Die deutsche Nationalmannschaft hat dem Corona-Wirbel vor der Austragung des Länderspiels gegen die Ukraine getrotzt. Das nun seit zwölf Partien ungeschlagene DFB-Team kam gegen die Osteuropäer zu einem 3:1 (2:1) und liegt in der Nations League damit auf Finalrunden-Kurs. Um die Tabellenführung in der Gruppe 4 der Liga A zu behaupten und die Teilnahme an der Endrunde im kommenden Oktober perfekt zu machen, genügt der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw im abschließenden Vorrundenspiel am Dienstag in Sevilla gegen Spanien bereits ein Unentschieden. Die Iberer mussten sich am Samstag mit einem 1:1 (0:1) in der Schweiz begnügen.
Roman Yaremchuk hatte die ersatzgeschwächten Ukrainer in Leipzig früh mit 1:0 in Führung gebracht (11.), doch die DFB-Auswahl drehte das Spiel durch Treffer von Leroy Sané (23.) und Timo Werner (33. und 64.). Dass die Partie überhaupt angepfiffen werden kann, hatte erst rund vier Stunden vor dem Spielbeginn festgestanden. Am Freitagabend waren fünf positive Corona-Befunde im Tross der Gäste aufgetreten, was die Austragung der Begegnung in Frage gestellt hatte. Am Samstag unterzogen sich die ukrainischen Spieler, Trainer und Betreuer dann einer weiteren Testreihe, bei der keine neuen Fälle festgestellt wurden. Die UEFA blieb schließlich bei ihrer Spielansetzung. Auch der DFB äußerte keine Bedenken.
Deutschland gegen Ukraine in der Einzelkritik
Löw veränderte seine Startelf im Vergleich zum 1:0-Testspielsieg unter der Woche gegen Tschechien, bei dem zahlreiche Leistungsträger geschont worden waren, nominell auf sieben Positionen. Philipp Max, der am Mittwoch ein gutes Nationalmannschafts-Debüt gegeben hatte, durfte allerdings erneut von Beginn an ran. In der Defensive kamen Niklas Süle und Matthias Ginter in Startelf, im zentralen Mittelfeld übernahm Leon Goretzka in Abwesenheit des gesperrten Toni Kroos den Platz neben Ilkay Gündogan. Die Angriffsreihe bildete erstmals seit knapp zwei Jahren der Turbo-Sturm mit Sané, Werner und Serge Gnabry. Ins Tor kehrte Manuel Neuer zurück, der sein 95. Länderspiel bestritt und mit Rekord-Nationaltorhüter Sepp Maier gleichzog.
Den Beginn des Spiels dürfte sich der Bayern-Keeper jedoch anders vorgestellt haben. Zwar zeigte sich die deutsche Elf von Beginn an bemüht, offenbarte dann aber Nachlässigkeiten in der Defensive. Nachdem der Ball eher zufällig in den deutschen Strafraum gekommen war, klärten Robin Koch und Max nicht entschlossen genug, was Yaremchuck eiskalt nutzte. Der Stürmer hämmerte die Kugel aus rund zwölf Metern in den Winkel. Neuer war machtlos. Der Plan von Löw, der vor dem Spiel einen Sieg gefordert hatte, schien vorerst nicht aufzugehen.
Leon Goretzka mit starker Vorstellung im Mittelfeld
Doch das DFB-Team erholte sich schnell von der kalten Dusche und bemühte sich angetrieben vom starken Goretzka um die Spielkontrolle. Dies gelang zunächst zwar nur phasenweise - der Ausgleich sprang aber dennoch heraus. Goretzka erkämpfte den Ball im Mittelfeld und setzte seinen Bayern-Kollegen Sané in Szene. Dieser narrte Mykola Matviienko und traf mit einem platzierten Schuss ins lange Eck: 1:1. In der Folge blieb die Partie ausgeglichen.
Einen Dämpfer musste Löw nach knapp einer halben Stunde hinnehmen, als Antonio Rüdiger sich eine Gelbe Karte und damit eine Sperre für das Spiel in Spanien einhandelte. Doch kurz darauf hatte der Bundestrainer wieder Grund zum Jubeln. Koch spielte einen guten Ball in den Strafraum, den Goretzka nicht weniger ansehnlich sicherte. Die anschließende Flanke musste Werner per Kopf nur noch über die Linie drücken: 2:1.



Nach der Pause hatten die Platzherren dann weiterhin Feldvorteile. Die erste gute Möglichkeit des zweiten Durchgangs ging jedoch an die Ukraine, als ein Schuss von Oleksandr Zinchenko von Süle abgefälscht wurde und nach einer kurzen Pfostenberührung am Tor vorbeirauschte. Die deutschen Abschlüsse waren hingegen zunächst weiter von ihrem Ziel entfernt - bis Werner, der im Sommer von RB Leipzig zum FC Chelsea gewechselt war, an alter Wirkungsstätte erneut zuschlug: Gündogan zeigte sich im Mittelfeld robust, brachte den Ball zu Ginter und Werner verwandelte dessen Flanke kompromisslos. Die Ukraine suchte nach einer Antwort. Mehr als zwei Pfostenschüsse von Marlon (75. und 82.) sprangen aber nicht mehr heraus.