Vor dem abschließenden EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl am Dienstagabend in Frankfurt gegen Nordirland sprach der frühere Nationalspieler Günter Netzer (75) bei einem Podiums-Interview über...
...die Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft: "Nachdem Bundestrainer Jogi Löw sich entschlossen hat, einen Umbruch zu vollziehen, muss Geduld geübt werden. Die Spieler müssen die Chancen haben, Fehler zu machen. Jetzt war es erst mal wichtig, die Quali zu schaffen und neue Spieler zu sichten."
...seine Forderung an die DFB-Elf: "Wir haben zwar viele Spieler, die das Potenzial haben, einen begeistern zu können. Unerlässlich für den Erfolg ist es aber, dass die Abwehr funktioniert. Das muss muss der Grundstein sein."
Die DFB-Kandidaten für die EM 2020 im Chancen-Check
...die Verletzung von Niklas Süle: "Das ist der Super-Gau, weil es dadurch noch keine Abwehrformation gibt, die sich herauskristallisieren kann. Und im nächsten Jahr stehen Spiele gegen große Gegner an, in denen bewiesen werden muss, wie weit die Mannschaft ist."
...Kai Havertz: "Wenn man den Fußball versteht, muss man ihn vom ersten Moment an bewundern. Er hat eine große Zukunft vor sich. Er hat immer etwas gutes vor. Aber er ist natürlich noch am Anfang, und er muss noch stabilisiert werden. Dann wird er bestimmt ein großer Spieler."


...weniger echte Typen im Fußball: "Das war damals ganz anders. Diese Persönlichkeiten haben sich einfach herausentwickelt und haben das Heft in die Hand genommen. Sie waren der verlängerte Arm des Trainers. Das gibt es heute nicht mehr. Aber schauen wir uns mal unsere Welt an, da gibt es kaum noch Persönlichkeiten – aber das ist auch gar nicht mehr so gewünscht. Das ist eine andere Zeit. Es hatte aber auch sportlich seine Gefahren. Wenn man diese Spieler ausgeschaltet hat, hat man schon die halbe Mannschaft besiegt. Heute wird es auf viele Schulter verteilt."
...über sein damaliges Image als Popstar: "Ich habe keinen großen Wert darauf gelegt. Ich habe nun mal Sachen gemacht, die im Fußball anders war."
...den Kleidungsstil von Leroy Sané: "Wenn das ein Beweis dafür ist, dass man Kult ist, ist das bedauernswert. Das ist eben sein Ausdruck zu leben. Es ist nichts schlimm daran, wenn er schrille Jacken trägt. Ich wurde in Mönchengladbach damals aber immer schon sehr angegriffen. Wenn ich dort damals nicht den Ball so gut getroffen hätte, hätten sie mich rausgeworfen."


...Tabellenführer Borussia Mönchengladbach: "Das ist aktuell eine erfreuliche Steigerung im Vergleich zu den letzten Jahren. Der Trainer scheint ein Guter zu sein, der die Mannschaft erreicht. Der Klub hat zudem gute Einkaufe getätigt. Aber wir haben erst ein Drittel der Saison gespielt. Und Bayern hat immer noch ein enormes Potenzial, das wiederkommen wird. Da ist noch so viel möglich, was sie noch nicht auf den Platz gebracht haben. Und dann wird man sehen, wie gut Gladbach ist – ob sie dem widerstehen können."
...über Uli Hoeneß: "Er hat wahnsinnig viel für den Fußball getan. Der FC Bayern war sein Lebenswerk, das er bis zuletzt verteidigt – das ist einzigartig. Das war überwiegend unterhaltsam, teilweise auch nicht. Er wird sich aber auch weiterhin melden, wenn der Klub angegriffen werden. Er gehört zu den ganz großen Figuren der Bundesliga."