13. Dezember 2022 / 20:48 Uhr

Kommentar zur DFB-Taskforce: Lasst Watzke, Kahn, Mintzlaff & Co. doch erstmal machen

Kommentar zur DFB-Taskforce: Lasst Watzke, Kahn, Mintzlaff & Co. doch erstmal machen

Heiko Ostendorp
RedaktionsNetzwerk Deutschland
Unter anderem Hans-Joachim Watzke, Oliver Kahn und Oliver Mintzlaff gehören dem neuen DFB-Expertenrat an.
Unter anderem Hans-Joachim Watzke, Oliver Kahn und Oliver Mintzlaff gehören dem neuen DFB-"Expertenrat" an. © IMAGO/Jan Huebner/EU Images/Eibner (Montage)
Anzeige

RND-Sportchef Heiko Ostendorp kann die schnelle Kritik an der Zusammensetzung des DFB-"Expertenrates" nicht nachvollziehen. Er plädiert dafür, Hans-Joachim Watzke, Oliver Kahn, Oliver Mintzlaff & Co. einen Vertrauensvorschuss entgegen zu bringen und die Gruppe erst nach den Ergebnissen ihrer Arbeit zu beurteilen.

"Wenn du nicht mehr weiterweißt, gründe einen Arbeitskreis." So lautet eine Redewendung, mit der man sich in Deutschland jahrelang über die Politik lustig machte, wenn sie nach diesem Motto agierte. Auch im Fußball hat der Spruch durchaus Tradition, schließlich wurden auch hier in Krisenzeiten gerne Gruppierungen unter illustrer Betitelung ins Leben gerufen.

Anzeige

Im Jahr 2000 gab es die "Taskforce Nationalmannschaft" unter der Leitung von Karl-Heinz Rummenigge, vier Jahre später die legendäre "Trainerfindungskommission", kurz "Tfk", aus der am Ende der Bundestrainer Jürgen Klinsmann entsprang. Und es ist noch gar nicht so lange her, da wurde von der DFL die sogenannte "Taskforce Zukunft Profifußball" gegründet. 2019 war das, insgesamt 37 Experten und Expertinnen aus verschiedenen Bereichen waren am Start. Das Ergebnis? Bis heute keines.

Nun also gibt es eine neue Arbeitsgruppe namens "Expertenrat", die sich um die Ausrichtung des DFB mit Blick auf die EM 2024 und die Nachfolge von Oliver Bierhoff als Verbands-Direktor kümmern soll. Insgesamt sitzen darin sieben weiße Männer, die zusammen 408 Jahre alt sind. Mit Oliver Kahn ist jemand dabei, der beim FC Bayern aktiv die Geschäfte führt, mit Oliver Mintzlaff der Boss des unbeliebten Brausekonzerns Red Bull – Angriffsfläche bietet diese Truppe also reichlich.

Doch auch wenn man gerne wüsste, wie – oder unter welchen Kriterien - sie genau zusammengestellt wurde, sollte man sich erst einmal freuen, dass so viel geballte Fußballkompetenz bereit ist, das schlingernde Flaggschiff DFB wieder auf Kurs zu bringen. Egal, wie man zu Hans-Joachim Watzke, zu Matthias Sammer, Kahn oder Mintzlaff stehen mag – sie verfügen allesamt über reichlich Erfahrung, Fachwissen und ein hervorragendes Netzwerk. Das sind für ihren Aufgabenbereich zumindest nicht die schlechtesten Voraussetzungen.

Anzeige

Es ist ein Trend – nicht nur in den sozialen Medien – in Deutschland erstmal alles doof zu finden. Wenn es vom DFB kommt, dann erst recht. So ergoss sich auch am Dienstag ein wahrer Shitstorm über die prominente Seniorenrunde. Ob es in anderen Ländern andere Reaktionen gegeben hätte? Ich vermute ja. Ob eine jüngere, diversere Gruppe besser geeignet wäre, einen neuen Bierhoff zu finden? Ich vermute nein. Also lasst die alten weißen Männer doch erstmal machen. Aufregen kann man sich schließlich noch früh genug.