Man muss schon lange zurückschauen, um eine Partie der deutschen Nationalmannschaft zu finden, dem ein Spieler im zentralen Mittelfeld so sehr den Stempel aufdrückte und den Takt angab, wie Leon Goretzka beim 3:1 gegen die Ukraine. Nicht nur, dass der Bayern-Star fast an jeder gefährlichen Aktion des DFB-Teams beteiligt war – Goretzka kurbelte das Spiel immer wieder an, hatte unglaublich viele Ballkontakte, gewann nahezu alle Zweikämpfe und glänzte auch noch mit zwei herrlichen Torvorlagen bei den Treffern von Leroy Sané und Timo Werner.
Ein "klasse Spiel" attestierte ihm auch der Bundestrainer, dem die Entwicklung des immer cleveren, aber früher eher schüchternen Goretzka vom talentierten Schalker Bubi zur echten Führungsfigur im Klub und in der Nationalelf natürlich nicht entgangen ist.



Von seiner Spielweise erinnert er in der aktuellen Form an eine Mischung aus Lothar Matthäus und Michael Ballack, und auch abseits des Platzes setzte er zuletzt immer wieder mit klugen Aussagen und tollen Aktionen, wie der Spendenkampagne #wekickcorona starke Zeichen. Dass er diese ausgerechnet mit Joshua Kimmich ins Leben rief, ist freilich kein Zufall. Auch Kimmich ist ein kluger Kopf, ein echter Leader auf dem Platz und in der internen Hierarchie bei Löw sicher (noch) über Goretzka anzusiedeln. Viele sehen in Kimmich den nächsten Kapitän des Rekordmeisters und beim DFB, doch auch Goretzka hat durchaus das Zeug dazu und bringt alle Voraussetzungen mit, die es für dieses Amt benötigt.
Im Gegenteil zu Toni Kroos oder Ilkay Gündogan (beide 30) sind Kimmich und Goretzka (beide 25) zwei lautere Charaktere, die jede Mannschaft benötigt, die auf höchstem Niveau erfolgreich sein will. Macht Goretzka so weiter, ist auch er auf dem besten Weg zum neuen Boss.