Trotz eines 4:2 (1:0) im abschließenden Gruppenspiel gegen Costa Rica hat sich die deutsche Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar schon nach der Vorrunde verabschiedet. Das Team von Bundestrainer Hansi Flick schied damit nach der Schmach 2018 in Russland zum zweiten Mal in Folge schon vor dem WM-Achtelfinale aus. Serge Gnabry war während einer starken Anfangsphase das 1:0 gelungen (10.), anschließend ging jedoch ein Bruch durch das Spiel der DFB-Auswahl. Yeltsin Tejeda schoss schließlich den Ausgleich (58.). Juan Vargas besorgte gar das 2:1 für den Underdog (70.). Der Doppelpack von Kai Havertz (73. und 85.) und das 4:2 des eingewechselten Niclas Füllkrug (89.) reichten am Ende nicht zum Weiterkommen, da Japan zeitgleich überraschend mit 2:1 (0:1) gegen Spanien gewann.
Die Asiaten sicherten sich damit auch den Sieg in der Gruppe E und müssen nun gegen Kroatien ran. Die Iberer zitterten sich derweil als Zweiter weiter und spielen im Achtelfinale gegen Marokko. Beim DFB wird währenddessen eine intensive Aufarbeitung des Auftritts bei der Wüsten-WM auf dem Programm stehen. Auch die Personalien von Flick, der einen Rücktritt schon vor dem dem Spiel gegen Costa Rica ausgeschlossen hatte, und DFB-Direktor Oliver Bierhoff könnten knapp zwei Jahre vor der Heim-EM diskutiert werden.
Der Bundestrainer hatte am Donnerstag schon vor dem Anpfiff für die erste Überraschung gesorgt. Zwar veränderte der Coach seine Anfangsformation im Vergleich zum 1:1 gegen Spanien nominell nur auf einer Position und brachte Leroy Sané für Thilo Kehrer. Allerdings verschob Flick den bei ihm eigentlich stets im zentralen Mittelfeld beheimateten Joshua Kimmich auf die rechte Außenbahn der Vierer-Abwehrkette. "Mit Jo auf der rechten Außenbahn haben wir noch die eine oder andere Option mehr. Er ist komplett, was seine Technik betrifft und hat sehr gute Lösungen über die Seite", sagte der 57-Jährige vor dem Anpfiff am ARD-Mikrofon und gab zu, dass dies nicht seine schwierigste Entscheidung bei der Zusammenstellung seiner ersten Elf war.
"Eine Position war für uns relativ lange offen - die ganz vorne", sagte Flick mit Blick auf den Posten an vorderster Front, wo Thomas Müller den Vorzug vor Füllkrug erhielt: "Wir haben uns für Thomas entschieden, weil er der Mannschaft als Organisator mit seiner Erfahrung eine große Qualität gibt. Er pusht die Mannschaft immer wieder. Das brauchen wir heute." Füllkrug war nach seinem späten Ausgleichstreffer gegen Spanien von vielen Beobachtern von Beginn an erwartet worden.
Die Mannschaft zeigte sich von diesen Diskussionen zunächst gänzlich unbeeindruckt und drückte im Al-Bayt Stadium in Al-Khor von Beginn an aufs Tempo. In hoher Geschwindigkeit prasselten die Angriffe auf Costa Ricas Defensive nieder. Jamal Musiala prüfte Keeper Keylor Navas (2.) und startete kurz darauf zu einem atemberaubenden Dribbling durch den Strafraum des Gegners, das jedoch zu keinem wirklichen Abschluss führte (7.). Dann setzte Müller einen Kopfball völlig unbedrängt neben das Ziel (9.), ehe Gnabry seine Teamkollegen endlich aufatmen ließ. Per Kopf drückte der Bayern-Profi eine Flanke von David Raum ins Netz. Wenig später scheiterte Leon Goretzka mit einem Kopfball an Navas (14.).
Deutschland mühte sich im Anschluss weiter - doch plötzlich blieb das Zwingende in den Offensivaktionen aus. Zwar war die Partie weiterhin einseitig, echte Chancen gab es jedoch vorerst nicht. In der 36. Minute hatte Musiala dann doch das 2:0 auf dem Fuß, schoss aber deutlich neben das Tor. Ähnlich erging es Gnabry (39.) Costa Rica tat derweil nichts fürs Spiel nach vorn und lauerte allenfalls auf Kontersituationen. Eine davon ließ den Deutschen den Schrecken in die Glieder fahren. Raum und Antonio Rüdiger agierten gegen Keysher Fuller zu nachlässig - Manuel Neuer rettete in höchster Not (42.).
Mit Beginn des zweiten Durchgangs wurde Kimmich von Flick wieder ins Mittelfeld beordert. Rechts hinten übernahm Lukas Klostermann, der für den angeschlagenen Goretzka ins Spiel kam. Die Unsicherheiten in der Defensive, die sich schon zum Ende des ersten Durchgangs angedeutet hatten, häuften sich nun. Nach 55 Minuten suchte Deutschland angesichts der Entwicklung im Parallelspiel, wie Japan nun führte, die Flucht nach vorn und brachte Füllkrug. Doch wenig später folgte die kalte Dusche: Manuel Neuer ließ einen Schuss abklatschen und Tejeda staubte zum 1:1 ab. Das DFB-Team wehrte sich, Musiala traf den Innenpfosten (61.). Flick brachte Kai Havertz und Mario Götze für Raum und Müller (67.). Musiala versuchte es erneut - und traf wieder nur den Pfosten (67.).
Dafür zappelte der Ball auf der anderen Seite im Netz. Nach einer Freistoß-Hereingabe herrschte Konfusion im deutschen Strafraum und Vargas stocherte den Ball ins Tor. Das DFB-Team suchte nach einer Antwort und erzielte und kam zum 2:2. Über Füllkrug kam der Ball zu Havertz, der erfolgreich abschloss. Der Chelsea-Profi erzielte dann auch das 3:2 und Füllkrug das 4:2. Beide Treffer waren wegen des japanischen Siegs über Spanien in der Endabrechnung aber nichts wert.
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