Als Rudi Völler das erste Training der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2023 mit knappen Worten eröffnete, gab es lauten Applaus für den neuen Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bunds. Der 62 Jahre alte Ex-Teamchef wollte so die neue Demut demonstrieren, für die er selbst als Gesicht des Aufbruchs in Richtung Heim-Europameisterschaft 2024 stehen soll. "Er hat die Erfahrung, er kennt den deutschen Fußball. Auf ihn kann man in der aktuellen Situation nicht verzichten", sagt Jenz Kuschel, der als Fan beim Jahresauftakt des DFB-Teams als Zuschauer dabei war.
Die Regenerationseinheit der Elf von Bundestrainer Hansi Flick im Stadion am Brentanobad in Frankfurt am Main ging anschließend eher unspektakulär vonstatten. Gut 3500 Tickets hatte der Verband bis zum Nachmittag kostenfrei herausgegeben, vor Ort waren dann nur knapp 2000 Zuschauerinnen und Zuschauer dabei.
Vornehmlich die Jüngeren pilgerten zu ihren Idolen, teils in Begleitung der Eltern, teils zusammen mit ihrer Nachwuchsmannschaft. "Jeder Kontakt zu den Fans, so wie hier, hilft dabei, wieder Vertrauen zurückzugewinnen", sagt Hans-Jürgen Naumann vom TSV Lang-Göns. Ein Jugendteam des Vereins war kurz entschlossen auf seine Empfehlung hin mit Trainern ins rund 50 Kilometer vom Heimatort entfernte Frankfurt gefahren. Alexia Bamberg kam mit ihren Söhnen Noah und Simon und meint, es sei "genau das richtige Format" nach dem desaströsen Abschneiden bei der WM in Katar vor rund dreieinhalb Monaten.
DFB-Team: Nur 14 Spieler beim ersten Training
Bei der ersten Einheit nach dem erneuten Vorrunden-Aus versammelte Flick eine Gruppe von 14 Spielern aus seinem Aufgebot für die anstehenden beiden Testspielen gegen Peru am Samstag in Mainz und am darauffolgenden Dienstag in Köln gegen Belgien. Das Bayern-Trio Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry fehlte ebenso wie die beiden Freiburger Christian Günter und Matthias Ginter, Rückkehrer Florian Wirtz (Leverkusen), Goldjunge Mario Götze (Frankfurt) sowie die beiden Torhüter Marc-André ter Stegen (Barcelona) und Bernd Leno (Fulham). Die neun Spieler waren allesamt noch am Sonntag mit ihren Klubs im Einsatz. Das Neulings-Sextett hingegen absolvierte die lockere rund 50-minütige Einheit. Auch Eintracht-Keeper Kevin Trapp ließ sich sein Heimspiel trotz des Spiels tags zuvor (0:2 gegen Union Berlin) nicht nehmen.
Laut wurde es abgesehen von Völlers Begrüßungsworten nur dann, wenn Götze, Gnabry, Trapp und Co. sich auf den Weg zu Autogrammen und Selfies zu den Anhängern machten. Ansonsten blieben Plakate oder Gesänge gänzlich aus. Applaus gab es dann noch einmal für Völler, als er um kurz vor 18 Uhr die Abschiedsworte sprach: "Wir müssen nun Schluss machen, um am Samstag erfolgreich zu spielen, und wollen, dass sich kein Spieler erkältet."
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