen Treffer kommentierte er schmunzelnd: „Ich habe das schon beim Aufwärmen probiert. Schön, dass es dann auch im Spiel geklappt hat.“

Weltmeister-Trainer Löw hatte den Druck in den vergangenen Tagen erneut erhöht. „Wir brauchen bei der WM in Russland eine bessere Mannschaftsleistung als 2014.“ Da dürfte ihm der Start nicht gefallen haben. Ter Stegens Barcelona-Kollege Andrés Iniesta legte den Ball in den Strafraum, Valencias Rodrigo Moreno sagte ganz früh „Hola!“ – und schoss ein. 1:0 für Spanien nach nur sechs Minuten.
Die Gäste begannen besser, die DFB-Defensive war zu schüchtern im Unterbinden des perfekten Kurzpassspiels. Es wurde still in der 16 Grad warmen (weil geschlossenen) Arena. Das änderte sich nach einer halben Stunde, als Timo Werner in der taktisch geprägten Partie mit seiner Schnelligkeit die Kontergefahr aufblitzen ließ. Und dann kam Müller.
Löws erster Wechsel war ein verletzungsbedingter. Kapitän Sami Khedira erwischte es am Knie, für ihn kam Ilkay Gündogan (53.). Es wurde rassiger, ter Stegen parierte einen Isco-Versuch stark (56.), ehe auf der Gegenseite Gündogan direkt voll da war – guter Schuss von der Strafraumkante (57.). La Ola in der „Halle“ und die Chance zur Führung für Deutschland, Hummels köpfte auf die Latte (65.). Doch ein Treffer wollte nicht mehr fallen.


Auch wenn der erste Test im WM-Jahr „kein weltbewegendes Ereignis“ (Toni Kroos) war, zeigte er dennoch, dass Löws gebetsmühlenartige Appelle an seine Spieler („Das Turnier in Russland wird uns Übermenschliches abverlangen“) Wirkung zeigen. Die Leidenschaft war da, den spielerischen Rest, der gegen Topteams wie Spanien nötig ist, muss der Feinschliff bringen. „Es war echt ein gutes Spiel. Wir hatten aber auch Schwachpunkte“, sagte Mats Hummels selbstkritisch. Toni Kroos: „Wir sind auf einem guten Weg, aber können uns noch verbessern. Wir müssen vor allem an der Defensive noch arbeiten.“
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Übrigens: Mit dem Remis gegen Spanien nagt Bundestrainer Löw an einem DFB-Rekord. 22 Spiele am Stück ohne Niederlage stehen jetzt in seiner Bundestrainer-Vita. Besser war nur Jupp Derwall mit 23 Partien (von Oktober 1978 bis Dezember 1980). Am Dienstag spielt Deutschland in Berlin gegen Brasilien.
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