Die unangenehmen Gespräche zuerst, die schönen zuletzt – nach diesem Schema ging Hansi Flick vor, als er am Mittwochabend seinen Telefonmarathon begann, um die Nationalspieler darüber zu informieren, wer bei der WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) dabei sein wird und wer nicht. 26 Tickets hatte der Bundestrainer zu vergeben und entschied sich am Ende für einen Mix aus erfahrenen Weltmeistern wie Manuel Neuer oder Mario Götze und einigen jungen Wilden, denen die Zukunft gehört - wie Youssoufa Moukoko oder Armel Bella-Kotchap. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber sind total überzeugt von unserem Kader", sagte der Bundestrainer. "Wir haben enorm viel Qualität."
Die Härtefälle: Der noch immer Verletzte Marco Reus verpasst sein inzwischen viertes großes Turnier (Flick: "Das tut extrem weh, wir hätten seine Qualität gerne dabei gehabt"), für Florian Wirtz kam die WM nach seinem Kreuzbandriss noch zu früh. Mats Hummels schaffte es trotz starker Leistungen bei Borussia Dortmund nicht ins Aufgebot und kommentierte dies als "eine der größeren Enttäuschungen meiner Karriere." Ähnlich geknickt reagierte Maximilian Arnold, der fest mit einem Platz im WM-Kader gerechnet hatte. Auch Robin Gosens, bei der EM 2021 noch einer der wenigen Gewinner, fiel der Konkurrenz zum Opfer.
Die Gewinner: Dass aufgrund der extrem verkürzten Vorbereitung die aktuelle Form mehr denn je eine Rolle spielte, beweisen die Nominierungen von Niclas Füllkrug (Flick: "Das Momentum sprach für ihn"), Götze ("Ein genialer Fußballer") und Moukoko ("Er ist schnell und quirlig"). Auch das Freiburger Duo Christian Günter und Matthias Ginter profitierte vom Hoch des SC.
Die Überraschungen: Mit einer Nominierung von Bella-Kotchap, der nach einer Schulterverletzung erst gerade zurückkehrte, hatten die meisten ebenso wenig gerechnet, wie mit Lukas Klostermann, der sein letztes Spiel im August gemacht hatte. Flick betonte aber, dass er mit Leipzigs Trainer Marco Rose stets in engem Austausch stand und sicher ist, dass "Lukas uns im Turnierverlauf weiterhelfen kann. Er hat in der Nations League super performt." Dass der defensivere Klostermann dabei ist, dürfte bedeuten, dass Flick eher nicht mit Jonas Hofmann hinten rechts plant, eine Zurückversetzung von Joshua Kimmich schloss er ebenfalls aus.
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