Die EM 2020 naht - und bei der deutschen Nationalmannschaft geht das Personal-Roulette los! Irgendwann kommt Bundestrainer Joachim Löw eigentlich immer darauf zu sprechen. Er wird in letzter Zeit ja auch oft genug nach Themen wie Umbruch, neuen Impulsen und der Verjüngung der Nationalmannschaft gefragt. Und das sei natürlich ein ganz schöner Balanceakt. Einerseits: Einen Umbruch zu vollziehen. Und andererseits: Ergebnisse zu liefern, zum Beispiel wie beim 2:0-Sieg in Nordirland, auch wenn der nur wenig berauschend ausgefallen war.
„Wir müssen schon auch noch was probieren“, erklärte der Bundestrainer nach dem Spiel im Windsor Park in Belfast, „aber vorwiegend müssen wir uns einspielen, gerade bei dieser jungen Mannschaft“. Überschaubar waren am Montag seine personellen Optionen geworden, zumindest im Vergleich dazu, mit welchem Aufgebot er die abgelaufene Woche beim DFB-Team angegangen war. Mit Leon Goretzka, Nico Schulz und Ilkay Gündogan waren bereits drei Spieler vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen abgereist.
Internationale Pressestimmen zum DFB-Sieg gegen Nordirland
Einige aktuelle DFB-Spieler müssen um ihr EM-Ticket zittern
Das machte sich natürlich genauso bemerkbar wie das Fehlen anderer Spieler, auf die Löw hatte verzichten müssen. „Es haben einige gefehlt, die demnächst wieder dabei sein werden“, sagte der 59-Jährige, „da geht es auch darum, dass sie wieder mittrainieren, auch diese Einheiten sind wichtig.“ Das bedeutet wiederum auch, dass einige Akteure, die diesmal dabei waren, mit Blick auf die EM um ihren Platz zittern müssen.



Der Aufschrei war ja auch erstmal relativ laut, gerade nach der 2:4-Niederlage gegen die Niederländer, gerade in der Defensive. Da hatte vor allem Jonathan Tah noch reichlich überfordert gewirkt, allerdings spielte der Rechtsfuß auch auf der Position links in der Dreierkette, die nicht optimal für ihn war.
Antonio Rüdiger könnte bei den nächsten DFB-Spielen zurückkehren
Neben aufkeimenden Forderungen nach einer Rückkehr von Mats Hummels (die Löw aber ausschloss) fiel oft auch der Name Antonio Rüdiger. Der 26-Jährige vom FC Chelsea sei ein Kandidat, um die Sehnsucht nach mehr Stabilität (und internationaler Klasse) womöglich zu stillen - nach einer Knie-Operation machte er bislang nur zwei Spiele für Chelseas U23, könnte aber bei den nächsten Länderspielen zurückkehren.
Klostermann und Halstenberg sammelten Pluspunkte - Hector und Stark müssen zittern
Ebenfalls bei einem Topklub unter Vertrag steht Allzweckwaffe Thilo Kehrer. Die Länderspiele verpasste er wegen einer Fußverletzung, doch bei Paris St. Germain gehört der 22-Jährige zum ersten Besteck, kann sowohl in der Dreierkette spielen als auch auf der rechten Außenbahn, wo er bei Löw regelmäßig aufboten wurde. Auf dieser Position konnte der Leipziger Lukas Klostermann in seinen Länderspielen drei und vier (jeweils über 90 Minuten) nun Pluspunkte sammeln, auch Klub-Teamkollege Marcel Halstenberg machte es gegen Nordirland ordentlich, nicht zuletzt aufgrund seines wichtigen Tors zum 1:0.
Der Kölner Jonas Hector kam nach dem Schulz-Ausfall als einziger Außenverteidiger gar nicht zum Einsatz, zuletzt war das beim Freundschaftskick gegen Russland im vergangenen November der Fall gewesen. Er muss genauso um seinen Platz bangen wie Niklas Stark, der noch immer nicht zum Einsatz kam.
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Emre Can wird es ebenfalls schwer haben - Spieler wie Toni Kroos, Joshua Kimmich und Ilkay Gündogan sind auf seiner Position gesetzt, Leon Goretzka hat ein besseres Standing und bei Juventus Turin wurde der Deutsche gar nicht für die Champions League nominiert. In der Offensive wird Leroy Sané trotz seines langen Ausfalls bis ins Frühjahr als einer der wohl größten EM-Hoffnungsträger sicher dabei sein.
Draxler muss sich neuer Konkurrenz stellen - Waldschmidt maximal Außenseiter
Interessanter ist die Situation bei Julian Draxler, der nun wegen einer Blessur fehlte, sich aber wie bei Paris St. Germain auch im DFB-Team einer zünftigen Konkurrenz auf den Außenbahnen stellen muss. Neben Sané sind Marco Reus, Serge Gnabry und Timo Werner sind inzwischen gesetzt, Julian Brandt sowie Kai Havertz (auf den Löw trotz geringer Spielzeiten große Stücke hält) auch fest eingeplant. Der erstmals nominierte Luca Waldschmidt hat maximal sehr geringe Außenseiterchancen.
Anderseits hatte Löw beinahe vor allen Turnieren die ein oder andere Überraschung parat. Bisherige One-Hit-Wunder wie Mark Uth, Nils Petersen oder Maximilian Eggestein gilt es daher also genauso weiterhin auf dem Schirm zu haben wie Mario Götze und mögliche Newcomer wie Nadiem Amiri oder Florian Neuhaus.
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